Gefängnisseelsorger Yannis Gautier

Am Grab seines Bruders fühlte er den Ruf

Yannis Gautier
Kürzlich lud Yannis Guatier in Paris zu einem aussergewöhnlichen Benefizkonzert: nämlich zugunsten inhaftierter Menschen. Der ehemalige Häftling und heutige Pastor bringt die Liebe Gottes an Orte, die oft von der Gesellschaft vergessen werden.

Dem Autor und Pastor Yannis Gautier ist die Welt der Gefängnisse nicht fremd – er hat als junger Mann selbst einige Zeit hinter Gittern verbracht und ist dort zum Glauben gekommen.

Heute arbeitet er als Gefängnisseelsorger in Frankreich und Afrika. «Die Idee für das Benefiz-Konzert entstand bei unseren Besuchen in den Gefängnissen und dem Bedürfnis, den Gefangenen nicht nur das Evangelium, sondern auch konkrete Hilfe zu bringen», erklärt Yannis Gautier.

Gautiers Weg in die Gefängnisseelsorge

Das Engagement von Yannis Gautier ist tief in seiner eigenen Geschichte verwurzelt. Als junger Mann sass er selbst im Gefängnis und fand dort zum Glauben. Seine Berufung, den Gefangenen zu dienen, kam jedoch auf tragische Weise: Kurz nach seiner Bekehrung wurde sein Bruder ermordet.

Am Grab seines Bruders spürte Gautier einen starken Ruf: «Gott sagte mir, dass der einzige Unterschied zwischen mir und meinem Bruder unsere Entscheidung sei. Ich hatte ihm mein Leben anvertraut, mein Bruder nicht. An diesem Tag fühlte ich, dass Gott wollte, dass ich seine Liebe zu den Gefangenen bringe.»

Isolation und Härte

Viele Gefangene leben unter harten Bedingungen, manche Frauen sind mit ihren Kindern inhaftiert, es fehlt am Nötigsten. «Wir wollen ihnen die Liebe Gottes ganz konkret zeigen – mit Essen, Kleidung und Trost.»

In einer Atmosphäre der Isolation und Härte ist Gautiers Botschaft eine eindringliche Erinnerung an die Würde jedes Menschen. Er beschreibt die Gefängnisse als «dunkle Orte», in denen die Gesellschaft oft nur Menschen sieht, die «der Gesellschaft Schaden zugefügt haben.»

Doch Gautier betont: «Auch diese Menschen sind von Gott geliebt. Gottes Gnade kennt keine Grenzen, und sein Licht kann auch in den dunkelsten Ecken der Welt scheinen.»

Grosse Nöte

Mit seiner Arbeit – wie beispielsweise kürzlich einem Benefizkonzert in Paris – will Yannis Gautier auch dafür sensibilisieren, dass Gefangene Hoffnung und eine zweite Chance verdienen.

Gautier beschreibt die prekäre Situation vieler Gefängnisse, vor allem in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, wo das Gefängnis von Makala für 1’600 Insassen ausgelegt ist, aber 16’000 Menschen beherbergt. «Wenn wir Essen bringen, ist das Hilfe am Lebensnotwendigsten – aber dafür brauchen wir grosse Summen.»

Seine Projekte setzt er über seine Organisation «Les Prisons du Cœur» um. Neben Besuchen und Veranstaltungen in den Gefängnissen fördert die Organisation auch Resozialisierungsprogramme und unterstützt Seelsorger.

Zum Thema:
Prison Fellowship: «Gefangene sind unsere VIPs»
Seelsorge im Gefängnis: «Gott ist ein Gott der zweiten Chancen»
Piet van Vugt: Im Gefängnis zu Gott gefunden

Datum: 21.11.2024
Autor: Mélanie Boukorras / Daniel Gerber
Quelle: Info Chrétienne / gekürzte Übersetzung: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung