«Wir wollen frecher werden»
«Liebt ihr eigentlich Rituale und Jahresübergänge?» Moderator Ruedi Josuran rennt in seinem ersten Livenet-Talk mit den beiden Pionieren offene Türen ein. Gerade Leute, die viel Neues anpacken, müssen immer wieder «innehalten», um sich nicht zu verrennen: Matthias «Kuno» Kuhn geht als Erstes im neuen Jahr zum Gespräch mit Jesus raus, auch Florian Wüthrich zieht es mit Tagebuch und der Frage: «Herr, was hast du vor?» in die Natur des Emmentals. Solche grossen und auch kleinere regelmässige Zeiten der Stille scheinen für Pioniere lebenswichtig zu sein – gerade weil sie ja auch noch normale Menschen mit Familie und Hobbies, etwa Hockey, Fussball und Handball, sind.
Die Laterne und der Betrunkene
Im Jahresübergang lässt man Vertrautes hinter sich und macht Schritte in Neues hinein. Welche Rolle spielen Traditionen, wenn man vorwärts will? Flo Wüthrich: «Für mich sind Traditionen wie Laternen im Laternenweg – sie zeigen den Weg, aber nur ein Betrunkener würde sich an ihnen festhalten.» Kuno ehrt die Geschichte der Kirche und das, was «die Alten» gewagt haben; so hat er einmal in einer Täuferhöhle übernachtet. Denn: «Gerade wenn wir Neues anpacken wollen, ist es so wichtig zu wissen, auf welchen Schultern wir stehen. Es ist ein Akt der Demut, anzuerkennen, dass nicht mit mir die Erweckung anfängt.»
Alles prüfen, das Gute behalten
Die Jahreslosung für 2025 aus 1. Thessalonicher Kapitel 5, Vers 21 wäre ein Fulltime-Job, meint Kuno weiter, weil wir mitten in der Welt leben und es so viel zu prüfen gibt. Für ihn ist die tägliche Auseinandersetzung mit der Bibel die entscheidende Grundlage, zu prüfen und zu entscheiden, was das «Gute» ist, das es zu behalten gilt. Für Flo Wüthrich ist als Leiter die «Gabe der Unterscheidung» wichtig, um seine Zeit nicht mit Zweit- und Drittrangigem zu vergeuden – eine Gabe, die sich ebenfalls auf die Bibel und den Heiligen Geist abstützt.
Jesus.ch – hier wird Innovation konkret
Beide, Flo und Kuno, werden im Jahr 2025 mit dem ganzen Livenet-Team daran arbeiten, die Plattform Jesus.ch wesentlich aus- und umzubauen – einer der Gründe, warum Kuno konkrete Aufgaben übernehmen wird. «Wir hatten in den letzten Jahren einen Innovationsstau und wollen Jesus.ch – die meistgeklickte Domain – neu denken und sie technisch und inhaltlich erweitern», erklärt Livenet-Chef Flo Wüthrich. Es soll mehr als bisher eine Plattform werden, die «den Kirchen im Land dient», in unserer Gesellschaft sprachfähiger zu werden. Die Sorge, dass schon der Name Jesus.ch zu fromm ist, will Flo ins Gegenteil umkehren: «Menschen suchen Antworten. Wir stehen zu der Person Jesus und möchten Anlaufstelle sein, wo man in die Fusstapfen vom Rabbi treten kann.»
«Gott ist ja spannend, aber Jesus ist zu exklusiv»
Dieser Aussage ist Ruedi Josuran öfter begegnet. Sollte man mit Jesus nicht vorsichtiger sein? Flo und Kuno sind sich hier einig: «Wir zeigen klare Kante. Wir locken die Leute nicht mir religiösem Geschenkpapier, wir werden Jesus nicht weichspülen», hält Flo fest, und Kuno unterstreicht: «Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, jeden Tag irgendwo im Gespräch Jesus einmal zu thematisieren. Er ist der Weg, kein religiöses Ding – wir kommen an ihm nicht vorbei.»
Ein Problem sei, dass Jesus zu oft mit Kirche – und all ihren Problemen – identifiziert wird, findet Kuno: «Wir haben Jesus zu fromm gemacht und müssen ihn entreligiösieren.» Und Flo unterstreicht: «Zu viele Menschen denken, dass Jesus ihnen die Freiheit wegnimmt. Dabei gibt er erst wahre Freiheit in Fülle im Leben.»
«Wir wollen frecher werden»
Generell soll für das 25. Jubiläumsjahr des Livenet-Medien- und Missionswerks gelten: «Wir vertrauen Gott auf Grosses. Wir wollen noch frecher werden, mutig Neues anpacken.» Dankbarkeit für 25 Jahre Geschichte sei wichtig, aber man dürfe nicht dem «Verwalter-Spirit» erliegen. Flo Wüthrich: «Wenn ich einmal auf diese Lebensphase zurückblicke, will ich jedenfalls sagen können: wir haben wenigstens etwas gewagt.»
Moderator Ruedi Josuran schliesst das Gespräch mit einem Schmunzeln: «Ihr seid anregende Menschen – wir werden euch an das erinnern, was ihr da rausgelassen habt.»
Hier gibt es den Talk in voller Länge:
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Datum: 03.01.2025
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Livenet