Gott weiss genau was wir brauchen
Ich erinnere mich noch gut daran, wie meine Mutter früher abends mit mir betete. Das Bild, welches ich im Kopf habe, stammt aus der Zeit vor unserem letzten Umzug, ich muss wohl zwischen 4 und 8 Jahren gewesen sein: Ich lag im Bett und meine Mama sass am Bettrand. An genaue Details kann ich mich nicht erinnern, an eines jedoch schon: Sie betete dafür, dass Gott mir eine gute Freundin schenken möge.
In einer anderen Erinnerung liege ich auf dem Sofa und meine Mutter hält meine Hände. Ich war krank und sie betete für mich. Im Nachhinein staune ich über beide Begebenheiten. Es waren sicher nicht die einzigen Momente, in denen meine Mama für mich betete, aber die einprägsamsten.
Gott hört
Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst für Gott entschieden. Aber ich fühlte trotzdem seine Nähe, denn bei jedem Gebet hatte ich das Gefühl, dass sowohl das Kopfweh als auch die Übelkeit oder Bauchweh zurücktraten und ich mich besser fühlte. Rückblickend könnte man meinen, dies sei alles bloss Einbildung gewesen. Aber ich bin mir ganz sicher, dass Gott da war und dass das Gebet meiner Mutter in diesem Augenblick etwas bewirkt hat.
Bei der Bitte um eine gute Freundin hat es etwas länger gedauert. Und gerade weil es viel Geduld erforderte, so vermute ich, wusste ich es später umso mehr zu schätzen, als ich tatsächlich eine Freundin fand.
Als Aussenseiter in der Schule
Ich war in der Schule nie beliebt gewesen. Die ganze Zeit war ich ein Aussenseiter und die meisten Mitschüler liessen mich das deutlich spüren. Ich war die Schüchterne und der Fussabstreifer. In der Grundschule freundete ich mich mit einem Mädchen an, aber unsere vermeintliche Freundschaft war verwurzelt im Kampf um Annerkennung und geprägt von Lügennetzen. Wir bezeichneten uns als beste Freundinnen, und waren doch erbitterte Feinde. Wir konnten nicht mit- und nicht ohne einander. Wir hatten Spass miteinander, obwohl wir die Witze des anderen nicht komisch fanden. Wir unterschieden uns in beinahe allen Bereichen des Lebens: Sie war die Beliebte, Hübsche. Ich die Schüchterne und die Gemiedene.
Ich ging zu dieser Zeit noch jeden Sonntag mit meinen Eltern in den Gottesdienst und meinte auch, eine Beziehung zu Gott zu haben. Er war mir wichtig, aber so wirklich traute ich mich nicht, zu ihm zu stehen. Die wenigen Anläufe, meine Freundin mit dem Glauben und mit Gott vertraut zu machen, scheiterten kläglich an ihrem Desinteresse.
Als ich von zu Hause ausgezogen war und nur noch am Wochenende bei meinen Eltern wohnte, und als sie einen Freund hatte und bei ihm ihre freien Tage verbrachte, hatten wir keine Möglichkeit mehr, uns zu sehen, und der Kontakt brach so gut wie komplett ab. Nach zehn Jahren fand unsere Beziehung ein abruptes Ende.
Wohl dem, der echte Freunde findet
Kurz vor meinem 19. Geburtstag lernte ich ein Mädchen kennen, das mich in vielerlei Hinsicht faszinierte. Ihr Glauben an Gott und ihr Vertrauen begeisterten mich. Ihr Lachen und ihre Kreativität liessen mich ganz neue Seiten an mir entdecken. Ich liebe alles, was mit Musik zu tun hat und diese Freundin begeisterte mich neu dafür. Wir können miteinander lachen und gemeinsam Musik machen, offen und vollkommen ehrlich über den Glauben sprechen und auch sonst alles bereden.
Ich sehe diese Freundin als Geschenk des Himmels. Als die Erhörung der Gebete meiner Mutter. Auch wenn dieses Gebet von ihr, damals an meinem Bett, über zehn Jahre zurückliegt. Ich bin mir sicher, meine Mutter hat nie aufgehört für mich zu beten. Und ebenso sicher bin ich mir, dass genau diese Freundin die Antwort war.
Gott gibt mehr als wir erhoffen
Und weil Gott so genial ist, beliess er es nicht bei diesem Geschenk: In unserer Gemeinde sammelten sich zu genau dieser Zeit immer mehr Jugendliche und mittlerweile ist eine kleine Jugendgruppe entstanden. Wir sind noch am Anfang, aber es geht weiter.
Meine Geschichte ist eine alltägliche Geschichte, nicht besonders spektakulär. Doch für mich bedeutet sie sehr viel. Sie ist für mich ein Zeichen, dass Gott für mich da ist, auch dann, wenn ich keinen Mut und keine Kraft habe. Er sorgt für mich, auch wenn Hoffnungen und Wünsche erst Jahre später in Erfüllung gehen. So macht er es doch genau richtig. Denn er wusste, dass ich es jetzt viel mehr zu schätzen weiss, was es bedeutet, Freunde zu haben.
Buch zum Thema:
«Die Freundin aus ihren Gebeten»
Datum: 10.08.2013
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch