«Soundbar»

Ihre Musik bringt Hoffnung in Gefängnisse und auf die Strasse

Sie stehen nicht nur auf der grossen Bühne, sondern durchziehen Deutschland beispielsweise mit einer Strassentour oder treten hinter Gittern auf: Die Indie-Hip-Pop-Band «Soundbar». Im Gefängnis gelte es, echt zu sein: «Wenn man dort nicht das ist, was man sagt, kauft einem das niemand ab», sagt eines der Bandmitglieder.
«Soundbar» auf der Bühne in Hannover beim «Fährmannsfest»
«Soundbar»
«Soundbar»

«Unsere Single-Auskopplung 'Mississippi' liegt uns sehr am Herzen», sagte Sänger Harry Rauschenberger am Rande des Heavenstage-Festivals im Gespräch mit Livenet. «Darin verarbeiten wir das Gefühl, wie es ist, wenn man eine Person lange nicht mehr gesehen hat und sie vermisst – und wie wunderbar es wäre, wenn sie sich wiedermal melden würde.»

«Manche Freunde brechen manchmal aus in eine andere Stadt, um die Vergangenheit und Erlebnisse zu vergessen.» Doch man könne aus Vergangenem auch positive Kraft schöpfen. An einer Stelle im Lied geht es darum, die Golden-Gate-Bridge zu erreichen. «Die Brücke hat den Charakter, ein Ziel zu erreichen. Man denkt, dass es einem besser geht, wenn man da ist – dabei ist es oft nur ein Weglaufen.»

Freiwillig im Knast

«Soundbar» treten auch in Gefängnissen auf. «Da kommt man in einen Raum mit wenig Hoffnung und Liebe», beschreibt William Hesse. «Die Erfahrung dort ist intensiver als auf einer Bühne, wo jeder auf die Musik wartet.» Vor 2'000 Leuten zu spielen sei unpersönlicher als in einem Gefängnis, wo man den Insassen direkt gegenübersteht, sagt Sänger Andy Pries Liss. «Wenn man dort nicht das ist, was man sagt, kauft einem das niemand ab.»

Andy erinnert sich an ein Weihnachtskonzert hinter Gittern. Dort herrschte eine spezielle Stimmung. «Wenn es nicht um eine Show geht, sondern man echt ist, feiern die Leute auch im Gefängnis gerne mit, das ist sehr emotional». Unter den Häftlingen seien alle Religionen vertreten gewesen. Bei «Stille Nacht» sei plötzlich ein Muslim aufgestanden und habe geschrien: «Ja Mann, das ist richtig, ich liebe Jesus auch!» Solche Erlebnisse seien «krass». Krass sei auch, wenn einem die Menschen hinter Gittern nach dem Konzert eine gute Heimkehr wünschen, während sie keine Freiheit haben.

Berührte Hörer bei Strassenkonzerten

«Jeder von uns kennt Leute, denen es so erging und bei den Zuhörern verhält es sich meist gleich. Zudem kann sich jeder mit dem Thema identifizieren, hat schon Misserfolg und Enttäuschung erlebt», beobachtet Harry. «Dabei gibt es daheim immer Menschen, die warten», ergänzt Andy Pries Liss. Und Gitarrist William Hesse fügt an: «Eine weitere Erfahrung ist, dass jemand gar nicht weit weg sein muss, denn andere Denkweisen und Meinungsverschiedenheiten können ebenfalls zu einer 'Abwesenheit' führen.»

Die Hörer seien von der Botschaft der Band oft sehr berührt. «Das erlebten wir beispielsweise auf einer Strassentour. Eine Frau blieb stehen und weinte, weil sie sich in unserer Musik wiedergefunden hat. Kurz vorher hatte sie einen lieben Menschen verloren», erinnert sich William.

In Gemeinde gefunden

Die Gruppe würde keine fiktiven Dinge singen, hält Andy fest, sondern von persönlichen Erfahrungen. «Wir wollen nicht etwas erzählen, das wir nicht erlebt haben.» In jedem Song seien Spuren des Glaubens erhalten, «aber es ist immer cool, wenn die Hörer selbst kommen und uns persönlich darauf ansprechen. Das sei viel intensiver, als wenn man es von der Bühne rausposaunt.

Die Gruppe fand sich interessanterweise in der gleichen christlichen Gemeinde in der Nähe von Köln, ohne dass sie aus einer Worship-Band hervorgegangen wäre. Marvin Hesse: «Zunächst kamen und gingen Leute, es dauerte etwas, bis wir die perfekte Mischung gefunden hatten, aber seit vier Jahren sind wir jetzt in dieser Besetzung unterwegs.»

Unabhängig von «Soundbar» engagiere sich jeder auch sonst in der Gemeinde. Bassist Daniel Herzog: «Die Gemeinde unterstützt uns und betet für uns, aber es geht an diesem Ort nicht um uns, sondern um grössere Ziele, nämlich die Menschen zu erreichen.»

Zum Thema:
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Datum: 30.08.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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