Vorzeigeprojekt

«Armut hat viel mit ökologischer Verantwortung zu tun»

«Energiepolitische Pionierarbeit» habe die Überseeische Missions-Gemeinschaft ÜMG geleistet, schrieb der Anzeiger von Uster im Februar. Zu jener Zeit weihte die Mission ihren Schweizer Sitz in Uster ein.
Der Missionar und der Energiefachmann: Markus Dubach und Werner Hässig
Markus Dubach und Werner Hässig vor dem Neubau in Uster

Der Neubau ist insofern pionierhaft, als erstmals in der Schweiz ein Geschäfts- und Wohnhaus als Minergie A zertifiziert worden ist. Das Label bedeutet, dass das Haus ebenso viel Energie produziert, wie für Heizung/Kühlung, Warmwasser und Lüftung des Hauses verbraucht wird. Eine Photovoltaikanlage versorgt die Wohnungen und Büros mit Strom. Eine weitere Solaranlage mit neuartigen Hybridkollektoren produziert Warmwasser und Strom gleichzeitig. Die Wärmepumpe bezieht die Wärme aus Erdsonden und läuft damit wirtschaftlicher als eine Aussenluft-Wärmepumpe.

Es durfte teurer sein

Markus Dubach, Leiter der ÜMG Schweiz dämpft die Überraschung, dass ein Missionswerk ein solches Haus baut, das naturgemäss einiges teurer ist als ein konventioneller Bau. Konkret wurden im ganzen Haus LED-Beleuchtungen installiert, dreifach verglaste Fenster eingebaut, die Aussenwände optimal gedämmt und energiesparende Geräte ausgewählt. Die Mehrkosten betragen 2,5% der Bausumme. Zum einen amortisierten sich die eingesetzten Mittel durch energetische Einsparungen in den kommenden Jahren. Zum andern gehöre es seit den Zeiten von Gründer Hudson Taylor zur Philosophie der weltweiten ÜMG, Mission mit sozialer und ökologischer Verantwortung zu verbinden. Heute ist dies Aufgabe eines eigens dazu angestellten Creation-Care-Managers bei der internationalen Leitung in Singapur.

Auf den Philippinen setze sich die Missionsgesellschaft zum Beispiel gegen die Abholzung der Wälder und die nachhaltige Bewirtschaftung der Felder ein. Beim Taifun Haiyan habe sich gezeigt, dass Gebiete, in welchen die Wälder noch stehen, glimpflich davon gekommen seien. Somit sei es naheliegend, dass die Umweltverantwortung auch bei einem Neubau in der Schweiz zum Tragen komme. Offensichtlich hat das Projekt der Ingenieurfirma Hässig Sustech GmbH, welche das energetische Konzept realisierte, so viel Begeisterung ausgelöst, dass die Firma heute Mieter bei der ÜMG ist und Infrastrukturen wie Caféteria, Sitzungsräume und Kopiergeräte mit der ÜMG teilt. Um den sparsamen Umgang mit Energie zu demonstrieren, stellen ÜMG und Hässig Sustech GmbH ihren Mitarbeitenden auch ein Elektroauto für berufsbedingte Fahrten zur Verfügung. Am Abend und am Wochenende kann das Elektroauto über die Plattform www.sharoo.com auch von der Nachbarschaft gemietet werden.

Auch in den Missionsgebieten

Für die Firma Hässig Sustech GmbH und die ÜMG ist die energieschonende Bauweise so wichtig, dass sie auch in «Missionsgebieten» wie in Albanien und auf den Philippinen eingesetzt wird. Laut Werner Hässig sollten sich Christen vehement für eine intakte Umwelt und gleiche Chancen für alle einsetzen. Denn: «Die Armen haben keine Ausweichmöglichkeit, wenn ihnen die Ressourcen entzogen werden.» Und häufig habe Armut ihre Ursache in der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen.

Das kann so weit gehen, dass ein Missionswerk auf politischen Widerstand stösst. Die ÜMG war unter Hudson Taylor immerhin bereit, sich im Kampf gegen den Opiumhandel mit der damaligen Weltmacht England anzulegen, wie Markus Dubach anmerkt.

Markus Dubach ist seit 2009 Direktor der ÜMG Schweiz. Werner Hässig ist Energieingenieur mit eigener Firma und Leiter der Arbeitsgemeinschaft Klima, Energie und Umwelt (AKU) der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA).

Zur Webseite:
Stop Armut

Datum: 11.09.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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