Für Regen gebetet – Quelle gefunden
Andreas Zindel, können Sie ein, zwei Beispiele nennen, bei denen Menschen durch Ihre Arbeit verändert worden sind?
Andreas Zindel: Ein Beispiel ist eine Geschichte aus einem tansanischen Dorf: Der Pastor der lokalen Kirche erzählte, dass in den letzten zwei Jahren die Dorfbewohner aufgrund ernster Wasserknappheit während der Trockenzeit das Dorf verlassen mussten. Sie mussten mit ihren Tieren weit weg in die Wälder ziehen, um sich das Leben zu retten. Er selbst entschied sich, mit anderen Kirchenmitgliedern in die Berge zu gehen, um zu Gott zu beten, dass er ihnen helfe und sie wegen ihres Durstes nicht sterben. Während sie beteten, zogen sie es nicht in Erwägung, dass sie dauerhaft Wasser für dieses Dorf bekommen könnten. Sie dachten vielmehr, dass Gott Regen senden würde, damit sie in dieser schweren Zeit zumindest vorübergehend überleben würden. Sie glaubten, dass Gott vielleicht einen Wechsel der Jahreszeiten herbeiführt, damit die Regenzeit etwas länger andauern würde.
Der Pastor bezeugte, dass er nie gedacht hätte, dass man in diesem Dorf Wasser finden könne, da das Land sehr trocken sei. Sogar als GAiN mit den Bohrungen begannen, glaubte er nicht, dass sie hier, mitten im Dorf, Wasser fänden. Doch nun hätten sie genug Wasser, um die Bedürfnisse der Dorfbewohner zu stillen und sogar noch mehr, um die Tiere mit Wasser zu versorgen. Er merkte, dass Gott ein Gott der Wunder ist und dass er unmögliche Dinge tut, die alle menschlichen Erwartungen übersteigen.
Können bei euch auch Menschen aktiv sein, die nicht in andere Länder reisen können?
Genau, wir sind ein «Mitmach-Hilfswerk». Das heisst, dass wir mit freiwilligen Helfenden zusammenarbeiten und bei uns jeder mitmachen kann. Neben den «typischen» Verpacktagen bei uns im Hilfsgüterlager, wo wir materielle Spenden sortieren und verpacken, bieten wir noch viele andere Optionen. Zum Beispiel kann man eine Sammelstelle bei sich Zuhause eröffnen, ein GAiN@home Paket packen, Schultheke mit der Schulklasse sammeln, das sind nur einige der Möglichkeiten. Um einen besseren Überblick der Angebote zu erhalten, haben wir im letzten Jahr einen Mitmach-Typen-Test erstellt. Die verschiedenen Mitmach-Typen haben unterschiedliche Stärken und Fähigkeiten, die wir bei GAiN unterschiedlich einsetzen können. Durch den Text kann jeder herausfinden, welche Mitmachmöglichkeit zu ihm passt.
Ausserdem lancierten wir Ende August unser neues Produkt, den GAiN Pop-Up Store. Dieser bietet stylische, gut erhaltene Secondhand-Kleidung zu fairen Kilo-Preisen an. Am Ende der Shoppingtour hat die Besucherin ein neues Lieblingskleidungsstück, kennt unsere Einsatzgebiete und unterstützt mit ihrem Einkauf direkt unsere Hilfsprojekte. Dieser Secondhand-Shop hat keinen permanenten Standort, sondern kommt zu euch in die Kirche oder an euren Anlass.
Was bewegt Sie persönlich bei Ihrer Arbeit besonders?
Die Geschichten der Menschen zu hören, die mit uns zu tun haben, bewegt mich sehr. Sowohl der Helfenden als auch derjenigen, denen geholfen wurde. Zu sehen, was für eine Freude ein einfacher Schulthek mit Stiften und Hefter bei einem Kind im Massailand von Tansania auslöst. Dass ich mit meiner Arbeit jemandem helfen und ein wenig Hoffnung geben kann, begeistert mich. Es sind diese besonderen Momentaufnahmen, mitten an dunklen Orten dieser Welt. Dort, wo ich Menschen in Not voller Umstände begegne und ihnen durch meine Präsenz in Wort und Tat ein Zeichen setzen kann: «Du bist mir wichtig! Ihr seid nicht alleine!» Das ganzheitliche Evangelium entfacht seine Kraft am intensivsten, wenn Wort und Tat ineinander verschmelzen. Und manchmal ist es nichts von beidem. Nur noch ein Verweilen und ein gemeinsames Aushalten. Und da erleben wir immer wieder, dass Gott Regie führt und Menschen berührt werden.
Was können wir im deutschsprachigen Europa aus der Arbeit von GAiN lernen?
Dass jeder einen Unterschied im Leben eines Menschen machen kann.
Zur Webseite:
GAiN Schweiz
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Datum: 09.02.2023
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet