Religion und Krankheitsverlauf

Spirituelle Bedürfnisse kranker Menschen

Wie gehen chronisch kranke Menschen mit ihrer Erkrankung um? Auf welche «inneren Ressourcen» berufen sie sich? Gibt es in Bezug zu chronischer Erkrankung und einer «günstigen Haltung»?
Welchen Einfluss hat die Religion auf den Krankheitsverlauf?
Professor Arndt Büssing: «Uns geht es um die Unterstützung der Patienten – und nicht darum, einen Gottesbeweis anzutreten.»

Laut einem Bericht der Zeitung «Der Standard» ist Arndt Büssing auf die Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping an der Universität Witten/Herdecke berufen worden. Seine Forschung am Zentrum für Integrative Medizin der Fakultät für Gesundheit untersucht den Zusammenhang von spirituellen Einstellungen, Glaubensüberzeugungen und Gesundheit.

Spiritualität und Krankheit

«Wer dauerhaft erkrankt und sich mit Einschränkungen in seinem bisherigen Leben abfinden muss, der überdenkt sein Leben und bewertet vieles neu oder anders. Und dabei spielt oft die jeweils eigene Spiritualität der Patienten eine besondere Rolle», erklärt Büssing sein Forschungsinteresse.

«Viele Patienten sagen ganz klar, dass ihr Glaube für sie hilfreich bei der Krankheitsbewältigung sei. Und manche artikulieren auch ganz deutlich bestimmte spirituelle Bedürfnisse, die aber im klinischen Kontext oft eine Überforderung für das medizinische Personal darstellen. Doch Ärzte und Pflegende sollten über diese Seite ihrer Patienten ebenso Bescheid wissen wie über deren körperliche Symptomatik», so Büssing weiter.

Hilfestellung

Seine Forschung möchte zunächst besser verstehen, wie sich Spiritualität auf der einen und Krankheit auf der anderen Seite beeinflussen. Darüber hinaus geht es ihm aber auch um die Sensibilisierung von Ärzten, Therapeuten und Pflegenden für das Thema. «Uns geht es um die Unterstützung der Patienten - und nicht darum, einen Gottesbeweis anzutreten. Aber es gibt in der Forschung zunehmend Hinweise, dass bestimmte Formen einer spirituellen Praxis oder bestimmte Haltungen und Einstellungen einen günstigen Einfluss auf den Krankheitsumgang haben können», fasst Büssing die Ergebnisse vor allem aus den USA zusammen.

Ob diese Ergebnisse aber tatsächlich auch auf den eher säkular ausgerichteten europäischen Kulturraum übertragbar sind, müsse kritisch hinterfragt werden. Dementsprechend müsse es geeignete Messmethoden geben, die sowohl für religiöse als auch für atheistische Patienten geeignet sind. Damit könnten dann mögliche Zusammenhänge zwischen spezifischen Aspekten der Spiritualität und gesundheitsbezogener Lebensqualität sowie Krankheitsverarbeitungs-Strategien von Patienten untersucht werden.

Buch erscheint

Mittlerweile liegen viele Erkenntnisse auch aus Deutschland vor, die eine bessere und umfassendere Versorgung der Patienten ermöglichen können. Dazu hat Büssing in den letzten Jahren mehrere Fachartikel und Buchbeiträge an der Schnittstelle zwischen Medizin und Religionspsychologie publiziert und ist mit Nikola Kohls vom Humanwissenschaftlichen Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München der Herausgeber des im Springer-Verlag erscheinenden Buches «Spiritualität transdiziplinär. Wissenschaftliche Grundlagen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit».

Buch zum Thema:
Arndt Büssing/Niko Kohls: Spiritualität transdisziplinär. Wissenschaftliche Grundlagen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit

Datum: 27.01.2011
Quelle: Universität Witten / Herdecke / Der Standard

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