Leiten lernen

Führst du dich?

Starke Äste im Leiten zu entwicklen bedeutet, die Selbstkompetenz zu stärken.
Das K5-Leitertraining hat fünf Kernkompetenzen identifiziert, die helfen, gesund zu leiten. Ein Baum zeigt diese Kompetenzen, die wir in einer Mini-Serie vorstellen. Starke Äste stehen dabei für eine gestärkte Selbstkompetenz.

Als ich in meinen späten Teenagerjahren das erste Mal Verantwortung für eine Gruppe übernehmen sollte, merkte ich: Wenn ich Verantwortung für die anderen habe, dann muss ich zunächst Verantwortung für mich übernehmen. Ich muss und will ein Vorbild sein.

Hier habe ich riesige Wachstumsschritte gemacht und starke Veränderungen in meinem Leben wahrgenommen. Aber sich selbst zu führen lernt man nicht einmal für immer, sondern es ist eine tägliche Herausforderung: Die schwierigste Person, die es zu führen gilt, bin nun mal ich selbst. In einer Welt, die ständigen Veränderungen unterworfen ist, ist die Fähigkeit zur Selbstführung essenziell. Es braucht regelmässige Neu- und Nachjustierung: Bin ich noch auf dem richtigen Weg? Tue ich noch die Dinge, die gut sind, die Gott von mir will – und die ich wirklich will?

Warum brauchen wir Selbstkompetenz?

Die Fähigkeit zur Selbstführung, auch Selbstkompetenz genannt, bildet das Fundament für erfolgreiche Führung. Bevor wir andere führen können, müssen wir uns selbst führen können. Selbstkompetenz ist der Schlüssel zur Integrität, zu einem klaren Selbstbild und zu einem tieferen Verständnis unserer Werte und Ziele. Sie erlaubt uns, bewusst Entscheidungen zu treffen, die im Einklang mit unseren Überzeugungen stehen. Selbstkompetenz ist erlernbar und trainierbar. Sie ermöglicht es uns, die volle Verantwortung für unser Handeln und unsere Entscheidungen zu übernehmen.

Dies ist besonders wichtig, wenn wir in Führungspositionen hineinwachsen. Deshalb braucht es eine bewusste Entscheidung, sich selbst gut führen zu wollen, bevor (!) wir andere führen – damit wir integer und verantwortungsbewusst mit dem uns verliehenen Einfluss umgehen. Doch Selbstführung bedeutet nicht Selbstoptimierung um jeden Preis. Sie erwächst vielmehr aus der Freude und der Freiheit, kontinuierlich weiter zu wachsen. Wer das nicht mehr tut, der führt sich selbst nicht mehr, sondern verwaltet sich nur noch.

Persönliche Einsichten und praktische Umsetzung

Auf meiner eigenen Reise habe ich gelernt, dass Selbstkompetenz nicht nur aus Fähigkeiten besteht, sondern auch aus innerer Klarheit und Authentizität. Selbstführung bedeutet, sich seiner Werte bewusst zu sein und danach zu handeln. Es geht darum, die eigenen Stärken zu erkennen und bewusst an ihnen zu arbeiten. Und am Ende tatsächlich wirksam zu sein – Ziele zu erreichen – umsetzungskompetent und auch erfolgreich zu werden. Vielleicht haben wir unterschiedliche Definitionen von Erfolg. Für mich lautet sie so: Ich möchte die Dinge in Bewegung bringen, die mir wichtig sind. Folgende vier Schlüssel sehe ich dafür:

  1. Hinterfrage das «Warum»
    Immer wieder! Tu nichts nur aus Routine oder Gewohnheit, «weil es immer schon gemacht wurde», sondern tu das, wofür es gute Gründe gibt. Und achte darauf, dass es auch wirklich dein (!) Warum ist.
     
  2. Habe das grosse Bild vor Augen
    Die Vision, die dir die Richtung zeigt. Ohne Vision drehst du dich im Kreis.
     
  3. Konzentriere dich auf das Wesentliche
    Das ONE THING: die eine Sache, die alles andere leichter macht. Tust du das immer wieder, werden die wichtigen Dinge getan und nicht nur die dringenden.
     
  4. Erneuere dein Denken:
    Die Bibel ermutigt uns, unser Denken verändern zu lassen (Römer Kapitel 12, Vers 1). Denke in Gottes Möglichkeiten. Bleib zuversichtlich.

Selbstkompetenz ist keine isolierte Fähigkeit. Sie ist eng mit anderen Kompetenzen wie Führungs- und Fachkompetenz verknüpft. Wenn wir uns selbst führen können, sind wir besser in der Lage, auch andere erfolgreich zu führen. Selbstkompetenz ermöglicht es uns, nicht nur oberflächlich zu optimieren, sondern tiefer zu wachsen und die Freude an der Weiterentwicklung zu entdecken.

Fazit

Wer sich selbst gut führt, kann mit Integrität handeln, seine Werte leben und bewusst Entscheidungen treffen. Nutze die vier Grundprinzipien, um deine Selbstführung zu reflektieren und zu stärken. Entdecke die Freude am Wachstum und an der wirkungsvollen Führung – für dich selbst und andere. Wenn du verantwortungsvoll mit dir umgehst und vorbildlich lebst, profitieren alle.

Vielleicht klingt es für die eine oder den anderen sehr provokant, aber ich wünsche mir mehr Leiterinnen und Leiter, die demütig und dennoch voller Bewusstsein  sagen  können: Folgt meinem Beispiel! (1. Korinther Kapitel 4, Vers 16) Wer sich stark macht, kann auch andere stark machen!

In den kommenden Wochen führen wir die Serie zu den Kernkompetenzen der Leiterschaft weiter. Mehr Informationen zum K5 Leitertraining finden Sie hier.

Zur Mini-Serie Leiten lernen:
Leiten lernen: Deinen Charakter reifen lassen
Leiten lernen: Die Gottesbeziehung vertiefen

Datum: 15.04.2024
Autor: Daniel Wolf
Quelle: Magazin Aufatmen 4/2023, SCM Bundes-Verlag

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