«Ich will dein Herz, nicht deine Hände!»
Mehr als dreissig Jahre hatte Susie in ihrer Gemeinde Piano gespielt und die musikalische Anbetung geleitet. Sie habe etwas eingeschnappt reagiert, als bei ihr im Jahr 2005 Parkinson diagnostiziert wurde. «Und ich hatte die Kühnheit, dies Gott auch so zu sagen.» Die Antwort überraschte sie: «Gott teilte mir mit: 'Aber es sind nicht deine Hände, die ich will – es ist dein Herz!'»
Die ehemalige Musiklehrerin hatte stets versucht, ihr Talent einzusetzen, um Gott zu gefallen. Nun realisierte sie, «dass mein Fokus auf meinen Händen lag, statt auf meinem Herrn».
Ganze Lieder kommen
Die Umstände führten dazu, dass sie bald nicht mehr als Pianistin in der Gemeinde wirken konnte. Doch bald spürte sie, dass Gott ihr williges Herz in eine andere Richtung lenkte – sie begann, Anbetungslieder zu schreiben. Das hatte sie vorher auch schon getan, doch sie musste immer noch daran arbeiten. Nun «kamen» die Lieder komplett zu ihr. Es schien, als purzelten die Worte und Töne in ihren Kopf und sie musste alles andere liegen lassen, um sie niederzuschreiben.
«Ich spürte, dass Gott mich nun salbte, um Lieder zu schreiben, die aus der Lebenserfahrung heraus entstanden und die kräftiger waren.» Das sei eine grosse Verantwortung. «Dadurch werden Worte in den Mund von anderen Leuten gelegt und Gedanken in ihre Herzen – das muss richtig gemacht werden.»
Ans Lächeln erinnern
Dreizehn Jahre nach der Diagnose geht es Susie gut, sagt ihr Arzt, doch Parkinson schreite voran und sie habe keine Illusion darüber, was an der Ecke auf sie wartet. Susie: «Parkinson beeinflusst die Menschen auf unterschiedliche Weise. Ich zittere nicht oft, doch ich habe Probleme mit Starrheit. Mein Gesicht ist nicht mehr so munter wie früher und ich muss mich bewusst entscheiden, auch mal zu lächeln, weil das Lächeln nicht mehr von selbst kommt. Meine Stimme ist nicht mehr so deutlich und sie ist viel leiser geworden.» Das sei nicht gerade hilfreich, weil ihr Mann schwerhörig ist.
Doch der grösste Effekt der Symptome sei, dass sie Geduld lernen müsse: «Die Dinge geschehen irgendwann und nicht sofort.» Doch ihr Mann Rob, die beiden Töchter und deren Familien mit den fünf Grosskindern unterstützen sie liebevoll. Deshalb habe sie keine Angst davor, eine «schlotternde alte Tattergreisin» zu werden. Sie werde akzeptiert, wie sie ist.
Umstände regieren nicht
Manche Aspekte der Krankheit schlagen sie dennoch von Zeit zu Zeit nieder. «Die emotionale Seite ist für Aussenstehende schwieriger zu verstehen, weil sie nicht sichtbar ist. Man kann sich deshalb auch alleine fühlen.» Es handle sich um Panik-Attacken, fehlendes Selbstvertrauen, Angst vor Menschenmengen und die Angst, eine Last für andere zu sein; «all diese Dinge waren vorher nicht da und sie haben mich zu einer ängstlicheren Person gemacht».
Gott plant die Reise
Eine Möglichkeit, durch die Susie Hare versucht, aktiv und positiv zu bleiben, ist das Schreiben. Sie hat bereits ihre Biografie geschrieben. «Dahinter steht Gott», glaubt sie, denn es sei wie bei den Songs gewesen: Die Idee sei plötzlich da gewesen und sei ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Den Erlös aus dem Verkauf ihres Buches spendet Susie der britischen Parkinson-Stiftung.
«Je mehr ich über die Idee nachdachte, desto mehr realisierte ich, was es für ein Privileg ist, anderen mitzuteilen, was Gott in meinem Leben durch das Geschenk der Musik und die Fülle der Gnade getan hat.» Sie vertraue darauf, dass jeder Mensch durch die Lektüre des Buches sehen kann, dass Gott die Lebensreise plant. Jeder soll neue Hoffnung und neues Vertrauen daraus schöpfen können.
Datum: 04.08.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch / Inspire Magazin