Klare Sprache zahlt sich aus
Er ist noch jung und bereits weitherum bekannt. Durch Samuel spricht Gott selbst, heisst es im Volk der Israeliten. Was er ankündigt, trifft ein. Seine Stellungnahmen, die er von Gott erbittet, treffen den Kern der Sache – eine einzigartige Begabung. Freunde wissen auch, wie es dazu kam:
Seine Mutter Hanna wurde lange Jahre nicht schwanger und hatte Gott in seinem Tempel in Schilo deswegen ihr Herz ausgeschüttet (Schilo liegt im judäischen Hügelland, 30 km nördlich von Jerusalem). Eli, der Priester im Tempel, gab ihr Bescheid, dass Gott ihre Klage gehört habe und darauf antworten werde. Als sie tatsächlich schwanger wurde und einen Knaben zur Welt brachte, gab sie ihm den Namen Samuel (= von Gott gehört). Sie genoss ihr Mutterglück und stillte ihr Baby. Darauf brachte sie Samuel zu Eli. Sie habe ihn von Jahwe, dem Gott der Israeliten, erbeten, sagte sie ihm – nun gebe sie ihm zurück, was sie empfangen habe.
Leben in Gottes Nähe
Samuel lebt seit Jahren im Heiligtum, wo die Israeliten um 1100 vor Christus Jahwe verehren. Er dient Eli, der dem Tempel vorsteht und im Alter fast blind geworden ist. Blind auch gegenüber den üblen Machenschaften seiner Söhne. In einer Nacht hört der Knabe eine Stimme, die ihn ruft. Er geht zu Eli. Dieser ist erstaunt und heisst ihn, sich wieder hinzulegen. Da hört er die Stimme zum zweiten Mal: «Samuel!». Er geht in Elis Zimmer. «Geh schlafen», sagt Eli. Doch Samuel hört die Stimme ein drittes Mal. Da begreift Eli, dass ein Höherer den Jungen ruft.
Muss das sein?
Samuel legt sich hin – und vernimmt erneut seinen Namen. Wie von Eli geheissen, sagt er: «Rede, Jahwe, dein Diener hört.» Nun vernimmt er, dass Jahwe die Söhne Elis und ihren Vater, der sie gewähren liess, ohne Pardon zur Rechenschaft ziehen und strafen wird – an einem Tag. Die Ankündigung erschreckt ihn. Muss das sein? Wie kann er es seinem Chef sagen?
Nach Tagesanbruch besteht Eli darauf, alles zu erfahren, was Samuel gehört hat. Er kann nicht anders – er muss das Unheil ansagen. Eli ist altersschwach. «Gott weiss, was er tut», meint er. In den folgenden Jahren hört Samuel wiederholt Worte von Gott – und sie erfüllen sich alle. Im ganzen Land weiss man von dem jungen Mann, den Gott als Sprachrohr ausgewählt hat.
Katastrophe
Vor einer Schlacht gegen das überlegene Heer des Nachbarvolks, der Philister, fordern die israelitischen Befehlshaber, dass die Bundeslade aus dem Tempel in Schilo zu ihrer Unterstützung hergebracht wird. In der Schlacht kommen die Söhne Elis um. Die Bundeslade, in der die Steintafeln mit den Geboten Gottes liegen, gerät in die Hand der Feinde. Wie Eli dies von einem Boten vernimmt, fällt er von seinem Stuhl und stirbt.
Früh übt sich…
In den nächsten Jahren wächst Samuel in die Rolle des führenden Ratgebers und Richters der Israeliten hinein. Seine Mutter hat ihn hergegeben, und er hat von klein auf geübt, auf Gott zu hören und das Gehörte weiterzusagen – ob es ihm behagt oder nicht. Er kennt Gott und seine Gebete kommen an. In einer unsicheren Zeit mit den übermächtigen Philisterstaaten im Westen wird er für seine Generation zum Fels in der Brandung.
Keine Halbheiten
Samuel nimmt kein Blatt vor den Mund. Der religiösen Vielfalt im Land erteilt er bei einem Treffen mit Vertretern der Stämme der Israeliten eine scharfe Absage: «Wenn ihr von ganzem Herzen zu Jahwe zurückkehren wollt, dann entfernt die fremden Götter aus eurer Mitte… und richtetet eure Herzen auf Jahwe und dient ihm allein, damit er euch rettet aus der Hand der Philister» (Die Bibel, 1. Samuel 7,3). Der unmissverständliche Appell wirkt – und kurz darauf können die Israeliten sich die Philister vom Hals schaffen. So sehr der Gottesmann angeeckt ist: Seine kompromisslose Zielstrebigkeit bringt dem Volk Frieden und Wohlstand.
Die Geschichte vom jungen Samuel findet sich in der Bibel, 1. Samuel, Kapitel 1-7.
Datum: 21.09.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch