«Durch mein leichtsinniges Verhalten hätte ich sterben können»
«Ich war etwa fünf Jahre alt, als ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, etwas Spezielles zu sein und dass es einen Grund gibt, dass ich noch lebe», erinnert sich Iwan Meier zurück. «Nach und nach verstand ich, dass ich als einjähriger Junge einen Tumor am Steissbein hatte, der operiert wurde. Damals konnte nicht alles restlos entfernt werden. Es bestand das Risiko, dass feine Nervenbahnen verletzt werden und ich nicht mehr richtig hätte gehen können. So folgten Chemo- und Strahlentherapie.» Seinen Eltern und den Ärzten vom Kinderspital Luzern ist er bis heute dankbar, dass sie diese schweren Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen haben.
«Als verwöhntes Kind fiel ich in der Pubertät in ein tiefes Loch.» Als Jugendlicher kiffte Iwan, trank viel Alkohol und lebte in wechselnden Beziehungen. «Aus einem Minderwert heraus versuchte ich, mein inneres Defizit zu füllen. Ich war daneben ein guter Schüler und Lehrling, die Karriere verlief gut, auch wenn ich am Wochenende oft betrunken von den Sauffesten heimkehrte… oder meine Kollegen und ich schliefen mit den mitgebrachten Schlafsäcken in einem Maisfeld, weil eh niemand mehr heimfahren konnte.»
Betrunken am Steuer
Kurz bevor er am Technikum in Horw zu studieren begann, fuhr er auf dem Heimweg angetrunken in den Wald hinaus. «Das Auto kippte auf die Seite und wieder zurück auf die Räder. Der Wagen war Schrott. Totalschaden, aber mir wurde kein Haar gekrümmt. Gott sei Dank war ich alleine im Auto. Das brachte mich zum Nachdenken – wie oft hätte ich durch mein leichtsinniges Verhalten bereits sterben können…»
Nach dem Tech arbeitete er als Inbetriebnahme-Ingenieur im Ausland. Unter anderem packte er in Neuseeland an und später auch im Nahen Osten und in zahlreichen Ländern rund um den Globus.
Schmerzhafter Gang in Notaufnahme
Eines schönen Sommers arbeitete Iwan Meier an der Inbetriebnahme einer Gasturbine auf einem leistungsstarken Kombikraftwerk in den USA. «Ich hatte gerade Besuch aus der Schweiz und wir feierten mit Kollegen zwei Geburtstage.» Zusammen mit seinen Kameraden habe er sich einen «schönen» Rausch angetrunken.
«Wir sagten uns: 'Was würden wir jetzt im Tessin auf dem Camping machen? Nackt schwimmen.' Nebenan gab es einen umzäunten und abgeschlossenen Swimming Pool. Wir kletterten also über den Zaun und schwammen diskret ein paar Runden. Danach zogen wir uns wieder an und kletterten zurück. Ich sprang von rund zwei Meter runter und verspürte einen extremen Schmerz im Knöchel.»
Nach kurzer Verschnaufpause auf dem Boden, humpelte er zurück, setzte sich wieder auf die Festbank und bekämpfte den Schmerz mit noch mehr Alkohol. «Ich konnte nicht mehr auf den Fuss auftreten.»
Plötzlich auf allen Vieren
Am nächsten Tag war der Schmerz immer noch da. «Ich kroch auf allen Vieren auf das WC, zog mich hoch und kroch danach zurück zu meinem Bett. Beim zweiten Toilettengang reichte die Kraft nicht mehr aus, um mich selbständig hochzuziehen. Ich rief meinem WG-Kollegen.»
Im Spital in Providence wurde ein Knöchelbruch festgestellt. Da es sich nicht um einen dringenden Notfall handelte, musste er warten, bis Kapazität frei war. «Tagsüber musste ich nüchtern bleiben, falls ein Operationstermin frei würde. Zwei Tage lang bekam ich jeweils erst abends eine Mahlzeit. Am dritten Tag schliesslich wurde ich operiert.»
Eine neue Perspektive
Katholisch aufgewachsen, habe er gedacht, dass er später Jesus auf dem Sterbebett noch annehmen könne, «dann würde ich so oder so auf der sicheren Seite liegen: Katholisch und bekehrt».
