Wie eine Kirchgemeinde dem Drehtüreffekt entgegenwirkt
Ein Team der Gellertkirche um Pfarrer Dominik Reifler stellte das Konzept vor, das konsequent darauf ausgelegt ist, Menschen zum Glauben zu führen und sie auch als Freiwillige für einen der zahlreichen Arbeitszweige zu gewinnen. «Opening the Front Door» (die Eingangstüre öffnen) meint eine konsequente Willkommenskultur. Wer in eine Veranstaltung und einen Gottesdienst kommt, soll spüren, dass er willkommen ist. Er soll mit einem attraktiven Glauben bekannt gemacht werden und sich ohne Druck dafür entscheiden können. Motivation dazu geben in der Gellertkirche Kampagnen wie God@Work über Glauben am Arbeitsplatz von Mai bis Juni dieses Jahres oder das jährliche Gemeindecamp.
Der früh verstorbene Pfarrer Roger Rohner hatte dafür ein Pfarramt für Aussenstehende initiiert. Hinzu kommen Angebote wie der Gellerttreff und das Kaffi unterm Turm. Besonderes Gewicht wird auch auf das Konfirmandencamp gelegt, in dem die Jugendlichen ermutigt werden, den Schritt in die Nachfolge Jesu zu wagen. Wer das getan hat, nimmt oft am nächsten Camp teil und ermutigt seine Altersgenossen, diese Entscheidung auch zu machen. Eine von ihnen ist Rebecca Pursell, die in Wil begeistert über ihr Engagement in der Jugendarbeit berichtete.
«Wir experimentieren...»
In der Folge kann der Besucher an den Veranstaltungen teilnehmen und «in der Masse untertauchen», so Sozialdiakon Christian Peyer an der Tagung in Wil SG. Er kann sich aber auch für eine Kleingruppe – die Gellertkirche unterhält deren 60 – anschliessen und seinen Glauben stärken. Dazu kommen die Connect Groups mit bis zu 25 Personen. «Wir experimentieren mit neuen Formen, wie Menschen im Glauben wachsen können», bekräftigte Peyer. Der neueste «Hit» sei das Seminar «die Bibel entdecken», an dem wöchentlich bis zu 115 Leute teilnehmen.
Closing the Back Door
Um die Gottesdienstbesucher und Freiwillige im Glauben zu stärken, werden ein Tiefgängerkurs sowie die Colours, kleine Lerngemeinschaften, die eine intensive Gemeinschaft pflegen, angeboten. Solche Angebote sind Teil des «Closing the Back Door»-Konzepts (Die Ausgangstüre schliessen), das verhindern will, dass Leute zwar den Glauben entdecken, die Gemeinde aber schon bald wieder verlassen, weil sie hier keine Wurzeln schlagen konnten. Peyer erinnerte an ein Motto von Dallas Willard: Haben wir einen Plan, Jünger zu machen, und funktioniert dieser Plan?
Das fünffache B
Laut dem Hauptreferenten der Tagung, dem Beauftragten für Gemeindeentwicklung der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau, Klaus Douglass, gehört dazu das fünffache B: Begeistern – Bekehren – Berufen – Befähigen – Begleiten. Es gelte, Menschen zu gewinnen, die nichts mehr von der Kirche halten. Dazu müsse die Frage gestellt werden, welche «Begeisterungskiller» sie davon abhalten. Es müsse aber auch gefragt werden, welche Faktoren Menschen begeistern, zum Beispiel eine warme und herzliche Atmosphäre.
Wenn Menschen zum Glauben gefunden und in die Nachfolge Jesu getreten seien, stelle sich die Frage der Berufungen in eine bestimmte Aufgabe. Dazu sei die Gabe entscheidend, die aber nicht die Ausbildung ersetzen könne. Denn: Wo ich gut bin, lerne ich dazu. Schliesslich gelte es, auch die Mitarbeitenden zu begleiten, um allfälligen Krisen vorzubeugen.
Zur Webseite:
Gellertkirche
Landeskirchen-Forum: Das Abendmahl als Augenöffner
LKF-Tagung mit Michael Herbst: Wie die reformierte Kirche Zukunft hat: Mission ins Zentrum stellen
Datum: 07.09.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet