Islam-TV soll Einheit unter Muslimen fördern
Etwa 1'000 Muslime aus der ganzen Schweiz fanden sich letzten Samstag in Freiburg zur Jahreskonferenz des Islamischen Zentralrats (IZRS) ein. Angekündigt waren 2'000 Besucher sowie Redner aus elf Ländern. Die knapp 3'000 Stühle vor der riesigen Bühne waren jedoch nur rund zu einem Drittel besetzt, die Organisatoren hatten sich auf einen bedeutend grösseren Andrang eingestellt.
Vielleicht kamen darum weniger Besucher als erwartet, weil eine Hauptattraktion fehlte. Über dem saudischen TV-Prediger Muhammad al-Arifi, der Gewalt an Frauen rechtfertigt, wurde vom Bundesamt für Migration eine Einreisesperre verhängt. «Shame on you, Switzerland!», rief darum Redner Stanley Cohen erbost von der Bühne. Man könne sich nicht vor Meinungen verstecken, so der Anwalt, der unter anderem als juristischer Vertreter von Hamas-Aktivisten Bekanntheit erlangt hatte.
Dank «Unity-TV» Muslime vereinen
Natürlich kam auch IZRS-Präsident Nicolas Blancho zu Wort. Er wetterte gegen die westliche Politik und Medien, dafür lobte er aber gerne den Gerechtigkeitssinn des Islams. Weiter übte Blancho Kritik an der muslimischen Gesellschaft. «Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir zusammenstehen.» Das Einbringen islamischer Werte in die Gesellschaft sei nur möglich, wenn sich Muslime vereinen würden. Hilfreich zur Förderung dieser Einheit soll ein hauseigener Fernsehsender sein. «Unity-TV» heisst das Projekt und wird laut IZRS-Pressesprecher Qaasim Illi den ganzen deutschsprachigen Raum abdecken. «Wir wollen nicht nur Predigten senden», erklärte Illi bei der Konferenz. «Auch Gesellschaftsdebatten, Nachrichten und Kultur sollen vertreten sein.»
IZRS-Projekte scheitern oft
Anders als bisher angekündigt, wird der Sender nun doch nicht über Kabel oder Satellit zu empfangen sein: «Wir konzentrieren uns auf die Verbreitung im Internet», weiss Illi. «So wie es aussieht, können wir Ende 2013 starten.» Dann sollen die Studios in Bern, Berlin und allenfalls Wien ihren Betrieb aufnehmen. Noch wirkt das Ganze etwas schwammig. Dass Projekte des Zentralrats nicht immer umgesetzt werden, zeigen andere Beispiele: Für die geplante Moschee in Bern fehle momentan noch viel Geld, so Illi. Das «finanzielle Riesenprojekt» habe daher keine Priorität. Und auch andere Pläne habe man zurückgestellt, sagen IZRS-Vertreter. Die von Nicolas Blancho angedachten islamischen Schulen seien sogar ganz gestrichen. Grund: Es fehle die Nachfrage.
Datum: 18.12.2012
Autor: Tobias Müller
Quelle: Livenet / Kipa / BZ