Pastor und TV-Prediger

Leo Bigger: «Ich habe noch nie ein Auto gekauft»

Der Heilige Geist war ihm fremd. Dann entdeckte ICF-Pastor und TV-Prediger Leo Bigger, dass die Bibel an vielen Stellen Hinweise auf den Geist Gottes enthält. Von da an wollte er sein Leben nicht mehr ohne diese übernatürliche Kraft führen. Davon handelt sein neues Buch.
Leo Bigger, Pastor ICF Zürich und Leiter des ICF Movement.
Cover des neuen Buchs von Leo Bigger
Leo Bigger

idea Spektrum: Leo Bigger, wie verbringen Sie die Pfingsttage?
Auf dem Dünenhof-Festival in Cuxhaven. Das Festivalthema heisst «Gott bleibt – Christsein in einer verrückten Welt». Ich bin als Referent eingeladen.

Wenn ich zehn Schweizerinnen und Schweizer auf der Strasse frage, was Pfingsten bedeutet, werden neun sagen, «das sind zwei freie Tage» und nur einer wird wissen, dass es das Fest des Heiligen Geistes ist. Sie sind dieser eine. Was verpassen die neun anderen?
Jesus sagte, es ist gut für euch wenn ich gehe, sonst käme der Heilige Geist, der Helfer, nicht zu euch. Der Heilige Geist leitet mich in den Detailfragen meines Lebens. Er schenkt mir Gedanken, Träume, Impulse und Ideen, auf die ich sonst nicht käme. Das ist es, was Menschen verpassen – Kreativität, Überraschungsmomente, neue Möglichkeiten.

Was hat Sie von der Existenz des Heiligen Geistes überzeugt?
Wer die Bibel liest, wird rasch feststellen, dass der Heilige Geist ein grosses Thema ist. Das wird er allerspätestens in der Apostelgeschichte merken. Mich fasziniert die Aussage von Jesus, dass der Heilige Geist an seiner Stelle wirkt und uns lehren, führen und auch Wunder durch uns bewirken will. Er vermag, das Unmögliche möglich zu machen.

Beschreiben Sie uns eine erlebte Geistwirkung.
Zum Beispiel, wenn ich einen Gedanken über eine bestimmte Person bekomme, ihr diesen Satz oder dieses Bild weitersage und der oder die Angesprochene total bewegt ist, weil das Thema exakt die persönliche Situation betrifft. Solche Erfahrungen ermutigen mich, mit dem Heiligen Geist zu leben.

Welche besonderen Fähigkeiten hat Ihnen der Heilige Geist geschenkt?
In meinem Leben zeigt sich, dass ich ein besonderes Mass an Glauben erhalten habe. Davon ist in Römer 12 die Rede. Dort, wo andere nicht mehr glauben, tue ich das wie selbstverständlich und vieles geschieht dann auch tatsächlich. Dazu habe ich eine ausserordentliche Wahrnehmung, eine Sensibilität für Menschen, Orte und Ereignisse. Das hilft mir, Erklärungen zu finden und Dinge zu unterscheiden.

Quizfrage: Von wem stammt folgender Satz: «Der Heilige Geist will, dass dein Leben sich ändert, dass es ein Hochgenuss für dich und deine Umwelt wird.»
Könnte aus meinen Buch stammen.

Richtig. Ihr aktuelles Buch heisst knapp und klar «Geist Gottes». Welche Personengruppe hatten Sie beim Schreiben vor Augen?
Es war so: Ich plante und schrieb eine Trilogie – über den Löwen, den Adler und jetzt über die Taube. Diese Tiere und ihre Symbolik finden sich in der Bibel häufig. Diese Themen faszinieren mich persönlich. Ich bin katholisch aufgewachsen. Dabei war der Heilige Geist eher ein Randthema. Bei aller Begeisterung dringen meine Biografie und mein Herantasten an den Heiligen Geist, das nicht nur unkritisch ist, im Buch durch. Meine Überlegungen sollen die Menschen dort abholen, wo sie sind, und ihnen helfen, ihr Herz für den Heiligen Geist zu öffnen.

Im Buch erzählen Sie viele Beispiele im Zusammenhang mit Ihrer Frau Susanna. Ist sie ein Mensch, der besonders vom Geist Gottes bewegt wird?
Es ist so, dass ich viele Predigten halte und diese mit meiner Frau bespreche und so auch manches Beispiel einfüge, das sie oder wir gemeinsam erlebt haben.

Auf der anderen Seite haben wir Hugo Stamm, der ständig auf dem ICF rumhackt. Fehlt es ihm am Heiligen Geist?
Hugo Stamm ist auch ein gläubiger Mensch; er glaubt fest an seine Weltanschauung. Wie schon gesagt: Der Heilige Geist ist eine übernatürliche Dimension und Kraft. Jeder Mensch verpasst Wesentliches ohne ihn. Ein Beispiel: Ich war auf der Heimfahrt. Plötzlich denke ich an eine Erdbeertorte. Dabei hatten wir weder Besuch noch eine Party geplant. Ich hielt an und kaufte eine Torte. Als unser Sohn heimkam, war er total verblüfft und sagte: «Das gibts doch nicht! Ich hatte solche Lust auf Erdbeertorte und jetzt steht sie da!» Weltbewegend ist das nicht. Aber wenn wir derart simplen Dingen nachgehen, verändert sich unser Umfeld. So kommt Farbe ins Leben. Ist dieses Hören auf den Geist lernbar? Ja, das ist lernbar. Wir müssen es ernst nehmen. Gott, von dem wir sagen, er sei gegenwärtig, spricht mehr als wir denken, oft unspektakulär. Den Blitz vom Himmel erlebt man vielleicht einmal in achtzig Jahren und sicher nicht jeden Tag. Das war auch bei den Menschen in der Bibel so. Das alltägliche Geistwirken erfolgt durch Eingebungen, Gedankenblitze, überraschende Einfälle und Wahrnehmungen.

