Netzwerk Net for God

Wenn Hutu und Tutsi zusammen Videos schauen

Net for God-Team bei der Präsentation des Films «Der Traum des Amazonas»
In überkonfessionellen Gruppen werden Filme mit inspirierendem Inhalt geschaut und besprochen, dann wird gebetet. Aus dem Weltjugendtag entstanden, besteht das Netzwerk in 60 Ländern. Ziel ist die Verbreitung von Frieden und der frohen Botschaft.

Tatsächlich trug sich die oben erwähnte Begebenheit mit den afrikanischen Volksgruppen noch mit VHS-Kassetten zu. Es ist ein Sinnbild für den Zweck, Einheit und Frieden zwischen Kirchen und Kulturen zu schaffen.

Das weltweite «Net for God» bezieht sich auf die Visionen von Abt Paul Couturier, der 1944 die jährlichen Gebetswochen für die Einheit der Christen initiiert hatte. Zu Grunde liegt das Gebet von Jesus «Sie alle sollen eins sein, … Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast.» (Johannes, Kapitel 17, Vers 21)

Das Netzwerk ist insgesamt an rund 500 Orten präsent, und alle Filme werden in 15 Sprachen synchronisiert. NfG-Gruppen gibt es in den meisten Ländern Europas von Portugal Richtung Ukraine, aber auch im Libanon, Israel, Ägypten, vielen afrikanischen Ländern, Madagaskar, USA, Kanada, Brasilien, Philippinen, Sri Lanka, Japan etc.

In der Schweiz sind es elf Gruppen, wobei sich das Sekretariat nahe der französischen Stadt Lille befindet.

Weltweiter Weg, Gebets- und Film-Netz

Net for God beim Dreh eines Interviews

Das ökumenische Net for God ist eng mit der Kommunität «Chemin Neuf» und besonders durch das Gebet untereinander verbunden. Livenet war im Austausch mit Francis Schubiger (70), der mit seiner Frau Cécile verantwortlich für die Arbeit in der Schweiz und in engem Kontakt mit dem internationalen Sekretariat in Frankreich ist. Sie gehören seit 24 Jahren dem Chemin Neuf an.

Gibt es eine besondere Anekdote oder Geschichte zur Entstehung des Net for God?
Francis Schubiger:
Net for God wurde von der Gemeinschaft Chemin Neuf im Jahr 2000, anlässlich der Weltjugendtage der katholischen Kirche in Rom, ins Leben gerufen, um jungen Erwachsenen ein gemeinsames Gebet zu ermöglichen und sich für Frieden und Einheit einzusetzen. Während des internationalen Festivals stellte ein junger Mann aus Burundi folgende Frage: «Hier können wir als Hutu und Tutsi zusammen leben, da wir im Geiste des Friedens und der Versöhnung gemeinsam beten und teilen können. Wie können wir dies in der Heimat fortführen?» Als Antwort auf diese Frage wurde dieser Film produziert: «Ein Anstoss für Einheit und Brüderlichkeit». Schnell entwickelte sich eine Verbindung mit jungen Menschen in verschiedenen Ländern. Im Jahr 2002 wurde das Angebot auf alle ausgeweitet, die sich monatlich zu einem Austausch treffen wollten mit Hilfe von Videos zu Themen von Einheit und Frieden zwischen Kirchen und Kulturen (damals waren es noch per Post verschickte VHS-Kassetten!). Heute geht alles über das Herunterladen der Filme.

Was machen diese Gruppen, was ist genau ihr praktischer Inhalt?
Diese Gruppen treffen sich monatlich zwischen Oktober und Juni. Der Abend beginnt mit einem Welcome-Drink, gefolgt von einer Lobpreiszeit, dann sehen wir uns den Film an (30 Minuten), haben eine Zeit des Austauschs: «Was sagt der Herr mir durch das, was ich gesehen und gehört habe?», und wir schliessen ab mit einem Fürbitte-Teil, dem Gebet für die Einheit der Christen und dem Vaterunser.

Von Zeit zu Zeit gibt es etwas Grösseres, wie zum Beispiel im Januar, wo wir für die Einheit der Christen beten. Da sind wir in Zoom miteinander verbunden zwischen all unseren verschiedenen Ländern, um zusammen online zu beten, so wie wir es während der Corona-Zeit gelernt haben.

