U2s erste Gitarre, nicht zweite Geige
Wenn wirklich hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht, dann trifft das in ähnlicher Weise auch auf die Band U2 zu – ausser, dass der Frauenfaktor bei «The Edge» höchstens seine Stimme ist. Ins Hauptmikrofon singt der Frontmann Bono.
Weltberühmt ist David Howell Evans als Gitarrenmeister. Es ist durchaus angemessen, U2 weltweit als eine der einflussreichsten christlichen Bands im Säkularbereich, wenn nicht gar die einflussreichste, zu bezeichnen. Gitarrist «The Edge» wurde im August 60jährig.
Sound für eine ganze Worship-Generation
Mit dem aussergewöhnlichen Gitarrenspiel prägte er den Sound der legendären Rockgruppe geradeso, wie der Sänger mit seiner Stimme. Doch damit nicht genug. Mit ihrem Start in den 1980ern und Folgejahren wurden sie zu einem Haupteinfluss im Poprock-Genre, der allmählich auch Einzug in die Kirchen und somit die moderne Anbetungsmusik hielt.
Andere Musiker wie «Delirious?», die ebenfalls mit einigen Liedern wie «History Maker» bekannt sind, kopierten den Sound teilweise fast unverschämt ähnlich, entwickelten jedoch auch ihren eigenen Stil.
Just am 8. August, an dem er seinen 60. Jubeltag feierte, veröffentlichte «yahoo!nachrichten» eine weitere Bestenliste der Topgitarristen ever und setzte den U2-Sixstringmaster auf Platz 19 (auf Wikipedia Platz 24). Wobei er von Grössen wie Gary Moore, Joe Satriani und Jimi Hendrix als Nummer 1 flankiert ist.
Ein «beautiful day» in Bombentrümmern
Der Multi-Instrumentalist und Songschreiber Evans ist als Protestant in den frühen 1960ern von Dublin aufgewachsen – geboren am «beautiful day» vom 8.August.
Die vier irischen Jungs sind in einem Land gross geworden, wo kriegsartige Zustände zwischen den Protestanten und Katholiken (in Irland 84,2 Prozent) dazu gehörten. So war sowohl die Kirche wie auch der Kampf gegenwärtig und die U2-Texte zeugen davon; nicht nur aus theoretisch-philosopher Sicht, sondern mit persönlichen inneren Bildern, Gerüchen und eben – Geräuschen und Sounds.
Dies erklärt auch, weshalb Musikkritiker in einigen Liedern Edges Gitarrenklänge mit Bombenlärm verglichen – beispielsweise in «Bullet the Blue Sky». Hier verarbeitete Bono ein Erlebnis von Nicaragua und El Salvador und bat Edge: «Bring mir El Salvador durch den Verstärker!»
The Edge hat fünf Kinder und ist seit 2002 mit Morleigh Steinberg verheiratet.
Zusammen mit ihrem Jesus, dem Sieger
Nebst «Sunday bloody Sunday» drückte The Edge den Songs mit seiner Stimme den Stempel in «Beautiful Day», «Windows in the skies» und vielen anderen auf. Er benutzte die Falsett-Technik oder ist im Echo zu Bono zu hören.
Nachdem Edge tatsächlich einmal umtriebige Gedanken wälzte, die Band zu verlassen, schrieb er das Lied «Sunday Bloody Sunday», das einer der grössten Hits mit bildstarkem Text werden sollte. «The real battle just begun, to claim the victory Jesus won on … Sunday Bloody Sunday…», Die wahre Schlacht hat erst begonnen, um den Sieg zu erringen, den Jesus gewonnen hat, am … Sonntag, blutiger Sonntag.
Und nun finden sich nach Jahrzehnten wiederum Parallelen im neusten, vielgespielten Radiohit.
«We are the people» (2020)
Cause you've faith and no fear for the fightYou pull hope from defeat in the night…
Refrain:
We are the people we've
been waiting for
Out of the ruins of hate
and war
Army of lovers never seen
before
We are the people we've
been waiting for
We are the people of the
open hand
The streets of Dublin to
Notre Dame
We'll build it better
than we did before…
Broken bells and a broken
church
A heart that hurts is a
heart that works
From a broken place
That's where the
victory's won
Übersetzung:
Denn wir haben Glauben und keine Angst zu kämpfen
Du ziehst Hoffnung von der Niederlage in der Nacht…
Refrain:
Wir sind die Leute, auf die wir gewartet haben
Aus den Ruinen von Hass und Krieg
Armee aus Liebenden, nie zuvor gesehn
Wir sind die Leute, auf die wir gewartet haben
Wir sind die Leute der offenen Hand
Der Strassen von Dublin bis zu Notre Dame
Wir werden sie besser aufbauen, als wir es vorher
taten…
Zerbrochene Glocken, zerbrochene Kirche
Ein Herz, das schmerzt, ist ein Herz, das lebt
Von einem zerbrochenen Ort
Das ist dort, wo der Sieg errungen wurde
Freunde und symbiotisches Team
Den Filmkomponist und Multi-Instrumentalist Edge hört man auch öfters an den Tasten. So listete 2015 das «Rolling Stone Magazin» das Duo Edge und Bono als Nummer 35 der «Grössten Songschreiber aller Zeiten».
Zu den Grössen, wo die Zusammenarbeit fruchtete, gehören Bob Dylan, Johnny Cash, B. B. King, Jay-Z und Rihanna, Prince und viele mehr.
Mit Bono zusammen schrieb er den epochal-pompösen Titelsong des Bondfilmes «GoldenEye», und der neuste Hit, der für die Fussball Euro 2020 ausgewählt wurde, ist ebenfalls eine Co-Produktion mit dem holländischen DJ Martin Garrix.
Ohne Liebe und Gitarre, nur eine lärmende Pauke
In 1. Korinther Kapitel 1, Vers 13 steht: «…und würde ich mit der Sprache der Engel sprechen und hätte die Liebe nicht, bin ich nichts weiter als eine lärmende Pauke»; oder mit U2s Worten: «I have spoke with the tongue of angels – But I still haven't found…»
Wo die Texte von U2 häufig mit künstlerischen Metaphern verziert sind, hat der anglikanisch-katholische Sänger Bono auch mehrmals klare Statements zum Glauben gemacht; nämlich, dass Jesus Christus sein persönlicher Erlöser ist. Kritischen Kirchenstimmen gerät diese Tatsache leider immer wieder in Vergessenheit.
Mehr als Musik – soziales Mitstreiten
The Edge gründete mit zwei Mitstreitern 2005 eine Organisation und unterstützte Finanzierungen von Musikinstrumenten nach dem Hurrikan Katrina. Nachdem Kirchen und Schulen das Feedback gaben, dass auch bei ihnen Instrumente gefragt waren, dehnten sie das Projekt vom ursprünglichen Profikreis auf diese Laien und Kinder aus. Mit dem Slogan «Wiederaufbau der Golfregion Note für Note» konnte die Stiftung hunderten Musikern der Region helfen.
Ebenso dient Edge der «Angiogenesis Foundation» in Prävention und Forschung bei Krebsleiden. Dafür musizierte er 2016 für eine Konferenz in der «Sixtinischen Kapelle» und wurde zum ersten Rockmusiker, der an diesem Ort spielte.
Hören Sie sich hier das Lied «We
are the people» (2020) an:
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Datum: 28.10.2021
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet