Polizei schaut zu

Indien: Christen zur «Wiederbekehrung» gezwungen

In Indien verbünden sich Anhänger lokaler Gottheiten mit Hindu-Extremisten und zwingen Christen, sich zu einer Hindu-Göttin «wiederzubekehren». Ansonsten würden sie aus dem Dorf vertrieben.
Christen in Indien (Open-Doors)

Wie die Nachrichtenagentur «Morning Star» berichtete, geschah es im Juni 2019. Jogia Munda und seine Mutter sind seit 20 Jahren Christen und trafen sich privat zum Gebet in ihrem Haus im Dorf Mahuatoli im Distrikt Gumla im Bundesstaat Jharkhand. Plötzlich brachen etwa 20 Dorfbewohner unter der Führung von lokalen Leitern ein und schleppten sie zum Dorfplatz. Dort mussten sie vor der lokalen Göttin niederknien, als Zeichen der «Reinigung» wurde Wasser über sie ausgeleert. Das wird als «letzte Gelegenheit» angesehen, um zum angestammten Glauben zurückzukehren.

Lange Geschichte von Schikanen

Bereits seit Jahren sind die Christen von den Dorfbewohnern Schikanen ausgesetzt gewesen. So wurde ihnen Wasser für ihre Felder verweigert, ihre Stromleitung gekappt und gedroht, alle staatlichen Sozialleistungen zu blockieren.

Am 12. Juni schliesslich kündigte der Bürgermeister des Dorfes an, dass zwölf christliche Familien vom Dorf verbannt würden, wenn sie nicht zur Sarna-Religion des Stammes zurückkehren würden. «Der ganze Dorfrat war versammelt. Sie erklärten uns als 'verunreinigt' und sagten, dass das ganze Dorf vom Christentum gesäubert werden müsse», erzählte einer der Christen. «Wir erklärten, dass wir diese Entscheidung nicht annehmen und dass es unser Grundrecht sei, den christlichen Glauben zu praktizieren. Wir haben nie öffentliche Veranstaltungen abgehalten, uns nur in den Häusern getroffen.» Den Christen wurde angeboten, freiwillig zum Sarna-Glauben zurückzukehren, was alle zwölf Familien verweigerten: «Wir standen im Glauben fest und entschieden uns, dass wir ihn nicht aufgeben werden, egal was passiert.»

Polizei unter Kontrolle von Hindu-Extremisten

Am Abend brach daraufhin ein Mob ins Haus eines der Christen ein, zerstörte die Tür und die Mauern und stahl Saatgut, Kleider und Hühner.

Eine Klage bei der Polizei wurde nicht angenommen. Das Dorf sei von Hindu-Extremisten angewiesen worden, Klagen von Christen nicht zuzulassen. Dank einer Online-Klage gab es am 15. Juli nun eine Anhörung. Der Polizeichef des Dorfes leugnete schlichtweg, dass Christen sich bei ihm gemeldet hätten, und erklärte, im Dorf gebe es Frieden und keine religiösen Probleme.

Wachsende Hindu-Gewalt

Der Bundesstaat Jharkhand hat in letzter Zeit deutlich mehr unter Gewalt gegen Christen gelitten. «Die Regierung und die Hindu-Partei arbeiten Hand in Hand gegen die Kirche und gegen Christen», erklärt John Dayal vom «United Christian Forum» gegenüber «Morning Star». «Sie haben die Sarna-Gläubigen, die eigentlich keine Hindus sind, gegen ihre christlichen Brüder aufgestachelt». Eins der Ziele der Hindu-Extremisten ist das Land, das für katholische und protestantische Erziehungs- und Krankeneinrichtungen vorgesehen ist.     

Der zweite Wahlsieg des hinduistischen Premiers Narendra Modi bedeutet nichts Gutes für Christen im Land. Andreas Thonhauser von ADF International erkärt: «Obwohl Christen nur 2,3 Prozent der indischen Bevölkerung stellen, sind sie bekannt für ihre exzellenten Schulen und Spitäler. Antichristliche Gefühle sind kein neues Phänomen in Indien. Aber die Situation ist schlimmer geworden, seitdem die Hindu-Regierungspartei im Jahr 2014 an die Macht kam»

Indien rangiert im Weltverfolgungsindex von Open Doors an 10. Stelle.

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Datum: 25.07.2019
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus

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