Wie bringen sich die Gruppen vor Ort, am Wohnort ein?
Net for God-Gruppen können von jeder Person gegründet werden, die daran interessiert ist, sich für Einheit und Frieden einzusetzen. Einige sind sehr klein und treffen sich in einem privaten Rahmen, andere in einem Gemeindezentrum, wieder andere im Rahmen einer Gemeinschaft (Chemin Neuf oder Diakonissen von Riehen). Diese Gruppen sind für alle offen. Die meisten Gruppen haben Mitglieder aus verschiedenen christlichen Denominationen (katholisch, reformiert, freikirchlich z.B. Pfingstgemeinde). Die Gruppen werden ermutigt, Christen der verschiedenen Kirchen an ihrem Ort einzuladen.

Wie muss sich der Leser die Umsetzung Ihres Ziels «1 Film im Monat» vorstellen?
Einmal im Monat wird ein Newsletter vom internationalen Sekretariat versandt mit dem Link zu einem neuen Film (zurzeit fünf pro Jahr) oder einem Vorschlag für einen anderen der 150 bereits realisierten Filme. Im Newsletter sind auch Vorschläge für Fragen, um den Austausch nach dem Film zu beleben. Die Leiter laden dann den Film für ihre Gruppe herunter.

Wie werden die Filmthemen ausgewählt?
Bei der Auswahl der Themen lassen wir uns von der Leidenschaft für die Einheit leiten. Mehrere Filme sind explizit ökumenisch. Ein paar Beispiele: ein Film zu Alphalive, zwei Filme zum Globalen Christlichen Forum, ein Film der Evangelisierung durch Christen verschiedener Konfessionen über die Medien, mit Schwerpunkt auf der Serie «The Chosen», ein Film zur Dynamik des «Church Planting» (Gemeindegründung) der Anglikanischen Gemeinschaft, ein Film zu «500 Jahre Reformation», ein Film zu Niklaus von Flüe mit Pfarrer Geri Keller, usw.

Erzählen sie doch gerne zwei Geschichten, wie sich das Filmschauen auf Menschen einer Gruppe ausgewirkt hatte.
Der Film über das geweihte zölibatäre Leben (das in unseren Kirchen sehr unterschiedlich gelebt wird) oder die Treffen von Papst Franziskus mit seinen presbyterianischen und pfingstlerischen Freunden haben uns in unserer Gruppe berührt und motiviert, auf diesen Wegen der Einheit zwischen unseren Kirchen weiter voranzuschreiten.

Auch wenn die Filme an einem bestimmten Ort gedreht werden, können sie uns in etwas Grösseres hineinführen durch Geschichten, die etwas Universelles zu sagen haben. Es geht darum, sich in seinem eigenen Leben von dem bewegen zu lassen, was in einem ganz anderen Kontext gelebt wird. Wir wollen mit offenen Augen beten, ausgehend von den Herausforderungen der Einheit, des Friedens und der Versöhnung für heute.

Sie erlebten auch neue postmoderne Formen und sprechen über gegenseitige Stärkung zur Evangelisierung.
Seit März 2020 haben wir die Erfahrung gemacht, dass Gebet und ein guter Austausch auch online möglich ist und dass dies einem echten Bedürfnis entspricht. Eine Reihe von Ländern hat diese Treffen seitdem fortgesetzt. Wir werden dieses Format also weiterentwickeln, indem wir uns Treffen vorstellen, die eine hohe Qualität des Zuhörens und des Austauschs fördern. Es handelt sich keineswegs um einen Chat. Wir suchen derzeit nach Werkzeugen und Möglichkeiten, diese Treffen auf einfache Weise zu moderieren.

Innerhalb von Chemin Neuf sind wir davon überzeugt, dass das grösste Hindernis für die Evangelisierung die Spaltung unter den Christen ist. Wir messen es konkret am Alltag. Damit das Evangelium so viele Menschen wie möglich auf dem riesigen digitalen Kontinent erreichen kann, müssen wir Christen verschiedener Konfessionen es gemeinsam tun. Durch Net for God wollen wir zeigen, wie der Heilige Geist in jeder Konfession wirkt. Dies lädt uns ein, uns einander anzunähern, um uns besser kennenzulernen, unsere Vorurteile zu überwinden, unsere gegenseitigen Schätze zu teilen und letztendlich gemeinsam das Evangelium verkünden zu können, um in dieser Verkündigung glaubwürdig zu sein.

Zur Webseite:
Net for God

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Datum: 04.05.2023
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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