Evolutionstheorie: Endlich wird öffentlich darüber diskutiert

Fossil
Ministerpräsident Dieter Althaus bedankt sich bei Bischof Prof. Dr. Wolfgang Huber (r.) mit der Erinnerungsmedaille zum Erfurter Dialog
Technische Universität München
Mikrobiologie Siegfried Scherer

Die Auseinandersetzung wird endlich öffentlich ausgetragen. In München kam es kürzlich zu einem Streitgespräch über die Evolutionstheorie. Zudem wurde im „Erfurter-Dialog“ auch über dieses Thema debattiert. In der Schweiz folgt die nächste Auseinandersetzung. Unter dem Titel: „Evolutionslehre – eine Weltanschauung“, findet nächste Woche im Thurpark Wattwil eine Podiumsdiskussion statt.

Die Evolutionstheorie entwickelt sich zum Dauerthema. Immer wieder wird in den USA vor Gericht darüber gestritten, ob die darwinistische Vorstellung von der Entstehung der Arten als Einzige an den Schulen gelehrt werden soll. Dann trat Kardinal Christoph Schönborn die Diskussion über Evolution und Schöpfungsgeschichte von katholischer Seite her neu los: Er habe Vernunft in eine zunehmend ideologisch geführte Debatte bringen wollen. Wissenschaftler hätten ihre Grenzen überschritten.

Zunächst abgeblockt

Dem Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus gelang es Ende Jahr nicht im Rahmen des „Erfurter-Dialoges“ eine Debatte über die Evolutionstheorie zu lancieren, weil der eingeladene Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera den Dialog scheute.

In der Sendung von „Joachim Bublath“. im ZDF, wurde kürzlich der Beitrag „Evolution – der Glaubenskrieg“ ausgestrahlt. Darin wurde die Theorie über die Entwicklung des Lebens als wissenschaftlich gesicherte Tatsache dargestellt, während christliche Kritiker als „religiöse Eiferer“ und „Sektierer“ bezeichnet wurden. Auch hier wurde jegliche Diskussion über das Thema schon im Keim erstickt.

Erklärungen überzeugen nicht

Nun kam es, wie „idea“ berichtete, an der Technischen Universität München vor rund 500 Zuhörern doch noch zu einer Diskussion.

Die Evolutionstheorie sei weit davon entfernt, naturwissenschaftlich bewiesen zu sein. Diese Ansicht vertrat der Mikrobiologie Siegfried Scherer in einem Streitgespräch mit dem Biologen und Philosophen Mathias Gutman. Als Beispiel nannte der Mikrobiologe die Entstehung der ersten Zelle, die sich vor mehreren hundert Millionen Jahren in der „Ursuppe“ aus den vorhandenen Stoffen Wasser, Schwefel, Methan und Ammoniak gebildet haben soll. Doch sei es bei allen Versuchen, im Labor die Ursuppe nachzubilden, nicht gelungen, alle zur Entstehung des Lebens notwendigen biochemischen Bausteine zu erzeugen.

Scherer verwies auch darauf, dass es völlig ungeklärt sei, wie Erbinformationen aus der Aneinanderreihung von Aminosäuren entstanden sein sollen. Alle Wahrscheinlichkeitsberechnungen kämen zum Ergebnis, dass die Entstehung solcher Informationen durch rein natürliche Prozesse nicht möglich sei.

Wissenschaftlich bewiesen ist für Scherer hingegen die „Mikro-Evolution“. Sie verlaufe innerhalb des Genpools einer Art und bringe beispielsweise verschiedene Affen oder Vögel hervor. Er unterstrich jedoch, dass die Makro-Evolution, bei der sich nach der Theorie aus einfacheren Lebewesen komplexere Formen entwickelt haben sollen, nicht zu beobachten sei. Deshalb gelte für die grundlegenden Positionen der Evolutionstheorie, das man nicht wisse, wie das vor sich gegangen sein soll.

Daran festhalten – auch wenn Einzelaspekte widerlegt werden

Biologe und Philosoph Mathias Gutman liess sich nicht auf die Detailkritik an der Evolutionstheorie ein. Seiner Meinung nach hat die Evolutionstheorie die Aufgabe zu erklären, durch welche natürlichen Prozesse die Welt so geworden sei, wie man sie heute vorfindet. Man könne deshalb selbst dann am Prinzip der Evolutionstheorie festhalten, wenn sämtliche Einzelaspekte widerlegt seien. Die Aufgabe des Naturwissenschaftlers bestehe dann darin, bessere Modelle zur Erklärung der Entwicklung des Lebens auszuarbeiten.

