Muslimin mag Schweizer Nationalhymne
Entstaubt werden müsse sie, sie sei nicht modern. Ein Statement, das in der Eidgenossenschaft dann und wann zu hören ist. Ein Blick auf andere Hymnen zeigt, dass sich nicht nur der helvetische Song auf Gott bezieht. So etwa auch die Strophen aus Südafrika, die Nelson Mandela einführte. Die ersten Zeilen lesen sich so:
«Herr, segne Afrika.
Gepriesen sei dein Ruhm.
Erhöre unsere Gebete.
Herr, segne uns, deine Familie.»
Im weiteren Verlauf wird Gott gebeten, dass er Kriege und Zwist beenden möge.
Lettland: «Gott segne Lettland»
Verschiedene Länder beziehen sich auf Gott, so etwa Serbien, wo unter anderem gesungen wird: «Gott rette, Gott ernähre» oder «Neues Glück gib uns, Gott».
Die erste Strophe der Nationalhymne Lettlands ist ebenfalls ein Gebet:
«Gott, segne Lettland,
Unser teures Vaterland,
Segne Lettland,
Ach, segne es doch!»
England: «Gott schütze die Königin»
Ebenfalls klar zu Gott bekennen sich die Briten mit ihrer Hymne «God save the Queen». Sowohl in den beiden ersten Strophen, wie auch in der Dritten:
«Mit Deinen erlesensten Gaben
geruhe sie zu überschütten,
Möge sie lange herrschen,
Möge sie unsere Gesetze verteidigen
Und uns stets Grund geben,
Mit Herz und Stimme zu singen:
Gott schütze die Königin!»
Israel: «Dein Arzt ist Gott»
Die israelische Hymne «HaTikwa» beruht auf einem Gedicht, das zehn Strophen hat. Im Originaltext steht als zehnter und letzter Abschnitt (welcher nicht in der deutlich kürzeren Hymne enthalten ist):
«Geh, mein Volk, kehre in Frieden zurück,
dein Balsam ist in Gilead, in Jerusalem ist dein Arzt,
dein Arzt ist Gott, die Weisheit seines Herzens,
geh, mein Volk, in Frieden, deine Heilung kommt bald...»
Swasiland: «Behüte uns, ewiger Herr!»
Das afrikanische Königreich führt zwei Strophen in seiner Hymne, beide beziehen sich deutlich auf Gott:
«O Herr unser Gott, der Du die Segnungen an die Swasi verteilst;
Wir danken Dir für all unser gutes Geschick;
Wir bieten unseren Dank dar und das Lob für unseren König
Und für unser schönes Land, seine Hügel und Flüsse.
Dein Segen möge auf allen Führern unseres Landes ruhen;
Macht und Kraft sind nur Dein;
Wir beten, dass Du uns Weisheit ohne Hinterlist oder Bosheit gewähren mögest.
Beschirme und behüte uns, Ewiger Herr.»
Jamaika: «Ewiger Vater, segne unser Land»
Auch Jamaika spart nicht mit Bezügen zu Gott.
«Ewiger Vater, segne unser Land,
Bewahre uns mit deiner mächtigen Hand;
behüte uns vor bösen Mächten,
Sei unser Licht, in unzähligen Stunden.
Und unseren Führern, grosser Beschützer,
erteile deine wahre Weisheit von oben,
Gerechtigkeit, Wahrheit sei unser für immer,
Jamaika, Land, das wir lieben,
Jamaika, Jamaika, Jamaika, Land das wir lieben.»
Muslimin liebt Schweizer Hymne
Auf «Religion.ch» schrieb Amira Hafner-Al-Jabaji vor einiger Zeit über die Schweizer Nationalhymne: «…Wirklich erbaulich ist meines Erachtens nur eine Hymne: die der Schweiz. Und das ist ganz und gar ernst gemeint. Sie ist eine Meditation, ein Gebet, eine Ermahnung und Besinnung auf das Wesentliche… Sie setzt ins Zentrum, was ins Zentrum gehört: Gott! Hocherhaben, herrlich, unergründlich, ewig, menschenfreundlich, liebend, allmächtig waltend und rettend. Muslime rufen Gott ebenfalls bei diesen Namen und Attributen an. Der Schweizerpsalm ist völlig kompatibel und mehr noch, er bestätigt, was und wie Muslime glauben. Wenn also unsere muslimischen Fussballer in der Schweizer Nationalmannschaft die Hymne nicht ordentlich mitsingen, dann hat das mit Sicherheit andere Gründe als eine fehlende Identifikation aufgrund der Religion.»
Schweiz: «Gott im hehren Vaterland»
Trittst im Morgenrot daher,
Seh' ich dich im Strahlenmeer,
Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!
Wenn der Alpenfirn sich rötet,
Betet, freie Schweizer, betet!
Eure fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.
Kommst im Abendglühn daher,
Find' ich dich im Sternenheer,
Dich, du Menschenfreundlicher, Liebender!
In des Himmels lichten Räumen
Kann ich froh und selig träumen!
Denn die fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.
Ziehst im Nebelflor daher,
Such’ ich dich im Wolkenmeer,
Dich, du Unergründlicher, Ewiger!
Aus dem grauen Luftgebilde
Tritt die Sonne klar und milde,
Und die fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.
Fährst im wilden Sturm daher,
Bist du selbst uns Hort und Wehr,
Du, allmächtig Waltender, Rettender!
In Gewitternacht und Grauen
Lasst uns kindlich ihm vertrauen!
Ja, die fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.
Schweizer Nationalhymne, gesungen von Tabea Legler am Eidgenössischen Turnfest 2019 in Aarau:
Datum: 01.08.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet