Ein Ort der Hoffnung
Die Gründung der Stiftung Sela im Jahr 1994 markierte einen Wendepunkt in der christlichen Beratungsarbeit in der Schweiz. Theddy Probst, Initiator und prägende Persönlichkeit der Stiftung, erinnert sich an die Anfänge: «So etwas gab es damals noch nicht. Es ist eine Geschichte von mir und anderen, die gesehen haben, dass Menschen in Krisen Unterstützung brauchen.»
Schon während seiner Zeit am Lehrerseminar hatte Probst den Wunsch, etwas zu verändern. «Ich lernte Menschen kennen, die Probleme hatten – Depressionen, Ängste oder Beziehungsprobleme. Aber es gab einfach nichts, was diesen Menschen helfen konnte.»
Grundstein in den USA gelegt
Nach dem Theologiestudium war er zwei Jahre in Bern tätig, wo sich gerade eine Gruppe von Personen zusammensetzte, um christliche Beratung zu fördern. Manfred Engeli baute eine Beratungsstelle in Bern auf, Hans Ruedi Stucki wurde leitender Psychiater an der Klinik Sonnhalde in Basel, weitere wandten sich anderen Aufgabengebieten zu. Alle profitierten vom gegenseitigen Know-how.
Theddy Probst zog es in die USA, um sich zum Doctor of Ministry (D.Min.) in Seelsorge und Beratung ausbilden zu lassen. Die intensive Ausbildung mit 900 Praktikumsstunden legte den Grundstein für seinen weiteren Weg. «Es war ein Privileg, diese Zeit erleben zu dürfen. Sie hat mich darauf vorbereitet, ein christlich fundiertes Beratungsangebot zu schaffen, das den Menschen wirklich hilft.»
Die Frage, ob dieses Konzept auch in der Schweiz umsetzbar sei, liess ihn nicht los. «Ich wartete ab und dachte, es brauche einen Anstoss von aussen. Es dauerte dann zehn Jahre bis die Sela gegründet wurde.» Als 1994 schliesslich die Stiftung Sela gegründet wurde, war dies der Zusammenarbeit engagierter Persönlichkeiten zu verdanken, darunter Peter Bosshart als Präsident des Stiftungsrates. Theddy Probst betont die Wichtigkeit des Teams: «Ich wollte nicht alleine arbeiten. Unterschiedliche Perspektiven und Kompetenzen sind wichtig, um Menschen ganzheitlich begegnen zu können.»
Vertrauen aufbauen
Die Sela steht auf einem christlichen Fundament. «Wir wollen Menschen ermutigen, eine vertrauensvolle Beziehung zu Christus aufzubauen», erklärt Theddy Probst. «Das Bild vom Baum am Wasser aus Psalm 1 beschreibt, was wir tun: eine Verbindung schaffen, durch die Menschen neue Kraft schöpfen können.» In diesem Psalm ist wahrscheinlich von einem Bewässerungssystem die Rede, das die Pflanzen mit Wasser versorgt. Gott sei wie eine Wasserleitung, die den Menschen Kraft gebe.
In den Räumen an der Rathausgasse 2 in Aarau begann die Arbeit der Sela. «Ich mag den Namen der Strasse, er passt zu unserer Arbeit. Wir haben in bescheidenen Verhältnissen angefangen», erinnert sich Probst. «Unsere Einrichtung war bescheiden, aber das Wichtigste war, für die Menschen da zu sein.» Anfangs verzichtete die Sela auf feste Gebühren, später bot man einkommensabhängige Honorare an. «So konnte jeder kommen, unabhängig von seiner finanziellen Situation.»
Doch der Weg dorthin war nicht ohne Hindernisse. Vor allem rund um das zehnjährige Jubiläum geriet die Stiftung in eine Krise. «Es gab Kündigungen im Team und Konflikte. In dieser Phase mussten wir uns neu erfinden», erzählt Probst. «Wir haben uns auf unsere Stärken besonnen und unseren Fokus geschärft.»
Allen auf Augenhöhe begegnen
Sela hat sich in den folgenden Jahren weiterentwickelt. Neben Einzel- und Paarberatungen bietet die Stiftung heute auch Kurse, Workshops und Vortragsabende an. «Unsere christliche Basis wird geschätzt», betont Theddy Probst. «Durch die verschiedenen Ausbildungen im Team können wir ein breites Spektrum abdecken.»
Die Arbeit ist abwechslungsreich: «Mal spreche ich mit einem Unternehmer, der grosse Verantwortung trägt, mal mit jemandem, der nicht weiss, wie er mit seinen Schulden umgehen soll», sagt Theddy Probst. «Wir begegnen allen auf Augenhöhe.» Manche brauchen nur wenige Termine, um die nächsten Schritte zu erkennen, andere brauchen eine längere Begleitung.
Neue Standorte winken
Zum 30-jährigen Jubiläum blickt die Stiftung nicht nur mit Freude auf das Erreichte zurück, sondern auch erwartungsvoll in die Zukunft. «Die Sela ist innovativ und bleibt flexibel», sagt Theddy Probst.
Was die Sela besonders auszeichnet, fasst er so zusammen: «Es geht darum, den Menschen als Geschwister zu begegnen, nicht mit einer fertigen Lösung, sondern mit der Bereitschaft, gemeinsam einen Weg zu finden.»
Die Vision bleibt klar: «Ich wünsche mir mehr solcher Einrichtungen, die unabhängig von Status und Einkommen helfen. Dazu braucht es Menschen, die uns unterstützen – sei es durch Freiwilligenarbeit, Spenden oder treue Begleitung.»
Gut möglich, dass in den nächsten Monaten oder Jahren in Thun (durch Oliver Merz) und in Urdorf (durch Esther Stotz) eine Zweigstelle entsteht.
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Datum: 30.12.2024
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet