Wer in der Tiefe war, darf wieder hoffen

In diesen Tagen wurde mir sehr bewusst, wie die Tage kürzer werden. Am Morgen wenn ich von Zuhause wegfahre, um in die Bahnhofkirche zu kommen, ist es noch dunkle Nacht und abends um sieben Uhr, wenn ich nach Hause fahre ist es schon wieder dunkel. Und wenn das Wetter dann noch trist ist, macht das vielen Menschen Mühe, besonders denen, die es so schon schwer haben im Leben.

Aber der Herbst geht schnell vorbei und nach dem Winter kommt schon wieder der Frühling, dann der Sommer. Nach der Sintflut versprach Gott dem Noah: „So lange die Erde besteht, sollen nicht aufhören Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Das ist der Kreislauf des Lebens.

Johannes Hansen, der viele Psalmen in eine meditative Form brachte, umschreibt den Psalm 30 so:

„Wer in der Tiefe war, ganz unten, entsetzt, verzweifelt, verloren am Ende und wieder leben darf, kann nicht schweigen, muss reden, singen, danken, beten, erzählen und loben.

Wer Gott verlor, sich selbst, Freunde, Glück, Hoffnung, das Leben und von Gott gefunden wurde, kann aufatmen, hell lachen, wieder denken, darum danken, neu beginnen und lieben.

Nach dem Dunkel kommt ein neuer Morgen, verstummen Feinde, freuen sich Freunde, trocknen die Tränen, beginnt der Tanz. Denn nun bleibt lebenslang seine Gnade."

Auch wenn alles in Bewegung ist, eines bleibt ständig: Gottes Gnade. Auch im Wechselspiel der Jahreszeiten wissen wir, auf den Schöpfer ist Verlass, denn nach jeder dunklen Jahreszeit kommt der Frühling und der Sommer und nach jeder dunklen Nacht der helle Morgen.

Datum: 23.11.2005
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich

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