Bekehrungen und Taufen trotz Kirchenschliessungen
«Das Jahr 2020 war ein schwieriges Jahr für uns, weil wir uns nicht in unseren Kirchen treffen konnten», erklärt Pastor Salah Chalah, Präsident der «Eglise Protestante d’Algérie» (EPA), in einem Interview mit «Evangelical Focus». Chalah ist Pastor der evangelischen Gemeinde in Tizi-Ouzou, der grössten protestantischen Kirche von Algerien.
Keine Reaktion der Regierung
«Seit Oktober 2019 sind wir Protestanten in Algerien unseres verfassungsmässigen Rechts beraubt, uns öffentlich und frei zu versammeln», erklärt Chalah. «Wir haben drei Beschwerdebriefe an den Präsidenten geschrieben und keine Antwort erhalten. Uns fehlt die brüderliche Gemeinschaft in den Gebetstreffen, Bibelstudien und natürlich am Sonntagsgottesdienst.»
Gegenüber Berichten, dass die EPA – nach 70 Jahren Anerkennung – nicht mehr als offizielle Organisation registriert sei, hält Chalah fest: «Unsere Organisation ist immer noch legal. Wäre ich sonst zur Jahresfeier der algerischen Revolution im November 2019 und zur Einsetzung von Präsident Teboune im Dezember 2019 eingeladen worden?»
Ermutigend sei die Solidarität der katholischen, adventistischen und anglikanischen Brüder mit den Protestanten. Ausserdem hatte im Dezember 2020 der UN-Menschenrechtsrat seinen Druck auf Algerien erhöht und verlangt, dass die Regierung detaillierte Gründe angibt, warum 13 Kirchen geschlossen worden sind – und warum sie bis heute keine Erlaubnis erhalten haben, ihre Türen wieder zu öffnen.
«Wir können den Geist Gottes nicht stoppen»
«Es ist gut zu sehen, dass Christen sich in dieser Situation selbst in kleinen Gruppen in Häusern treffen und zur Gemeinschaft organisieren», erklärt Chalah weiter. «Es ermutigt uns auch, dass wir neue Bekehrungen erleben; wir sehen Taufen in Flüssen, im Meer und in Häusern. Wir können den Geist Gottes nicht stoppen, Gott berührt weiterhin die Herzen.»
Bisher durfte noch keine protestantische Gemeinde ihre Türen wieder öffnen, im Unterschied zu katholischen, adventistischen und anglikanischen Kirchen. «Darum treffen wir uns, wie etwa bei mir in Tizi-Ouzou zu Hause, in Häusern oder draussen – wie zur Zeit der ersten Christen (…). Christen beten heute mehr in diesen kleinen Gruppen in den Häusern. Dank dieser Treffen ist die Solidarität unter den Gläubigen mehr als offensichtlich. Und wir lernen uns besser kennen und teilen unsere Nöte und Freuden viel leichter.»
Chalah bittet die Christen der Welt, für Algerien zu beten. «Aber ich möchte euch versichern, dass die Flamme unseres Glaubens hell brennt. Durch diese Situation haben die Algerier gemerkt, dass es nicht nur ein paar Christen in Algerien gibt, sondern Gemeinden und Kirchen überall im ganzen Land.»
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Datum: 20.02.2021
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus