Mehr als Musik

«Wunderschön, wie uns der Worship verbindet»

Worship – im Gottesdienst wäre er kaum wegzudenken, im Leben von Lea Schnegg auch nicht. Ihr Herz brennt für die musikalische Anbetung. Deshalb engagiert sie sich im Christlichen Zentrum Buchegg in Zürich als Worship-Pastorin. Im Gespräch mit Livenet verrät sie, was Worship für sie persönlich bedeutet und wie er zu einem Lebensstil werden kann.
Lea Schnegg
Lea Schnegg beim Worship
Mit der Worship-Band auf der Bühne

Weshalb braucht es in Ihrer Kirche den Dienst als Worship-Pastorin?
Lea Schnegg: Erst als ich die Stelle der Worship-Pastorin übernahm, wurde mir klar, dass in meinem Bereich über 100 Leute als Volontäre tätig sind. Das ist eine ausgesprochen grosse Verantwortung. Der Worship nimmt zeitlich einen beachtlichen Teil des Gottesdienstes ein – etwa einen Drittel. Da es sich um so einen grossen Bestandteil handelt, möchten wir auch darin investieren. Andererseits stecken viele Leute enorm viel Zeit und Energie in diesen Bereich. Deshalb möchten wir auch dafür sorgen, dass sie richtig betreut und unterstützt werden.

Was bedeutet Worship für Sie persönlich?
Für mich persönlich – gerade, weil ich so gerne singe und Musik mache – ist Worship einfach eine von den einfachsten Möglichkeiten, um in Gottes Gegenwart zu kommen. Wenn ich am Morgen nicht weiss, wie ich mit dem Beten anfangen soll, dann lasse ich ein Worship-Lied laufen, weil ich weiss, das hilft mir. Je nach dem sind Worship-Zeiten im Gottesdienst für mich fast noch berührender und wertvoller für meine Gottesbeziehung als nachher eine Predigt. Ich kann dabei sehr gut mit Gott in Verbindung treten. Es entsteht eine Art Atmosphäre, in der meine Ohren und mein Herz für Gott aufgehen. So wie die Sonnenblume sich öffnet, wenn die Sonne kommt. Mir ist dabei absolut bewusst, dass Worship mehr als Musik ist. Es ist mein Ziel, Gott mit meinem ganzen Lebensstil zu ehren.

Können Sie uns ein paar konkrete Tipps geben, wie Worship zu einem Lebensstil werden kann?
Der Spruch «What would Jesus do?» (Was würde Jesus tun) ist für mich ein Inbegriff vom Worship-Lifestyle. Sich im Alltag zu fragen: Würde das Jesus auch so machen? Jesus hat nämlich immer mit der Absicht gehandelt, den Vater zu ehren. Zweitens ist es wichtig, an der Quelle angeschlossen zu bleiben und mit Gott Zeit zu verbringen. Sonst wird es schwierig, diese Entscheidung aus einem selbst heraus richtig zu treffen. Erst seine Kraft und auch seine Liebe befähigen uns, seinen Willen zu tun. Als dritten Tipp hilft es uns Menschen, mit Freunden das Leben zu teilen, die die gleiche Absicht haben und einen darin ermutigen, gemeinsam einen solchen Lebensstil zu führen. So ist man nicht bei jeder Entscheidung der Exot, der anders tickt. Das kann vor allem am Anfang der Beziehung zu Gott sehr helfen. Auf der anderen Seite muss man aber hier aufpassen, nicht nur christliche Freunde zu haben.

Was machen Sie, wenn sich die Bandmitglieder zu stark auf die Qualität der Musik fokussieren und der eigentliche Lobpreis in den Hintergrund gerät?
Wenn ich merke, jetzt sind wir sehr auf der musikalischen Schiene und haben das Geistliche etwas vernachlässigt – das merkt man oft schon in der Probe –, dann nehme ich mir mit dem Team eine Gebetszeit, damit wir uns bewusst werden, worum es wirklich geht. Manchmal spielen wir auch nur mit einer Gitarre ein Lied, um uns auf Gott ausrichten. Das machen wir dann nicht als musikalische Probe, sondern als Probe für die Herzen. Ich sage immer wieder zu meinem Team, dass unser Erfolgsfaktor nicht ist, ob wir fehlerfrei gespielt haben oder es «voll gerockt» hat, sondern immer: Konnten die Menschen Gott begegnen?

Wie wichtig ist es denn, dass der Lobpreis musikalisch gut klingt?
Gott sollte immer wichtiger sein als die Qualität der Musik. Auf der anderen Seite wünscht man sich natürlich Qualität, besonders musikalische Menschen. Ich selbst gehöre auch dazu: Wenn die Musik nicht richtig ist oder jemand beim Singen immer falsch einsetzt, lenkt mich das sehr ab. Das möchte man vermeiden. Man will den Leuten ja eine möglichst fehlerfreie, ablenkungsfreie Plattform geben, um Gott zu begegnen. Und schliesslich wollen wir Gott mit dem Besten ehren, was wir bringen können – nicht mit den Überresten.

Wie können Sie anderen dabei helfen, ihre Gaben einzusetzen?
Ich achte darauf, dass ich mit offenen Augen durchs Leben gehe. Was ich beobachte, versuche ich in Form von Komplimenten und Wertschätzung auszusprechen, damit die Menschen ihre Gaben erkennen. Beispielsweise sage ich: «Ich finde, du hast das heute sehr gut gemacht, du kannst das allgemein sehr gut. Vielleicht könntest du dich noch mehr in diese Richtung entwickeln.» Wir Schweizer sind mit den Komplimenten im Vergleich zu anderen Kulturen eher zurückhaltend. Dann hat das, was man sagt, viel Gewicht, dafür ist es einfach ein bisschen zu wenig. Hier versuche ich, grosszügig zu sein.

Was wünschen Sie sich für Ihre weitere Arbeit als Worship-Pastorin?
Was mir sehr auf dem Herzen liegt, ist Einheit. Worship hat die Kraft, die Gemeinde und auch die gesamte Gemeinde von Gott zu vereinen. Mit Worship kann man mit so vielen Leuten aus den verschiedensten Hintergründen gemeinsam den Blick auf Jesus richten. Und das ist etwas, was ich am Worship wunderschön finde. Ich wünsche mir für unsere Gemeinde, dass der Worship ein Gefäss sein darf, welches die Einheit in der Gemeinde unterstützt und bewahrt. Und in dem drin möchte ich die Leute, die für dieses Anliegen brennen oder musikalisch ein riesen Potential haben, zusammen an einen Tisch bringen und sie so einbinden, dass sie ihre Gaben einsetzen können. Ich möchte ihnen die richtige Plattform geben, damit durch ihre Gaben Reich Gottes gebaut werden darf. Gemeinsam können wir dranbleiben, nicht das Ziel vom Worship, aber vielleicht den Stil, die Form und die Art weiterzuentwickeln.

Zum Thema:
Worship-Trends: Ideen für zeitgemässe Anbetung
Licht und Schatten: Die Worship-Bewegung unter der Lupe
Worum es bei Lobpreis geht: Die Geschichte zum Klassiker «Heart of Worship»

Datum: 21.05.2019
Autor: Annina Morel
Quelle: Livenet

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