Lässt sich dieses sensible Wahrnehmen auch ohne den Heiligen Geist vorstellen?
Wenn man ganz allgemein von Intention spricht, möglicherweise – aber dann in einem anderen Sinne. Ich gehe von der Bibel aus. Sie sagt, der Heilige Geist kommt, uns zu lehren, zu leiten und Gott zu verherrlichen, und zwar bis ins Detail. Die Bibel lehrt: «Liebe deinen Nächsten.» So weit so gut – nur was heisst das gerade jetzt, für mich? Hier hilft der Heilige Geist konkret. Vielleicht muss ich jemanden einladen oder einen Brief schreiben.

Jesus lehrt in der Bibel, dass wir zum Vater im Himmel beten sollen. Sie beten auch mal direkt zum Heiligen Geist, im Sinne von «Heiliger Geist, da bin ich, Leo Bigger». Wie passt das zusammen?
Die Dreieinigkeit lässt sich nicht erklären. Ich liefere in meinem Buch zwar Verständnishilfen, aber es sind keine eigentlichen Erklärungen. Gott ist eine Dimension, die nicht in unseren Kopf reinpasst. Theologisch rede ich mit Gott, dem Vater, Jesus vergibt meine Schuld und den Heiligen Geist bete ich nicht an, sondern ich bitte ihn um Hilfe. Deshalb frage ich in konkreten Situationen um Hilfe und Rat. Der Heilige Geist macht immer Gott gross, nicht sich selber. So tut es auch Jesus. Die Ehre gehört Gott.

Dem Heiligen Geist zu gehorchen, kann teuer werden. Sie haben schon mehrere Autos verschenkt. Wie ist das abgelaufen?
Da war ein Impuls, ein Gedanke, im gleichen Stil wie «Schreib deinem Freund eine SMS». Nur ging es um mein Auto. Niemand gibt sein Auto gerne weg. Es muss dir schon innerlich klar sein, dass Gott dies tatsächlich so meint. Denn dann ist es ernst, man muss loslassen und glauben.

Haben Sie auch schon ein Auto geschenkt bekommen?
Ja. Es ist tatsächlich so, dass ich noch nie selbst ein Auto gekauft habe. Ich bin dankbar dafür, denn Autos sind teuer.

Wie bekommt man ein Auto geschenkt?
Ich bete im stillen Kämmerlein. Einmal war es so, dass jemand anrief und sagte, seine Frau wolle ihr BMW Cabriolet nicht mehr. Ob ich jemanden kennen würde, der ein Auto brauche. Ja, sagte ich, ich kenne jemanden, nämlich mich. Ich habe nie jemandem um ein Auto gebeten. Es gab auch längere Phasen, wo wir kein Fahrzeug hatten. Nachdem ich wieder mal unser Auto verschenkt hatte, dauerte es anderthalb Jahre, bis wir ein anderes bekamen.

Wechseln wir das Thema. Liegt es an Gott, dass sich die Schweizer Gesellschaft immer weiter von seinen Ordnungen entfernt und sich nicht mehr vom Heiligen Geist führen lässt?
Es ist ein Phänomen – sobald der Wohlstand zunimmt, wird der Mensch geistlich träge. Er braucht Gott nicht mehr. Er vergisst, wer er ist. Das findet man auch in der Bibel so. Irgendwann dreht sich die Situation wieder. Es ist traurig, dass Menschen erst dann Gott suchen, wenn es ihnen schlecht geht.

Leo Bigger, was ist Ihr Lebensmotto?
Liebe Jesus bis ans Ende deines Lebens. Und brauche alles, was in deinen Möglichkeiten steht, um Gott gross zu machen. Das betrifft deine Begabung, deine Position, deinen Besitz – setze alles für Gott ein. Es geht im Leben nicht darum, berühmt zu werden, sondern das, was wir bekommen haben, zur Ehre Gottes einzusetzen. Begabung ist ein Geschenk. Die Frage ist, wie und wozu wir sie nutzen.

Zur Person:

Zusammen mit seiner Frau Susanna ist Leo Bigger (47) leitender Pastor des ICF Zürich. Die beiden haben zwei Kinder und wohnen in der Nähe von Zürich. Leo Bigger wurde in Buchs SG geboren, wuchs in einem katholischen Umfeld auf und lernte Offsetdrucker. Später studierte er am IGW Theologie und übernahm 1996 die Verantwortung für das fünf Jahre zuvor in Zürich gegründete, überkonfessionelle International Christian Fellowship. ICF Zürich hat über 3'000 Besucher pro Wochenende und die Bewegung wächst in ganz Europa. In der Schweiz gibt es inzwischen 24 Kirchen, in Deutschland 16 und deren 8 in weiteren Ländern.

Leo Bigger ist Autor mehrerer Bücher. Sein neuestes Werk heisst «Geist Gottes. Ein Buch über Heiligkeit, Gottes Kraft und Gegenwart» (2015, fontis-Brunnen Basel).

Zum Buch:
Schweiz
Deutschland

Zur Webseite:
ICF

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Datum: 23.05.2015
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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