Freikirchen.ch

«Antisemitismus hat keinen Platz»

Antisemitismus in der Schweiz
Der Dachverband Freikirchen.ch hat sich zu den jüngsten Fällen von Antisemitismus geäussert und verurteilt sie scharf. Dem Verband ist die Solidarität mit Juden in der Schweiz und weltweit ein grosses Anliegen. Hier die Mitteilung im Wortlaut.

Der neue Antisemitismus macht betroffen: So sind in der Schweiz wieder Sprayereien und Hassbotschaften wie «Fuck Israel», «Achtung Juden» oder sogar «Tod den Juden» zu beobachten. Seit dem 7. Oktober gibt es in der ganzen Schweiz schon gegen 100 antisemitische Vorfälle wie das Sprayen von Judensternen und Hakenkreuzen sowie körperliche Angriffe und Drohungen, wie der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) berichtet. Hinzu kommen Hunderte von Beschimpfungen in den Sozialen Netzwerken. Dem gilt es entgegenzuhalten, erklärt Peter Schneeberger, Präsident des Dachverbandes Freikirchen.ch: «Wir leiden mit den Jüdinnen und Juden in der Schweiz. Es verbinden uns die gemeinsamen Wurzeln und Zukunftserwartungen mit dem jüdischen Volk. Dies verpflichtet uns zur Achtung und Verbundenheit mit diesem Volk. Wir sprechen uns als Freikirchenverband in aller Schärfe gegen antisemitisches Verhalten aus.»

Kritik ja, Gewalt nein

Man übe sich in dieser Angelegenheit in Demut. Hinter der Kritik am jüdischen Volk verberge sich oft ein unverhohlener Antisemitismus. Gleichzeitig beobachtet man in evangelikalen Kreisen teilweise eine naive Verehrung des jüdischen Staates. Schneeberger: «Beides ist falsch: Antisemitismus wie auch das romantisch-verklärte Bild von Israel.» Für die Freikirchen ist Antisemitismus die pauschale Judenfeindschaft aus nationalistischen, rassischen und religiösen Gründen. Meist werden dabei Juden auf negative Stereotypen wie Habgier, Hinterhältigkeit oder die Beteiligung an Intrigen festgelegt. «Antisemitismus darf in einer christlichen Gemeinde keinerlei Raum einnehmen», erklärt Peter Schneeberger. Im Gegenteil: «Jüdinnen und Juden in der Schweiz sollen frei und sicher leben können. Dass sie jetzt wieder Angst haben müssen, ihre Religion und ihre Kultur offen zu zeigen, macht uns tief betroffen.» Kritik am Staat Israel sei selbstverständlich erlaubt, ebenso sich für die Rechte des palästinensischen Volkes und für ihr Recht auf einen eigenen Staat einzusetzen. Schneeberger: «Aber der Aufruf zu Gewalt gegen Juden oder das Feiern der Gewalt gegen Juden sind nicht tolerierbar.»

Jesus und der Nahe Osten

Der frühere Ministerpräsident von Israel, Ariel Sharon, sagte einmal auf einer Osterkonferenz in Jerusalem: «Christen und Juden verbinden zwei entscheidende Dinge. Beide beachten das Alte Testament und beide erwarten den Messias.» Für die Freikirchen ist Jesus heute die entscheidende Person und als Sohn Gottes das grosse Vorbild: Jesus stellt sich an die Seite der unschuldigen Opfer, sowohl in Israel als auch im Gaza. «Jesus würde Wunden verbinden und zum Frieden rufen. Als Dachverband Freikirchen.ch haben wir eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem ganzen Leib von Christus in Israel – mit messianischen Juden und palästinensischen Christen. Jesus würde die Not der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten lindern», erklärt Thomas Eggenberg als Vorstandsmitglied des Freikirchenverbandes: «Ich hatte letzte Woche einen Video-Call mit Vertretern palästinensischer Kirchen und bin von der Not tief betroffen.»

Zukunft für beide Seiten

Vorstandsmitglied Christian Haslebacher ergänzt: «Mich inspiriert: Wer Israel liebt, wünscht auch der palästinensischen Bevölkerung Gutes, wer die palästinensische Bevölkerung liebt, wünscht auch Israel Gutes, denn Frieden wird nur dann möglich sein, wenn beide Seiten eine Zukunft haben.» Ohne umfassende Lösung bleiben vor allem die Palästinenser in einer Opferrolle, die für sie selbst und auch für Israel enorm destruktiv ist. Haslebacher: «Mich erschüttert: Die Hamas will mit ‘free Palestine’ ganz offiziell eine Einstaatenlösung mit Null Prozent Juden und lehnt das Existenzrecht Israels offen ab. Es ist für Israel schlicht unmöglich, mit der Hamas über einen Frieden zu verhandeln. Wer nur der einen Seite Gutes wünscht, nur die eine Seite als Täter oder als Opfer sieht, nur der einen Seite das Existenzrecht anerkennt und kompromisslos und realitätsfremd an Maximalforderungen festhält, stellt sich faktisch gegen einen Frieden.»

Die Gründung Israels war 1948 nach dem Holocaust das Schutzversprechen an die Jüdinnen und Juden. Dies ist nun gebrochen worden: Der Terrorangriff der Hamas auf Israel ist schon über vier Wochen her. Und hat schlimme Spuren hinterlassen. Noch immer sind fast 250 unschuldige Geiseln in Gewahrsam der Hamas. Die öffentliche Debatte ist seit dem Angriff aufgeheizt.

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Datum: 07.11.2023
Autor: Markus Baumgartner
Quelle: Freikirchen.ch

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