Spannungsloser "Erfurter Dialog*

"Es gibt keine Alternative Gott oder Darwin." Diese Aussage des Theologen Michael Gabel ist gleichzeitig das Fazit des "Erfurter Dialogs" zum Thema „Evolution und Schöpfung“. Die Teilnehmerrunde achtete sorgsam darauf, das Spannungsfeld nicht beim Namen zu nennen.

Diese Podiumsdiskussion hatte im Vorfeld für einigen Wirbel gesorgt, weil als Teilnehmer ursprünglich der Münchner Mikrobiologe Siegfried Scherer eingeladen war, der biblische Aussagen vertritt und die Evolutionstheorie kritisch betrachtet. Nachdem sein Gegenüber, Ulrich Kutschera, nicht bereit war, mit Scherer zu diskutieren, wurde auch dieser wieder ausgeladen. Die Neubesetzung des „Erfurter Dialogs“ führte dann allerdings zum befürchteten, spannungslosen Abend. „Deutschlandradio“ schreibt: „Dass Scherer wieder ausgeladen wurde, war der Lebendigkeit der Diskussion abträglich.“

Von Ministerpräsident Dieter Althaus neu eingeladen waren Uwe Hoßfeld, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ernst-Haeckel-Haus der Universität Jena, Klaus Tanner, Institut für Systematische Theologie an der Universität Halle-Wittenberg, sowie Michael Gabel, Prodekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt.

Harmonie kaum durchbrochen

Der Einzige, der etwas deutlicher wurde, war Tanner. Er stellte fest, dass Biologen dazu neigten, ihre Wissenschaft „ideologisch aufzuladen“. Als Beispiel nannte Tanner ein Buch über Evolutionsbiologie von Ulrich Kutschera, das massiv für den Atheismus wirbt. „Damit hat er sein wissenschaftliches Konto überzogen“, kritisierte Tanner.

Doch ansonsten achtete die Runde in erster Linie auf Harmonie, indem sie die Evolutionstheorie mit dem christlichem „Glauben“ vereinbarte.

Evolutionslehre – eine Weltanschauung?

Etwas spannender dürfte die Veranstaltung von Freitag, 10. Februar werden. Um 20 Uhr findet im Thurpark Wattwil eine Podiumsdiskussion zum Thema Schöpfung oder Evolution statt. Professor Paul Schmid von der ETH Zürich wird die Evolutionslehre vertreten und als Wissenschaft in einem Kurzreferat postulieren.

Gian Luca Carigiet vom Verein ProGenesis sieht die Entstehung des Universum und des Lebens als Resultat einer Schöpfung und die Evolutionslehre als Weltanschauung. Die anschliessende Diskussion zwischen den Referenten steht unter der Gesprächsleitung von Dr. med. Andreas Rohner aus Ebnat-Kappel.

Den Zuhörern wird die Möglichkeit geboten, sich ebenfalls an der Diskussion zu beteiligen und kritische Fragen zu stellen.

Evolutionstheorie: Endlich wird öffentlich darüber diskutiert

Die Auseinandersetzung wird endlich öffentlich ausgetragen. In München kam es kürzlich zu einem Streitgespräch über die Evolutionstheorie. Zudem wurde im „Erfurter-Dialog“ auch über dieses Thema debattiert. In der Schweiz folgt die nächste Auseinandersetzung. Unter dem Titel: „Evolutionslehre – eine Weltanschauung“, findet nächste Woche im Thurpark Wattwil eine Podiumsdiskussion statt.

Die Evolutionstheorie entwickelt sich zum Dauerthema. Immer wieder wird in den USA vor Gericht darüber gestritten, ob die darwinistische Vorstellung von der Entstehung der Arten als Einzige an den Schulen gelehrt werden soll. Dann trat Kardinal Christoph Schönborn die Diskussion über Evolution und Schöpfungsgeschichte von katholischer Seite her neu los: Er habe Vernunft in eine zunehmend ideologisch geführte Debatte bringen wollen. Wissenschaftler hätten ihre Grenzen überschritten.

Quellen: Pro Genesis, factum, idea, Deutschlandradio, Livenet

Datum: 02.02.2006
Autor: Bruno Graber

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