Himmlischer Humor für die Krone
Für den bewährten Propheten und obersten Richter der Israeliten ist das Finden und Ernennen eines Königs sozusagen der ultimative Test. Der Ruf des Volks nach einem «richtigen» König geht Samuel gegen den Strich. Doch Gott macht ihm klar, dass er dem Begehren der Leute nachgeben und einen Herrscher einsetzen soll.
Stolze Stämme
Wer wird es sein? Es gibt keinen Anwärter und keine Familie im Land, die den Anspruch geltend machen könnte. Wie kann es Samuel aufgleisen, dass der neue König von den rivalisierenden Stämmen anerkannt wird? Er wartet. Gott muss es richten. Aber wie? An einem Tag lässt Gott sich vernehmen: Morgen kommt der Mann zu dir. Tatsächlich trifft ein junger Mann in der Stadt ein, die Samuel eben während dieser Tage für ein Fest eingeladen hat. Saul hat die entlaufenen Esel seines Vaters tagelang vergeblich gesucht – und sein Diener hat ihm schliesslich geraten, den Seher Samuel nach ihrem Verbleib zu fragen.
Esel gesucht – Königswürde empfangen
Im Stadttor tritt Saul auf Samuel zu. Er kennt ihn nicht, fragt nach dem Haus des Sehers. Der Grund seines Kommens bringt Samuel zum Schmunzeln. Er lädt Saul zum Essen ein. Um die Esel soll er sich nicht kümmern; sie sind gefunden. Am anderen Morgen begleitet Samuel Saul aus der Stadt hinaus und salbt ihn im Auftrag Gottes zum König über die israelitischen Stämme. Er nennt dem völlig überraschten, ja geschockten Saul Zeichen, die diese Salbung bestätigen werden. Unter anderem wird er ausser sich geraten, wenn ihm eine Gruppe von Propheten begegnet. «Da wirst du umgewandelt und ein anderer Mensch werden. Wenn nun diese Zeichen bei dir eintreffen, so tu, was dir vor die Hände kommt; denn Gott ist mit dir.»
Losentscheid
Auf dem Heimweg geschieht alles wie vom Propheten vorausgesagt. Wochen später versammelt Samuel das Volk. Der alte Mann beweist Nerven: Der Herrscher soll durch das Los bestimmt werden. Das Los fällt auf Benjamin, einen der kleinsten Stämme, dann auf Sauls Clan und schliesslich auf Saul persönlich. Doch wo ist er? Er ist gar nicht anwesend. Er hat sich beim Tross versteckt! Man holt ihn her. Saul überragt die Männer um Kopfeslänge. Sie jubeln: Es lebe der König! Samuel proklamiert ihn als den von Gott auserwählten König und schreibt seine Privilegien in ein Dokument, das im Heiligtum aufbewahrt wird.
Abschiedsdonner
Einen ersten militärischen Test gegen ein Heer aus dem Osten besteht Saul glänzend. Der Sieg wird von Samuel genutzt, an einem Fest Sauls Autorität zu stärken. Das Volk ist in einem Freudentaumel – der beste Moment für Samuel, sein Amt als oberster Richter niederzulegen. Die Stammesführer müssen ihm bestätigen, dass er keinem Gewalt getan, niemand beraubt und sich nicht hat bestechen lassen. Er ermahnt sie mit scharfen Worten, mit dem König die Gebote ihres Gottes Jahwe zu halten – sonst werden sie samt ihm verloren sein. Um ihnen dies einzuschärfen, bittet er Gott mitten in der trockenen Jahreszeit um ein Gewitter. Es zieht auf – starker Regen, Blitz und Donner setzen die Versammelten in Schock.
In der Krise eigenmächtig
Damit tritt Samuel aber noch nicht von der Bühne ab. Das westliche Nachbarvolk der Philister ist technologisch hoch überlegen. Die Israeliten haben im Krieg keine Chance, ihnen fehlen die geschmiedeten Waffen der Philister. Saul droht eine schmähliche Niederlage. Nach Tagen des Wartens auf Samuel – die Ankunft des Propheten verzögert sich – ist seine Geduld am Ende. Die Hauptleute beginnen an seiner Autorität zu zweifeln. Er fürchtet den Untergang. Da tut er das, was Samuel vorbehalten ist: Er bringt Gott selbst ein Opfer, um seinen Willen zu erfahren.
Kaum hat er es getan, erscheint Samuel und eröffnet ihn, dass seine Königsherrschaft deswegen nicht bestehen wird. Obwohl Sauls Sohn Jonathan mit einer kühnen Kommandoaktion einen unglaublichen Triumph über die Philister einleitet, liegt fortan ein Schatten über dem Haus Saul. Samuel erhält einen letzten Auftrag: einen anderen König zu salben, der sich auch in Krisen von Gott leiten lässt.
Datum: 05.10.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch