Deutscher Verteidigungsminister de Maizière

«Jesus gibt meinem Leben einen tieferen Sinn»

Er ist deutscher Bundesminister für Verteidigung und er ist Christ – eine Verbindung, die auf den ersten Moment vielleicht nicht für jeden zusammenpasst. Doch auch wenn Thomas de Maizière bestimmt nicht immer fehlerfrei entscheidet und handelt, sein Glaube an Jesus bleibt für ihn nicht nur Privatsache. Der Politiker über Gott, Vergebung und den Sinn des Lebens.
Thomas de Maizière

Hat das Leben einen Sinn?
De Maizière: Oh ja, den Auftrag, die Freiheit umzusetzen. Es ist das Grossartigste an Religion, dass die Freiheit den Menschen nicht nur theoretisch-philosophisch gegeben ist, sondern dass es christlicher Auftrag ist, diese Freiheit verantwortlich wahrzunehmen.

Die Folgen des eigenen Handelns können schrecklich sein, man kann sich falsch entscheiden, aber das darf man nicht der Freiheit anlasten. Sie ist bedrohend, und zugleich ist sie eine grosse Gabe, die den Sinn des Lebens so richtig prall macht.

An welchen Gott glauben Sie?
An den Dreieinigen, wobei mir Jesus Christus mit seiner Doppelnatur am nächsten steht. Das ist ja der Sinn der Dreieinigkeit: Dieser konkrete Jesus Christus, der zu uns gekommen ist, um den neuen Bund des Lebens mit der Menschheit zu schliessen.

Ich bete regelmässig. Das hilft mir, meine Verantwortung zu tragen und zu teilen. Wobei es nicht so ist, als ob andere Menschen keine Verantwortung hätten. Die eines Busfahrers, einer Krankenschwester oder eines Lehrers wiegt nicht geringer als die meine.

Was bedeutet ihnen Jesus?
Im Evangelium des Johannes sagt Jesus von sich: «Ich bin das Licht der Welt.» Und er fügt erklärend hinzu, was das bedeutet: «Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben.»

In der Tat – der Glaube an Jesus Christus verändert! Er gibt auch meinem Leben eine andere Ausrichtung und einen tieferen Sinn. Die Erfahrung der Vergebung schenkt Hoffnung und setzt Kräfte für Neues frei. Die Botschaft von Jesus Christus ist für mich auch Orientierung im Alltag.

Beeinflusst der Glaube Ihre politischen Entscheidungen?
Ich lasse mich in meinen politischen Entscheidungen zunächst einmal von meinem Verstand leiten. Ohne nüchterne, rationale Abwägung zwischen Für und Wider geht es auch für einen Christen nicht. Aber eben nicht ausschliesslich. Meine Entscheidungen sind auch von meinem Glauben bestimmt.

Gerade als Verteidigungsminister stehe ich vor schwierigen (Gewissens-) Entscheidungen und niemand, auch ich nicht, ist davor gefeit, als Folge von Entscheidungen möglicherweise schuldig zu werden.

Mit Blick auf das biblische Friedensgebot dürfen es sich Christen nicht leicht machen. Recht und Frieden in Freiheit lassen sich aber leider in einer erlösungsbedürftigen Welt bisweilen nicht ohne Mittel erreichen, die selbst noch Ausdruck unserer vorläufigen Welt sind. Wenn wir diesen Zusammenhang negieren, können wir auch an Unterlassung schuldig werden.

In Ihrem Amt haben sie durchaus mit fürchterlichen Nachrichten zu tun...
Es ist richtig, dass uns manche Nachrichten – es gibt zum Glück nicht nur schlechte! – Sorgen und mitunter das Fürchten lehren. Aber es gibt keinen Grund, deshalb in eine Grundhaltung der Angst zu verfallen. Angst ist ein schlechter Ratgeber.

Wer Angst hat, traut sich selbst nichts und Anderen alles Schlechte zu. Sorge dagegen kann konstruktiv sein – als Fürsorge und Seelsorge. Zuversicht und Respekt vor den anstehenden Aufgaben ist besser als Furcht. Das gilt insbesondere für den mitunter gefährlichen Einsatz unserer Soldaten, sei es in Afghanistan, auf dem Balkan, am Horn von Afrika, aber auch überall dort, wo es für den einzelnen um persönliche Überwindung geht.

Die Bibel verschweigt nicht die Angst des Menschen; aber sie weiss auch um den Grund aller Zuversicht. Jesus selbst formuliert zum Schluss seiner Abschiedsreden, dass seine Jünger in der Welt Angst haben. Aber er ruft ihnen zugleich zu: «Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.» (Die Bibel, Johannes, Kapitel 16, Vers 33b)

Aus diesem Geist heraus können wir trotz allem Erschrecken über Not und Unglück Hoffnung und Zuversicht haben. Und wir dürfen uns ermutigen lassen, die Hände nicht in den Schoss zu legen, sondern uns nach Kräften für andere einzusetzen – und für bessere Nachrichten.

Was stärkt Ihren Glauben an Jesus?
Zur Stärkung meines Glaubens gehören für mich der Gottesdienst mit Predigt und Abendmahl, das persönliche Studium der Bibel und natürlich das Gebet. Hierzu braucht es auch die Gemeinschaft mit anderen Christen. Ein Christ verkümmert, wenn er seinen Glauben allein zu leben versucht. Eine lebendige Gemeinde ist deshalb für jeden Christen ein Geschenk – auch für mich.

Datum: 17.07.2013
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: chrismon.de / mitteldeutschekirchenzeitung.de

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