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Covid-Politik: Es braucht Freiwilligkeit ohne Druck

Der Politologe Samuel Kullmann hat eine klare Sicht zur Covid-Politik. Er entwickelte sich zunehmend zum Massnahmenkritiker. Von den zunehmenden Spaltungen in unserem Land ist der bekennende Christ sehr betroffen. Was können wir tun?
Samuel Kullmann (Bild: Susanne Goldschmid)

Die Corona-Pandemie wird unterschiedlich beurteilt und die eigene Sicht manchmal auch mit verbaler Härte verteidigt. Livenet versucht, Personen mit unterschiedlichen Sichtweisen eine Stimme zu geben. Diesmal soll der Berner Grossrat und Politologe Samuel Kullmann zu Wort kommen. «Genau wie Ruedi Löffel (Livenet berichtete) war ich in den letzten Monaten in vielen emotionalen Diskussionen über die Corona-Massnahmen verwickelt. Mit der Zeit nahm ich allerdings stärker die Position der Massnahmenkritiker ein.»

Genauso wie Löffel, ist auch Kullmann betroffen von der gesellschaftlichen Spaltung, die bis in christliche Gemeinden und Familien hineinreicht. «Die Corona-Politik lässt niemanden kalt, denn sie betrifft viele Aspekte des alltäglichen Lebens. Jeder beurteilt die Situation anders aufgrund von bisherigen Lebenserfahrungen und unterschiedlicher Weltanschauungen.»

Wem können wir vertrauen?

«Kann ich dem Bundesrat mit meiner Gesundheit uneingeschränkt vertrauen? Hat meine Gesundheit bei den grossen Pharma-Firmen Priorität vor Profiten?» Solche Fragen stellt sich Samuel Kullmann – stellvertretend für viele. Aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen und Beobachtungen ist das Vertrauen vieler in unser Gesundheitssystem gestört. Oft schon seit Jahren, aktuell wird das mangelnde Vertrauen aber relevanter.

Dieses Misstrauen wird durch Beiträge, wie beispielsweise den Artikel der «Süddeutschen Zeitung», welcher die Pharmaindustrie 2015 schlimmer als die Mafia bezeichnete, gestärkt. Inzwischen gibt es schon etliche Fachpersonen, die diese Aussage unterstreichen. Sie verstehen den Vergleich mit der Mafia überhaupt nicht als reisserische Polemik, sondern als tatsächlichen Vergleich auf juristischer Grundlage. Samuel Kullmann findet, dass Zweifel am Wohlwollen und einem legalen Vorgehen der Pharmaindustrie tatsächlich begründet sein können.

Die Frage, wem wir vertrauen können, geht aber auch weiter. Welchem Arzt und welcher Fachkraft vertrauen wir, uns bestmöglich zu beraten? Soll die klassische Schulmedizin die Richtung vorgeben oder lohnt sich vielleicht auch ein Blick in die ganzheitliche Medizin?

Gesellschaftliche Spaltung durch das Covid-Zertifikat

In einer Sache hat Kullmann eine klare Haltung: «Mit der Einführung der Zertifikationspflicht hat der Bundesrat die Spaltung der Gesellschaft unnötigerweise extrem vorangetrieben.» Er glaubt, dass damit die Wirtschaft Schaden erleidet. «Zusätzlich drangsaliert das Vorgehen alle Ungeimpften bis hin zu Kündigungen und führt dazu, dass manche Kirchen ihre Gottesdienstbesucher nach geimpft und ungeimpft unterteilen.»

Kullmann ist überzeugt: Um zu einem guten Miteinander zu finden, braucht es zwar einen gutem Umgangston, zwingend aber auch die Abschaffung des Covid-Zertifikats. Dieses drängt nämlich zu viele Menschen ins Abseits, was zwangsläufig zu Gegendruck führt.

Was wäre denn die Alternative?

«Als Gesellschaft und Individuen können wir zwei Ansätze verfolgen, wie wir mit der Corona-Situation umgehen.» Samuel Kullmann spricht dabei von Impfung oder natürlicher Immunität. «Beide helfen bei der Bewältigung der Situation. Leider scheint die natürliche Immunität für das BAG in keiner Weise ein relevanter Faktor zu sein. Beide Wege haben unterschiedliche Vor- und Nachteile, wobei man die meisten davon noch gar nicht richtig beurteilen kann. Wie offizielle Daten nahelegen, hilft die Covid-Impfung zumindest kurzfristig, die Situation zu entspannen. Wer hingegen auf eine natürliche Immunität setzt, riskiert in seltenen Fällen eine Hospitalisierung, scheint dafür jedoch eine robustere Immunität gegenüber neuer Virusmutationen zu haben, ohne regelmässige Booster zu benötigen.»

Für sich selbst ist Kullmann zu einem Entschluss gekommen. Für die Gesellschaft plädiert er jedoch auf Freiwilligkeit. «Ich bin der tiefsten Überzeugung, dass jeder diese Fragen für sich selbst beantworten dürfen soll – ohne jeglichen Druck. Einheit kann nur dann wiederhergestellt werden, wenn der Druck weggenommen wird und eigenverantwortliche Entscheide wieder respektiert werden. Darum braucht es am 28. November unbedingt ein Nein zur gefährlichen Verschärfung des Covid-19-Gesetzes.» Er glaubt, dass dadurch die angespannte gesellschaftliche Situation entspannt werden kann.

Kommentar des Autoren: Den eigenen Beitrag erkennen

Sowohl Samuel Kullmann wie auch Ruedi Löffel wollen das Beste für unser Volk, obwohl sich ihre Ansichten in vielen Bereich diametral unterscheiden. Beide versuchen, innerhalb ihrer Möglichkeiten einen guten Einfluss auszuüben. Löffel setzt auf Verständnis und Zuhören und damit aufs Brückenbauen. Er erkennt dies als seine beste Möglichkeit, um einen konstruktiven Beitrag zu leisten. Kullmann hingegen ist überzeugt, dass es auch einen Einsatz auf politischer Ebene braucht – und als Politiker nimmt er dies wahr. So gut er kann.

Es lohnt sich, innezuhalten und dann zu tun, was wir als unsere persönliche Verantwortung erkennen. Es ist unmöglich, dass alle uns dafür lieben werden und jede Haltung wird letztlich irgendwo auf Unverständnis oder sogar Widerstand stossen. Samuel Kullmann drückte aus, dass wir heute vieles noch gar nicht richtig beurteilen können. Das soll uns demütig machen, muss aber nicht zu Passivität führen. Und letztlich haben Christen die grösste Waffe, welche mehr bewirken kann als alles andere Engagement: das Gebet! Und selbst wenn wir die Schritte gehen, die uns im Gebet wichtig wurden, soll uns dies nicht vom Gebet abbringen.

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Datum: 21.10.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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