Der andere Klimawandel
Es ist mittlerweile weitgehend unbestritten, dass wir zu einem Teil mitverantwortlich sind, dass unsere Erde sich erwärmt. Nach einer gewissen Verzögerung haben auch die grossen christlichen Organisationen und weltweiten Netzwerke erkannt, dass wir – gerade weil wir die Welt als Schöpfung sehen – zum Handeln aufgerufen sind. Und das ist gut so.
Sozialer Klimawandel
Nun ist «Klima» eine vielschichtige Sache. Wenn wir die Welt ganzheitlich betrachten, sind Umwelt und Natur ein wichtiger Teil unseres Lebens, aber nicht der einzige. «Gesundheit» ist nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO «ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen». Körperlich, geistig und sozial – das widerspiegelt ein Menschenbild, nach dem wir aus Leib, Seele, Geist und Beziehungen bestehen.
Wenn unser Körper bedroht ist, reagieren wir in der Regel schnell. Wie aber ist es mit dem geistigen und sozialen Klima? Unsere Sprache verrät es: Klima, das ist nicht nur das Wetter und seine Kapriolen. Klima ist auch der Ton, der Stil, wie es sich in unserem Büro oder daheim in der Familie anfühlt, wie wir unsere sozialen Beziehungen und damit unser Zusammenleben gestalten. Und hier besteht genau so viel Handlungsbedarf wie beim physischen Klima.
Erderkaltung
Man muss nicht erst in den deutschen Bundestag hineinhören, um festzustellen, dass es nicht nur eine Klimaerwärmung, sondern auch eine Klima-Erkaltung gibt. Ein Blick in die «sozialen» (!) Medien reicht. Der Ton, mit dem viele – zumindest im Westen – miteinander umgehen, ist kälter geworden. Irgendwie sind wir reizbarer geworden. Höflichkeit war gestern.
Unter der Oberfläche vieler Menschen scheint es zu brodeln, und oft reichen kleine Meinungsverschiedenheiten, um einen Vulkan von Beschimpfungen und Hasstiraden ausbrechen zu lassen. Dieser Gesprächs-Klimawandel, den heute jeder auf der Strasse oder im Internet miterleben kann, steht in merkwürdigem Gegensatz zu allgegenwärtigen Friedensbemühungen und -beschwörungen. «Seid nett miteinander» scheint nicht mehr zu reichen.
Wovon das Herz voll ist…
«Die Liebe wird in vielen erkalten.» So beschreibt die Bibel die Zukunft einer Gesellschaft ohne Gott (nachzulesen im Matthäus-Evangelium Kapitel 24, Vers 12). Und wenn wir schon bei Bibelsprüchen sind – sie zeigt auch die Wurzel dieser Erkältung auf: «Wovon das Herz voll ist, davon fliesst der Mund über», sagt Jesus (im Lukas-Evangelium Kapitel 6, Vers 45). Die Erkaltung des sozialen Klimas bringt zutage, was wir in uns tragen. Und dieser Klimawandel verlangt andere Massnahmen als ein Elektroauto zu kaufen oder auf Flugreisen zu verzichten.
Genau hier gibt es gute Nachricht: In der Bekämpfung unserer Inweltverschmutzung ist Gott Experte. Ein «neues Herz» ist das, was Jesus verspricht. Als Antwort auf meine Herzenskrise bietet Gott eine radikale innere Transformation an, und genau das erleben im Moment Tausende auf der Welt, die sich voll auf Jesus einlassen.
Sozialer Klimawandel kommt von innen. Wer sein Leben für Jesus öffnet, erlebt bedingungslose Liebe und Annahme. Kämpfe und Krämpfe lösen sich. Schuld wird vergeben, das schlechte Gewissen abgestellt; Aggressionen schmelzen, wo ich mich bedingungslos geliebt und angenommen weiss.
Helfen Sie mit, das äussere Klima zu ändern. Aber, um Gottes Willen, werden Sie auch aktiv, was das soziale Klima in Ihrer Umwelt betrifft. Werden Sie zu einem Werkzeug seines Friedens. Klimawandel in unseren Büros, Schulen und sozialen Netzwerken fängt bei veränderten Menschen an.
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Datum: 20.04.2023
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Jesus.ch