«Viele wollen nicht im Kreis sitzen und Tee trinken»
Vor gut einem Jahr hat die Kirche im Pott in Bochum das sogenannte «Trimester» gestartet: Zwölf Wochen lang sind Gruppen zu einem bestimmten Thema oder Hobby unterwegs. Es gibt zum Beispiel eine Longboard- und eine Playstation-Gruppe. Auf der Webseite der Gemeinde heisst es: «Ob Joggen, Bowling oder Bibelstudium – mach aus dem, was Du jetzt bereits gerne tust, eine Familygroup. Natürlich sollen dabei Gott und Beziehung immer im Zentrum stehen.» Bereichsleiter Markus Bräuer sagte dazu gegenüber dem HauskreisMagazin: «Playstationspielen ist voll okay! Aber drei Sachen sollten in Familygroups immer vorkommen: Gemeinschaft, Gebet und geistliches Wachstum.»
Das HauskreisMagazin hat bei Pastor Renke Bohlen nachgefragt, welche Erfahrungen man bisher mit diesem Kleingruppen-Modell gemacht hat.
Wo
seid ihr als Kirche auf das Konzept gestossen?
Renke
Bohlen: Bei einer Konferenz in Nürnberg hat der Leiter der Church
of the Highland erzählt, dass sein Vater, der nie in einen Hauskreis gegangen
ist, eine Motorradgruppe aufgemacht hat. Dort hat der Vater seine besten
Kumpels kennengelernt und sie haben sich auch noch geistlich stärken können. Da
dachte der Sohn: Boah, das will ich auch! Und das dachte ich mir auch. Ich
kenne so viele unterschiedliche Menschen in unserer Kirche, die nicht im Kreis
sitzen und Tee trinken wollen. Das ist für die nichts. Da wünsche ich mir, dass
wir Gruppen bilden, auf die die Leute echt Bock haben – zum Beispiel eine
Motorrad oder Angel-Gruppe. Wir sammeln uns dabei um ein gemeinsames Interesse
– das ist aber nicht der Kern! –, sondern, dass wir uns geistlich fördern und
füreinander da sind!
Kann
jeder die Leitung einer solchen Gruppe übernehmen?
Ja, genau. Wir geben ganz viel
Vertrauen in die Kirche hinein. Wir hoffen, dass Leute sagen: «Ich habe
momentan Bock, an diesem Thema zu arbeiten und vielleicht gibt es andere, die
sich mir anschliessen möchten!»
Was
hat Sie an dem Konzept im Vergleich zu vielleicht eher klassischen Hauskreisen
angesprochen, die über einen langen Zeitraum hinweg laufen?
Ich muss sagen, am Anfang war
ich extrem skeptisch. Ich bin jahrelang leidenschaftlicher Jugendpastor gewesen
und habe Kleingruppen begleitet, wo über drei, vier Jahren enge Verbindungen
untereinander entstanden sind. Ich habe das geliebt! Das war auch mein Traum
für die Kirche im Pott anfangs. Aber ich musste einsehen, dass eine
Jugendgruppe in der Kleinstadt nicht mit einer Gesellschaft im Ballungsgebiet
wie dem Ruhrgebiet zu vergleichen ist. Die Interessen der Menschen hier sind
extrem verschieden und die Gruppen sind sehr dynamisch. Bei zwölf Wochen hat
man nichts zu verlieren. Die Leute können es einfach ausprobieren. Auch wenn
man nicht weiss, wo man in einem halben Jahr vielleicht wohnen wird, kann
starten. Und man bekommt die Möglichkeit, Verantwortung und Mitarbeit
auszutesten.
Können
in einem kurzen Zeitraum überhaupt enge Verbindungen entstehen?
Wenn die Leute Bock haben,
nach den drei Monate zusammen weiterzumachen, können sie das natürlich tun! Wir
ermuntern dazu, die Pausen zwischen den Trimestern zu nutzen, aber in diesem
Zeitraum wird es dann keine Begleitung unsererseits geben.
Was
versprechen Sie sich langfristig von diesen «Familygroups»?
Dass
Freundschaften entstehen und Menschen geistlich zusammenwachsen. Ich kann als
Pastor nicht mehr alle in der Kirche kennen, aber ich möchte, dass jeder von
jemandem gekannt wird. Mein Wunsch ist, dass sich Gruppen auf lange Sicht
zusammentun und sagen: Wir hatten so eine gute Zeit zusammen, wir bleiben
zusammen! Und vor allem, dass sie geistliche Erlebnisse haben.
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Kirche im Pott
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Datum: 22.06.2018
Autor: Marietta Steinhöfel
Quelle: SCM Bundes-Verlag (Schweiz)