Marieke aus Holland

Ein Weg des Schmerzes, des Glaubens und der Vergebung

Marieke aus Holland
Während eines Missionseinsatzes in Kenia wurde Marieke von einem vertrauten Freund sexuell missbraucht. Was als Leidenschaft, Gott zu dienen, begann, wurde zu einer traumatischen Erfahrung, die sie an ihrem Glauben und ihrer Berufung zweifeln liess.

Marieke wuchs in einer christlichen Familie auf und wurde im Alter von zwölf Jahren durch eine Predigt über den jungen Jesus tief inspiriert. Von da an wuchs ihre Leidenschaft, Gott zu dienen. Als junge Erwachsene besuchte sie eine Bibelschule und ging schliesslich auf eine Missionsreise nach Kenia, wo sie in einer Krankenstation in den Slums arbeitete.

Mariekes Mission wurde jedoch zu einem Albtraum, als ein vertrauter Freund und lokaler Leiter sie verriet. Was als schöne Freundschaft mit einem jungen Mann namens Mathaio begann, änderte sich eines Nachts, als er ihr seine Liebe erklärte. Marieke war verwirrt, denn sie hatte nie romantische Absichten bei ihm gespürt. Doch er wurde immer hartnäckiger, und eines Nachts brach ihre Welt zusammen, als er sie vergewaltigte.                                       

Vergewaltigt, verzweifelt und schwanger

Am Boden zerstört kehrte Marieke in die Niederlande zurück. Sie konnte nicht verstehen, wie so etwas Schreckliches passieren konnte, wo sie doch dem Ruf Gottes gefolgt war. «Ich sass im Flugzeug und war völlig benommen... Ich war am Boden zerstört und verwirrt», erinnert sie sich.

Zu allem Überfluss stellte sie fest, dass sie durch den Missbrauch schwanger geworden war. Doch trotz des Schmerzes empfand Marieke eine grosse Liebe für das Kind, das in ihr heranwuchs, eine Liebe, die sie Gott zuschrieb. Sie entschied sich, das Kind auszutragen und gab ihrer Tochter den Namen Naomi, was «Geliebte» bedeutet.

Heilung des Traumas

Doch das Leben wurde nicht leichter. Mariekes Ehe mit ihrem Mann Wouter, der sie und Naomi voll und ganz akzeptierte, war schwierig, weil das Trauma sie immer noch belastete. Die Erinnerungen an den Angriff verfolgten sie. Sie suchte professionelle Hilfe und unterzog sich schliesslich einer EMDR-Therapie, um die traumatischen Erinnerungen zu verarbeiten. «Nach der EMDR-Therapie wusste ich, dass Gott in diesem Prozess bei mir war, und ich konnte sagen, dass der Moment der Vergewaltigung hinter mir lag.»

Trotz der Heilung gab es immer noch einen Bereich, mit dem Marieke nicht umgehen konnte: Vergebung. «Wenn die Leute in der Kirche über Vergebung sprachen, machte mich das wütend», sagt sie. Marieke kämpfte mit dem Gedanken, dass sie Mathaio vergeben musste. Sie verbrachte Wochen mit Gebet, Fasten und Bibelstudium. Ein Vers aus Epheser Kapitel 4, Vers 32 prägte sich ihr ein: «Vergebt einander, wie auch Gott euch vergeben hat.» Durch tiefes Nachdenken erkannte sie, dass Vergebung nicht bedeutet, die Verletzung zu entschuldigen, sondern das Urteil Gott zu überlassen und in seine Hände zu legen.

Die Kraft des Heiligen Geistes

Jahre später kehrte Marieke mit Naomi nach Kenia zurück. Naomi wollte ihren leiblichen Vater treffen, was Marieke Angst machte, weil sie nicht wusste, ob sie dem Mann, der ihr so viel Leid zugefügt hatte, gegenübertreten konnte. Doch in diesem Moment des Wiedersehens spürte Marieke, wie der Heilige Geist in ihr wirkte und sie drängte, ihm direkt zu vergeben. «Ich stand da mit der Kraft des Heiligen Geistes und sagte zu ihm: ‚Ich vergebe dir. Nicht nur ich vergebe dir, sondern auch Gott vergibt dir.‘» Beide weinten und liessen die Jahre des Schmerzes und der Trauer los.

Marieke beschreibt dies als einen wunderbaren Prozess, der ihr wahre Freiheit gebracht hat. «Vergeben ist nicht einfach, aber es hat mir so viel Freiheit gegeben.» Heute lebt Marieke ganz in der Gegenwart, geniesst ihre Familie und ihr Leben, frei von den Fesseln der Vergangenheit. «Der Schmerz ist aus meiner Geschichte verschwunden», sagt sie voller Frieden und Dankbarkeit und verkörpert damit die verwandelnde Gnade der Vergebung.

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Datum: 10.03.2025
Quelle: Joel News / Expedition Glory

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