Evangelikale unter der Lupe

Frankreichs Christen: Offen für Flüchtlinge – gegen Euthanasie

Zwei Drittel der evangelikalen Christen in Frankreich sind frühere Katholiken. Eine neue Untersuchung hat die schnell wachsende evangelische Christenheit unter anderem über soziales Engagement, Säkularismus und Euthanasie befragt.
Evangelische Freikirche in Frankreich (Symbolbild)

2,65 Millionen Menschen in Frankreich sind Protestanten; von diesen definieren sich 26 Prozent, also rund 689'000, als «évangélique», was unserem (leicht verpönten) Begriff «evangelikal» entspricht. Eine kürzlich durchgeführte Studie des Forschungsinstituts «Ipsos», die von der «Fédération Protestante Française» in Auftrag gegeben wurde, machte deutlich, dass ein grosser Teil der Protestanten sich als «kulturelle Protestanten» verstehen, die keinen grossen Lebensbezug zum christlichen Glauben haben. 50 Prozent von ihnen sind keine Kirchgänger – nur 24 Prozent besuchen regelmässig einen Gottesdienst (mindestens einmal pro Woche). Von den «Evangéliques» sind 30 Prozent nicht praktizierend und rund 53 Prozent aktive Kirchgänger. Die Studie bringt auch an den Tag, dass die Evangelikalen jünger sind als die Protestanten.

Säkularismus als Bedrohung erlebt

Von zehn Evangelikalen sind sechs in eine dementsprechende Familie geboren worden, während sich vier aus einer anderen Religion bekehrt haben, die meisten davon (62%) aus dem Katholizismus. 27 Prozent der Bekehrten hatten vorher keine Religion. Über 70 Prozent der praktizierenden Protestanten und evangelikalen Christen stimmten der Aussage zu: «In Frankreich hat der Säkularismus häufig die Form von Ablehnung der Religionen im sozialen Leben.» Das bedeutet, dass eine nicht-religiöse Gesellschaft häufig als anti-religiös erlebt wird.

Soziale Aktion und Flüchtlinge

23 Prozent der Protestanten und 21 Prozent der «Evangéliques» gaben an, in einer Wohlfahrts- oder sozialen Organisation tätig zu sein. Damit ist die soziale Sensitivität deutlich höher als die unter römisch-katholischen Christen (15%) und mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung (10%). Aktive Protestanten sind auch deutlich offener dafür, Menschen aus Kriegsgebieten bei sich aufzunehmen. Während von der gesamten Bevölkerung 56 Prozent bereit sind, Flüchtlinge aufzunehmen, steigt dieser Anteil unter praktizierenden Protestanten auf 78 Prozent.

Euthanasie: deutlicher Unterschied

Mehr als acht von zehn Franzosen stimmen mit der Aussage überein: «In besonderen Umständen sollten Menschen das Recht haben, den Tod zu wählen.» Unter praktizierenden Protestanten findet diese Aussage nur bei weniger als 25 Prozent Zustimmung.

Von den Protestanten, die an dieser Untersuchung teilnahmen, wurden 72 Prozent in Frankreich geboren und 21 Prozent in einem anderen Land, die Hälfte davon wiederum in Afrika.

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Datum: 01.11.2017
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus / Réforme

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