Den ganzen Menschen behandeln

Spiritualität gewinnt in Therapiekreisen an Bedeutung

Neben biologischen und psychosozialen Aspekten wird der positive Einfluss von Spiritualität auch in fachlichen Kreisen immer mehr unterstützt – so lautet das Fazit am Ende des Symposiums  am letzten Donnerstag (25.4.13) in der Klinik SGM Langenthal.
Am Symposium «Depression und Burnout» in Langenthal

Psychische Erkrankungen rücken zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit. Am 25. April 2013 trafen sich über 100 Fachleute und interessierte Laien, um sich über Depression und Burnout zu informieren und auszutauschen. Das Tagesprogramm beinhaltete 4 Hauptreferate und 8 Workshops.

Neurobiologe: Auch die Spiritualität hat Platz

Prof. Erich Seifritz, Direktor der Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie an der psychiatrischen Universität Zürich Ost, referierte über das Verständnis der Depression aus neurobiologischer Sicht. Mehrere Faktoren – von den genetischen Anlagen bis zum sozialen Umfeld – sind für Stresserkrankungen und Depressionen verantwortlich. Seifritz sieht eine neue Dimension pharmakologischer Therapien wie z.B. individualisierte Medikamente heraufziehen, aber andere Behandlungen behalten ihre Berechtigung. Rein medikamentöse Methoden werden gegenüber den psychosozialen aber nicht bevorzugt. Er empfiehlt den Patienten ein zentriertes Vorgehen, in dem auch spirituelle Ansätze Platz haben.

Dr. Kurt Bachmann, Chefarzt Psychiatrie im Spital SRO Region Oberaargau, erläuterte Symptome und Ursachen für depressive Erkrankungen, und stellte dabei psychosoziale Modelle in den Mittelpunkt. Er vermittelte viele praktische Hinweise über psychotherapeutische Verfahren und wie mit Betroffenen über ihre Wiedereingliederung gesprochen wird.

Den Glauben des Patienten integrieren

Dr. René Hefti, Chefarzt der Klinik SGM Langenthal, stellte einen weiteren Therapieweg vor: das erweiterte biopsychosozialen Modell, welches die Spiritualität – den persönlichen Glauben des Patienten - integriert. Anhand eines Patientenbeispiels erläuterte er, wie stark religiöse Elemente Bestandteil einer Depression, aber auch einer Heilung sein können. Forschungsergebnisse zeigen einen überwiegend positiven Einfluss des Spirituellen auf die Gesundheit. In der Klinik SGM Langenthal ist deshalb der Seelsorger ein integriertes Mitglied des therapeutischen Teams.

Dr. Barbara Hochstrasser, vom Zentrum Psychiatrie und Psychotherapie in Meiringen, widmete sich ganz dem Thema Burnout. Sie erläuterte die Symptome sowie die biologischen und psychosozialen Ursachen, richtete aber die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf die Spiritualität oder den Kernbegriff «Sinn». Für Burnout ist der Sinnverlust kennzeichnend. Gegenwärtig geschieht dies verstärkt durch die Beschleunigung und Durchrationalisierung des Lebens und vor allem wegen der «säkularen Entzauberung» der Welt. Menschen verlieren heute leicht ihr inneres Zentrum und den Lebenssinn, wenn sie sich innerweltlich verzetteln und Krisenerfahrungen nicht mehr religiös abfedern können. Gleichzeitig schöpft sie aber auch Hoffnung: Wenn Patienten ihr Burnout als Auslöser für eine spirituelle Suche sehen oder ihre verschüttete Spiritualität mit einer Sinnsuche erneuern und vertiefen, könnten sie die Krankheit gut überwinden.

Das Symposium zeigte, dass Depression und Burnout nur dann geheilt werden können, wenn der ganze Mensch – inklusive seiner religiös-spirituellen Dimension – behandelt wird.

Die Klinik SGM Langenthal ist eine anerkannte, christliche Fachklinik für Psychosomatik, Psychiatrie und Psychotherapie mit stationären, tagesklinischen und ambulanten Behandlungsmethoden. Mehr Informationen auf der Webseite der Klinik SGM.

Datum: 01.05.2013
Autor: Stefan Rademacher
Quelle: Livenet / SGM

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