Aufforderung zum Handeln

«Unsere Kinder sind keine Wegwerffiguren»

Ein christlicher Aktivist prangert die jüngste, nigerianische Massenentführung an. «Genug ist genug, unsere Kinder sind keine Wegwerffiguren», sagt Ayo Adedoyin. Er fordert die britische Regierung auf, Massnahmen zu ergreifen, um die Serie von Massenentführungen von Schulkindern in Nigeria zu stoppen.
Schulkinder in Nigeria (Bild: Unsplash)
Ayo Adedoyin

Am Freitag, 26. Februar, wurden 317 Mädchen im Norden Nigerias entführt. Fünf Tage später sind sie nun in der laufenden Woche wieder freigelassen worden und bei guter Gesundheit, wie der «Deutschlandfunk» berichtet; es war bereits die dritte Massenentführung innerhalb eines Monats. Und bereits im Dezember hatte die islamistische Terrorgruppe Boko Haram mehrere hundert Kinder gekidnappt. Gleichzeitig wurde eingangs Monat bekannt, dass Hunderte Zivilisten, darunter auch mindestens ein Mädchen aus Chibok, freigelassen wurden.

Die Entführung ganzer Schulklassen hat mittlerweile im Norden Nigerias System. So wurde vor bald sieben Jahren (14. April 2014) 276 Mädchen entführt (auch die Schweiz half beim Vermitteln), von denen immer noch über 100 vermisst oder in Gefangenschaft sind.

Und erst vor wenigen Tagen berichteten wir über Leah Sharibu, die seit mittlerweile drei Jahren verschleppt ist; als einzige von über hundert Mädchen, ihre muslimischen Kameradinnen waren allesamt freigekommen, nur sie wurde zurückbehalten, weil sie Christin ist.

«Augen nicht verschliessen!»

Ayo Adedoyin, Geschäftsführer der internationalen Organisation «Peace & Social Justice», sagt, Grossbritannien könne bei diesem besorgniserregenden Problem nicht die Augen verschliessen. Gerade nach der eingangs erwähnten, erneuten Entführung von 317 Mädchen aus einem Internat im Norden Nigerias.

So sagte ein Vater gegenüber «The Associated Press», dass seine Töchter im Alter von 10 und 13 Jahren unter den Vermissten seien. «Es ist enttäuschend, dass das Militär, obwohl es in der Nähe der Schule stark präsent ist, nicht in der Lage war, die Mädchen zu schützen.» Die Bewaffneten griffen auch ein nahegelegenes Militärlager und einen Kontrollpunkt an, was die Soldaten daran hinderte, einzugreifen, während die Kidnapper mehrere Stunden in der Schule verbrachten.

«Gefühl der Straffreiheit»

Mit seiner Wohltätigkeitsorganisation will Ayo Adedoyin Frieden, soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung in Nigeria und anderen Teilen der Welt fördern. Er sagt: «Das britische Parlament und die Regierung, die eine Kraft für das Gute auf der Weltbühne sein will, kann nicht zusehen, wie Terroristen im Norden Nigerias weiterhin Schach mit dem Leben junger Bürger spielen. Die nigerianische Regierung verhandelt weiterhin mit Kriminellen und zahlt hohe Lösegelder, was weiteres Übel ermutigt und finanziert.»

Das Verschliessen der Augen erzeuge ein Gefühl der Überlegenheit und Straffreiheit. «Die Unfähigkeit der Sicherheitsbehörden, die sich in der Häufigkeit dieser Massenentführungen zeigt, eskaliert in einem lächerlich alarmierenden Tempo, daher fordern wir ein nationales Regierungshandeln bezüglich dieser und anderer ähnlicher Taten, die Nigeria destabilisieren.»

Er fordert, «dass die britischen Handelsverhandlungen mit Nigeria ausgesetzt werden, bis die nigerianische Regierung nachweisen kann, dass sie tatsächlich vorsätzlich und proaktiv ihre Bürger schützt. Genug ist genug, unsere Kinder sind keine Wegwerffiguren.»

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Datum: 04.03.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Premier / Deutschlandfunk

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