Das Spital-Erlebnis führte nun zum Umdenken. «Kurz nach der Entlassung aus dem Spital kniete ich in meinem Appartment vor dem Bett nieder, bat Gott um Vergebung für alle Sünden, die mir in den Sinn kamen und lud Jesus ein, mich ab jetzt auf meinem Lebensweg zu leiten. Ich war überzeugt, dass er am besten weiss, was gut für mich ist. (...) Eine Tante, die in Cham wohnt, hatte mir schön öfters von Jesus erzählt. Nun entschied ich mich also ganz persönlich für ein Leben mit ihm. Was für eine Freude.»
Nach wenigen Wochen besuchte ihn seine Tante zusammen mit ihrem Mann in den USA. «Während ich wieder arbeiten konnte, suchte sie im Telefonbuch christliche Gemeinden und wir besuchten in der gleichen Woche gemeinsam meine erste Bibelstunde. Es wurde meine Gemeinde, mit Pastor Joseph aus Ghana und 90 Prozent farbigen Gottesdienstbesuchern.»
Dunkle Schatten im Halbschlaf
Früher erlebte Iwan verschiedentlich einen Schrecken beim Einschlafen. «Manchmal, geriet ich kurz vor dem Einschlafen in einen Zustand, bei dem der Körper bereits schlief, das Hirn aber noch aktiv war. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, war wie gelähmt, nur meine Augen waren offen und die Augäpfel konnte ich noch bewegen. Dann hatte ich das Gefühl, dass jemand im Zimmer ist und mir immer näher kam. Das faszinierte mich. Ich wollte wissen, was das ist. Vielleicht ein Engel oder eine höhere Macht, die mir eine geheime Information bringen will. Doch je näher das Ding kam und je intensiver diese Annäherung geschah, desto mehr Angst hatte ich, teilweise wurde ich regelrecht panisch.»
Irgendwie schaffte es Iwan jeweils, mit Gedankenkraft dem Schrecken zu entkommen. «Einmal dauerte es aber länger, ich meinte, sterben zu müssen. Als ich schliesslich, wie aus dem Nichts, eine Ohrfeige bekam, war ich sofort hellwach. Aber niemand war zu sehen.»
Es hatte ihn Überwindung gebraucht, seiner gläubigen Tante von diesen Erlebnissen zu erzählen. Sie riet ihm, Daniel Hari anzurufen, einen bekannten Pastor und Esoterik-Kenner. «Schliesslich war er es, der mich anrief und 45 Minuten lang nach Amerika telefonierte, in einer Zeit, als solche Gespräche noch viel kosteten; das beeindruckte mich. Er meinte, dass wenn Jesus sich einem offenbart, einem ein 'fürchte dich nicht' entgegenkommt. Wenn Panik und Angst da sind, dann kommt das nicht von Gott. Er riet mir, in Gedanken zu beten (ich konnte in diesen Zuständen ja nicht sprechen) und den Manifestationen im Namen Jesus zu gebieten und sie wegzuweisen.» Das tat Iwan Meier. «Es funktionierte. Noch zwei, dreimal erlebte ich diesen Schwebezustand, dann hörte es auf.» Das war noch, bevor er endgültig zu Jesus fand.
Die Veränderung
«Für mich war das wiederum ein Zeichen, dass Gott mich kennt und er sich für mich interessiert.» Vermutlich habe er sich durch Kiffen und Pilze dem Übersinnlichen geöffnet, aber nicht für Gott, sondern für die Gegenseite.
Befreiung erlebte Iwan nun auch bei den Suchtmitteln. Zuerst bei der Nikotinsucht. Zehn Jahre lang hatte er ein Päckli Zigaretten pro Tag geraucht. «Durch das Lesen in der Bibel, erkannte ich, dass mein Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist. Ich merkte auch, dass Rauchen nur eine Befriedigung der Nikotinsucht ist und mir nichts bringt, ausser Entzugserscheinungen zu lindern. Ich redete darüber mit Jesus und sagte: 'Ich finde es nicht richtig, deinen Tempel auszuräuchern, kann aber aus eigener Kraft nicht damit aufhören. Wenn du auch möchtest, dass ich mit Rauchen aufhören, dann musst du mir helfen, ich kann es nicht.' Auf dieses ehrliche Gebet hin, war ich von einem Tag auf den anderen frei.»
Nach weiteren Auslandsaufenthalten durchlief er die theologische Ausbildungsstätte STH in Basel, wo er auch seine Frau Carina kennenlernte. Das Ehepaar leitet heute die Chrischona Gemeinde in Arth im Kanton Schwyz.
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Datum: 27.09.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch