«Das Wohl der Schwächsten muss weiter im Zentrum stehen»
Samuel Ninck: Stimmt, ChristNet steckt in einer Umbruchphase. Man kann von einem Generationenwechsel sprechen, weil ich seit der Gründung von ChristNet 2001 dabei war und heute als Koordinator den Stab gerne an neue, möglichst jüngere Leute weitergeben möchte. Hingegen bleibt ja unser Leitungsteam, in dem «ältere» und «jüngere» KämpferInnen aktiv sind, weiter am Ball.
Worauf achten Sie bei der Neubesetzung dieser Posten?
Wir suchen je eine/n Koordinator/in
«Inhalte» und «Gemeinschaft» (20%). Beide Stelleninhaber sollten die Vision von
ChristNet teilen: Das Gebot der Nächstenliebe, das gerade uns Christen
herausfordert, in der Welt ein Licht zu sein. Dabei steht das Wohl der
Schwächsten im Zentrum, wie die Bibel immer wieder betont. Konkret suchen wir
Leute, die das freikirchliche Milieu kennen, politisch ticken, kritisch sind
und keine Angst vor politischen, sozialen und sprachlichen Grenzen haben.
Hat ChristNet denn überhaupt eine Zukunft?
Na klar. Der biblische Auftrag
besteht ja nach wie vor. Es braucht die Denkarbeit, wie wir uns in der heutigen
Schweiz für die Schwächsten einsetzen können. Noch immer gibt es viele
Christen, die zu diesen Themen austauschen, sich gegenseitig ermutigen und auch
selber aktiv werden wollen. Auch die christlichen Medien sind weiterhin auf
Ansprechpartner zu Themen wie sozialer Gerechtigkeit und Erhaltung der
Schöpfung angewiesen, denn diese Fragen werden in den Gemeinden oft nicht
ausreichend behandelt.
«Nächstenliebe: fundiert, engagiert» war immer das Motto von ChristNet.
Sie haben sich dabei in viele öffentliche Debatten eingemischt. Was waren im
Rückblick aus Ihrer Sicht die wichtigsten Impulse, die ChristNet in den letzten
Jahren setzen konnte?
Da ist das Thema Mammon in der
Schweiz: 2005 haben wir dazu eine Konferenz organisiert und schon damals das
Bankgeheimnis aus christlicher Sicht angeprangert, das heute beinahe Geschichte
ist. Mit dem «Chouf-nüt»-Tag, den wir seit 2004
(mit-)organisieren, haben wir konsumkritischen Partnerorganisationen ein Gefäss
gegeben, um Konsumismus, Umweltschutz und Lebensfragen zu thematisieren. So
thematisierten gerade christliche Medien mehrfach einen einfacheren Lebensstil.
Wichtige Akzente haben wir auch in der Ausländer- und Flüchtlingspolitik
gesetzt, letztens mit unserem Dialoghelfer «Grüezi – im Gespräch mit
Migranten», für den aktuell eine Oster-Aktion läuft.
Was steht 2018 inhaltlich auf der ChristNet-Agenda?
Im laufenden Jahr wird sich
ChristNet speziell der Konzernverantwortungsinitiative (KOVI) widmen. Diese
will, dass Schweizer Multis weltweit Schweizer Sozial- und Umweltstandards
einhalten. Für uns Christen ist die Eigen- und Fremdverantwortung von Personen
und Gruppen gleichermassen wichtig. Wenn «unsere» Pharma- und Rohstofffirmen im
Ausland Lebensgrundlagen zerstören und Arbeiter ausbeuten, so darf das uns
Christen nicht kalt lassen. Die Initiative kommt nächsten Frühling zur
Abstimmung. Hier können wir etwas verändern.
Zur Webseite:
ChristNet
Zum Thema:
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Internationaler Chouf-Nüt-Tag: Getragen von zunehmend konsumkritischer Stimmung
Datum: 27.03.2018
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet