Lindsey Doss: «Wie ich den Weg nach Hause fand»
Ich bin in der Kirche aufgewachsen. Mit 18 Jahren, im Jahr 2005, heiratete ich meinen Mann Casey. Wir bekamen zwei wundervolle Töchter, das Leben war perfekt. Mein Mann war Teil eines Pastoren-Leitungsteams, ich war im künstlerischen Bereich tätig, die Zukunft schien wunderbar.
Der Wendepunkt
Doch obwohl ich christlich erzogen wurde, obwohl wir eine scheinbar perfekte Ehe hatten, gab es eine Schattenseite: Vaterlos aufzuwachsen, hinterlässt eine tiefe Wunde, die oft jahrelang nicht bemerkt wird, auch von einem selbst nicht. Ich weiss nicht, was es war, vielleicht die Verantwortung, die ich Casey zuschob, um mich zu «heilen», oder eine Identitätskrise eines innerlich zerbrochenen Kindes mit «Vater-Problemen»... Als ich diesen Konflikt in mir bemerkte, wollte ich nur noch wegrennen, so schnell ich konnte. Die Stimme der Enttäuschung hatte jahrelang kleine Lügen in mein Leben gesät, die sich tief in meinem Herzen verwurzelt hatten. Trotz Altarrufen und Gebeten hielt ich an meinem Schmerz fest und liess nicht zu, dass der Heilige Geist ihn heilen konnte.
Der Andere
Man plant keine Affäre. Man sieht sie normalerweise nicht auf einen zukommen. Wenn man merkt, dass man mit jemandem emotional verbunden ist, ist man bereits so tief verbunden, dass man die Beziehung nicht mehr aufgeben will. So kann man in der Kirche eine Affäre haben kann, ohne «eine Affäre» zu haben. Die meisten Leute, die in so einer rein emotionalen Beziehung sind, empfinden es nicht als untreu sein. Letztlich sind sie ja nie intim geworden, oder?
Vielleicht haben sie keine körperlichen Grenzen überschritten, aber ihr Herz ist nicht mehr beim Partner und sie sehnen sich danach, Zeit mit jemand anderes zu verbringen. Man muss keinen Sex haben, um Ehebruch zu begehen. Wenn Sie einfach nur SMS verheimlichen oder schnell löschen, dann sind sie bereits dort – in der emotionalen Affäre. Alle Warnsignale standen bei mir auf Rot und jeder sah sie – nur ich nicht.
Zerbruch
Drei Jahre lang bat Casey mich, die Beziehung abzubrechen. Aber ich leugnete, dass da irgendetwas war. Als die Affäre endlich ans Tageslicht kam, wollte ich nur noch aus meiner Ehe heraus. Um nicht als Bösewicht dazustehen, log und manipulierte ich, wo es nur ging, um die Schuld meinem Mann zuzuschieben. Im Frühjahr 2014 verliess ich ihn und reichte die Scheidung ein. Ich verliess die Gemeinde, die kirchliche Arbeit, und unsere Mädchen waren völlig verwirrt.
Zwei Jahre lang dauerte die Scheidung – in dieser Zeit verlor ich nicht nur meinen Ehemann, sondern unseren Dienst, die aussereheliche Beziehung, meine Freunde und vor allem mich selbst. Ich wurde von einer liebevollen Frau zu einem hassenden, verbitterten Schatten meiner selbst. Mein Leben bestand aus Bars, Städten und Liebhabern. Doch ich hasste mein Leben und beschuldigte alle anderen dafür.
Innere Leere
Mit der Zeit merkte ich, dass diese «Freiheit», die ich gefunden hatte, nicht so war wie gedacht. Die Sünde erfüllte mich nicht mehr. Ich fühlte mich leerer als je zuvor. Meine Träume, meine Familie, mein Leben – alles war weg. Und in dem Moment merkte ich, dass sich etwas ändern musste. Doch nach Hause zurückzukehren bedeutete, dass ich Verantwortung übernehmen musste für die Lügen, die Sünde und die Affären. Ich musste meiner Familie ins Gesicht schauen, meinem Mann und meinem Versagen. Aber nach zwei Jahren reinster Hölle war mir alles egal. Ich wollte nach Hause! In meiner kleinen Wohnung betete ich: «Gott, meine Antwort ist 'Ja'.» Ich spürte, wie er mich zurück zur Wahrheit, zurück zu ihm zog.
Und mit diesem «Ja» veränderte sich alles. Alle Schmerzen der Vergangenheit, alle Scham war wie weggespült. Ich wusste nicht, was passieren würde, ob Casey mir eine zweite Chance geben würde. Ich hatte sie sicherlich nicht verdient… Aber ich wollte einfach die Dinge klären. Mir war jetzt egal, was andere dachten. Ich wollte wieder mit Gott im Reinen sein und mein Leben zurückbekommen – egal, was es kostete.
Der Durchbruch
Ich emailte meinem Mann und bat um ein Treffen. Drei Tage später war ich in seinem Wohnzimmer und bat ihn um Vergebung. Sechs Stunden lang sprachen wir. Es gab keine Ausrede, keine Verteidigung, die ich hätte nutzen können. Ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht offen dafür war, an unserer Beziehung erneut zu arbeiten. Doch ich wollte es versuchen. Zu meinem Erstaunen war seine Antwort aber ein lautes «Ja». Er brachte mir Liebe und Vergebung entgegen, die ich nicht verdient hatte. Ich wusste, dass es noch ein langer Weg war, sein Vertrauen zurückzugewinnen, aber ich war endlich auf dem Weg nach Hause.
Mittlerweile bin ich seit fast zwei Jahren wieder zuhause. Gott ist treu! Er vergibt. Er kann Leben wiederherstellen, viel besser und weitreichender als wir ihn je bitten, träumen oder uns vorstellen könnten.
Sind Sie auf der Suche nach einem Weg zurück nach Hause? Es beginnt damit, zurück zum Vater zu gehen. Öffnen Sie Ihr Herz für die Wahrheit und hören Sie nicht länger auf die Enttäuschung. Oder warten Sie darauf, dass der verlorene Sohn oder die verlorene Tochter zurück nach Hause kommt? Dann geben Sie nicht auf. Ich weiss nicht, ob sie oder er wiederkommt, nur Gott weiss das. Aber gibt es eine Chance? Kann Gott diesen geliebten Menschen verändern, nach allem was geschehen ist? Auf jeden Fall!
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Datum: 26.09.2017
Autor: Rebekka Schmidt / Lindsey Doss
Quelle: Livenet / Charisma News