USA: Streit um Sicherheit und Gottesdienste
Pastor Howard Rodney-Browne aus Florida war einer der ersten, der «trotzdem» Gottesdienste abhielt und darum vom Sheriff zitiert und angeklagt wurde (Livenet berichtete). Jetzt haben die geistliche und die weltliche Autorität offenbar zusammen geredet: Wie die «Tampa Bay Times» berichtet, hat Sheriff Chronister Pastor Howard-Browne persönlich in seinem Haus zum Gespräch besucht; die Wogen haben sich geglättet und Staatsanwalt Andrew Warren hat bekanntgegeben, die beiden Anklagepunkte gegen Rodney-Browne nicht weiter zu verfolgen. Die Festnahme des Pastors nach dem Gottesdienst sei ein «angemessener Schritt» gewesen, aber eine weitere Verfolgung der Anklagepunkte bringe keinen zusätzlichen Gewinn an Sicherheit für die Gemeinschaft, zumal die Gemeinde sich auf ihrem Campus an die Standards von Social Distancing halte.
Richter gegen Gouverneur
Im Bundesstaat North Carolina hat ein Bundesrichter die Anweisungen von Gouverneur Roy Cooper vorübergehend als ungültig erklärt. Unter anderem hatte der Gouverneur im Rahmen seiner Sicherheitsmassnahmen verlangt, dass Gottesdienste «im Freien stattfinden sollen, ausser es ist unmöglich». Eine Baptistenkirche hatte dagegen geklagt – wiederum mit Berufung auf die verfassungsmässige Religionsfreiheit – und der Bundesrichter gab ihr Recht.
Gouverneur Cooper erklärte, er sei mit dem Urteilsspruch nicht einverstanden, werde aber keinen Einspruch erheben. «Wir wollen nicht, dass grössere Treffen Hotspots für den Virus und unsere Gesundheit werden», erklärte sein Pressesprecher. «Wir bitten religiöse Versammlungen und ihre Leiter dringend, freiwillig den Leitlinien für die öffentliche Gesundheit zu folgen und ihre Mitglieder in Sicherheit zu halten.»
Dr. David Gibbs, Gründer der Organisation «Christian Law Association», die Kirchen in solchen Fällen juristisch berät und vertritt, erklärte: «Wir haben die Möglichkeit, unsere Kirchen in Sicherheit zu öffnen, mit höheren Sicherheitsstandards als man es von uns verlangt.»
Weitere Bundesstaaten
In Oregon hat ebenfalls ein Richter die Anordnungen der demokratischen Gouverneurin Kate Brown über den Haufen geworfen, die den Lockdown weiter verlängern wollte. Dies, nachdem zehn Kirchen im ganzen Bundesstaat argumentiert hatten, dass die strengen staatlichen Regeln über Social Distancing gegen die Konstitution verstossen. Richter Matthew Shirtcliff argumentierte in einer siebenseitigen Begründung, dass der Schaden für die Bewohner von Oregon durch ein strenges Lockdown grösser sei als die Gefahren, die vom Coronavirus ausgehen.
Auch in Wisconsin erklärte das oberste Gericht die Anweisungen von Gouverneur Tony Evers für ungültig, der die strengen Ausgangsregeln für einen weiteren Monat verlängert hatte.
Die Spannungen in den USA spiegeln nicht zuletzt das politische Rechts-Links-Schema: Links (demokratisch) wird die Verantwortung des Staates betont, während auf der rechten Seite Republikaner die Freiheit und Verantwortung des Einzelnen hochhalten.