Sag mir, wo die Reichen sind

„Wo sind sie geblieben?“ frage ich mit den Worten eines alten Schlagers. Über 140 Millionen Franken hat die Glückskette für die Flutopfer gesammelt. Nicht weniger als 90 Prozent davon seien von privaten Kleinspendern eingegangen. 14 Millionen entfallen also auf „die Übrigen“. Wer sind die?
Nicht nur die Menge – auch die Einstellung zählt.

Wenn man den Begriff „Kleinspender“ wörtlich nimmt, dann gehören dazu wohl kaum die hiesigen Millionäre und Milliardäre – vorausgesetzt natürlich, sie haben sich nicht heimlich unter die Kleinen eingereiht ...

Nach einer Studie des Beratungsunternehmens Merrill Lynch hat die Zahl der Schweizer Millionäre allein im Jahr 2003 um sage und schreibe 10’000 zugenommen. Die Zeitschrift Cash beziffert ihre Gesamtzahl auf 154’000. Dazu kommen noch 101 Milliardäre. Das sind 101 Menschen, die mehr als 1’000’000’000 Franken ihr eigen nennen.

Damit besitzt die Schweiz die gleiche Vermögensstruktur wie Argentinien: 93 Prozent des Privatvermögens liegen in den Händen von 7 Prozent der Bevölkerung. – Und nun „Sag mir, wo die Spenden sind.“ Die kommen offenbar zu 90 Prozent von jenen 7 Prozent. Wie gesagt: Immer vorausgesetzt, jene Grossen hätten nicht mit Kleinbeträgen tiefgestapelt...

Neu ist diese Beobachtung ja nicht. Die konnte man schon im alten Jerusalem machen. Dort hatte sich einmal jemand dazu erdreistet, den Leuten beim Spenden zuzuschauen. Viele Menschen legten im Laufe jenes Tages dort ihr Scherflein ein. Die effektivste Spende gab eine Witwe mit der kleinsten Einzahlung.

Sie habe „mehr in den Opferkasten gelegt als alle“, bewertete Jesus die Spendeneingänge jenes Tages. Hat Jesus nicht genau genug hingeschaut? Sein Berichterstatter, der Evangelist Markus, schreibt doch auch, „viele Reiche legten viel ein“. Warum hob Jesus dann diese eine Frau mit der kleinen Spende so hervor? Die Antwort ist ebenso schlicht wie entwaffnend: Er schaute nicht auf die Nullen, sondern aufs Herz. „Alle haben sie von ihrem Überfluss eingelegt; diese (Witwe) aber hat alles eingelegt, was sie zu ihrem Lebensunterhalt zur Verfügung hatte.“

Damit weist Jesus weit über alle Geldbelange hinaus: Der Umgang mit dem Geld offenbart das Herz.

Datum: 19.01.2005
Quelle: Livenet.ch

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