Wie Bettler aus der Bettler-Mentalität herausfinden
das Bartimäus-Projekt, um den Ärmsten der Armen in den Slums
indischer Metropolen mit Lebensmitteln, Trinkwasser, Kleidung, Medikamenten,
Schulbildung und dem Evangelium zu einem neuen Leben zu verhelfen. Livenet sprach mit Bernard Huber
über das Projekt und den Ausstieg aus der Bettlermentalität.Bernard Huber, wie kam es zur
Gründung des Bartimäus-Projekts in Indien?
Bernard Huber: Sicher war die Begegnung
mit Martin Luther ausschlaggebend. Er hat mich sehr beeindruckt durch seinen
Glauben und seine aufopfernde Liebe zu den Armen. Schon vor dieser Begegnung
spürte ich den Wunsch, etwas Wesentliches für Menschen in Not zu tun. Die
Liebe zu den Menschen in Indien nahm bei meinen zahlreichen Besuchen im Land
immer zu. Was uns bewog zu helfen, waren die desaströsen Lebensbedingungen und
die Hoffnungslosigkeit.
Was tun Sie, um Bettler aus der
Hoffnungslosigkeit herauszuführen?
Das Projekt startete mit
dem Bau eines Waisenhauses. Als erstes wollten wir Waisenkindern ein angenehmes
Zuhause und normale Lebensbedingungen bieten. Die Arbeit weitete sich mit
den Jahren auf die Bettlerwelt in verschiedenen Grossstädten aus. Alles geschieht
innerhalb von Beziehungen. Sozialarbeiter begleiten Bettler und helfen bei der Arbeitssuche.
Das Aufgeben des Bettelns geht quasi immer Hand in Hand mit einer inneren
Umwandlung der Bettler.
Wie geschieht diese innere
Umwandlung?
Ein grosser Teil der Bettlerarbeit
wickelte sich am Anfang in den «Offenen Kirchen» ab. Es waren Orte der
Begegnung, wo sich die Bettler trafen und Ermutigung erlebten. Heute liegt der Schwerpunkt mehr auf der Arbeit in
Kleingruppen nach dem 3D-Movement-Modell. In regelmässigen Zusammenkünften
ermutigen sich Menschen gegenseitig zum christlichen Leben und tauschen sich über
ihre Lebensprobleme aus. Es ist der Ort, wo der Glaube vertieft und praktisch
weiterentwickelt wird. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Charakterentwicklung des Einzelnen.
Bettler werden ermutigt, im Vertrauen auf Gott ihr Schicksal in die Hand
zu nehmen.
Welche Rolle spielt dabei der
Glaube an Jesus?
Wenn Glaube erfahrbar sein soll, dann
muss der angerufene Gott einen Namen tragen. Die Glaubwürdigkeit und die
Lebendigkeit Gottes wird an seiner Bereitschaft gemessen, Gebete zu erhören.
Insofern richten sich die Bettler auf Jesus aus, weil eine Beziehung zu ihm der Schlüssel für
eine enge Gottesbeziehung ist. Das Gebet spielt in ihrem Gottesverständnis eine
wichtige Rolle, weil die meisten auf Hilfe angewiesen sind.
Was war Ihr eindrücklichstes Erlebnis?
Das
schönste ist, zu erleben, wie Menschen ihre Denkweise und ihren Lebensstil
ändern, weil sie lernen, ihr Leben auf Christus zu fokussieren. In unserem Werk sind
freundschaftliche Beziehung, praktische Hilfe und Fürbitte ein Schlüssel für
Veränderungen. Dieser Sprung in ein neues Leben berührt mich immer sehr.
Sie haben ein Buch mit dem
Titel «Gib deiner Sehnsucht Raum. Mit dem Herzen glauben» geschrieben. Gibt es
einen Zusammenhang mit Ihren Erfahrungen in Indien?
Darin schildere ich, wie
wir als Menschen unsere persönliche Sehnsucht auf Gott ausrichten können. Der
Schwerpunkt liegt auf unserer Grundeinstellung. Gott versteht es, uns zu
gebrauchen, wenn wir etwas auf dieser Welt für ihn bewegen wollen. Obwohl wir
von der Gnade Gottes abhängen, besteht doch die Möglichkeit, durch unser Suchen
und unsere Haltung das eigene Leben zu beeinflussen. Das habe ich in Indien erfahren,
und ich bin überzeugt, dass es für jeden Menschen erlebbar ist, der Gott dienen
möchte.
Wie ist das
Bartimäus-Projekt organisiert?
Das Projekt ist geleitet durch einen
indischen und einen schweizerischen Vorstand. Da uns die gleiche Vision bewegt,
arbeiten wir auf vielen Ebenen eng zusammen. Alle wichtigen Entschlüsse treffen
wir gemeinsam. In der Schweiz ist das Projekt dem konfessionell unabhängigen Verein Inter-Mission angeschlossen.
Was ist Ihre
Hoffnung, Ihr Gebet für Indien?
Christen geraten in Indien immer stärker
unter Druck. Sie
leiden unter einer gezielten Hinduisierung des Landes, teils unter
massiver Verfolgung. Indische NGOs stehen wegen ihrer christlichen Ausrichtung
in Gefahr, die Erlaubnis zu verlieren, finanzielle Unterstützung aus dem
Ausland zu empfangen. Wir beten, dass Menschen nicht daran gehindert werden,
ihren Glauben auszuüben und dass das Evangelium Wege in der Bettlerwelt findet,
um sich weiterhin zu verbreiten.
Hier kommen Sie zur Webseite des Projektes:
Bartimäus-Projekt
Zum Buch von Bernard Huber:
«Gib deiner Sehnsucht Raum. Mit dem Herzen glauben»
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Datum: 10.10.2019
Autor: Meike Ditthardt
Quelle: Livenet