"Europas Seele ist das Christentum"

Gnesen
Kardinal Walter Kasper

Europas christliche Wurzeln müssen von den Gläubigen deutlich gemacht und wieder zum Blühen gebracht werden. Dies sagte der katholische Kardinal Walter Kasper an der Tagung "Europa des Dialogs – Christ sein im pluralistischen Europa" im polnischen Gnesen.

Mehr als tausend (nach einem anderen Bericht 700) Vertreter von Katholiken, Protestanten, Orthodoxen, Juden und Muslimen trafen sich am Wochenende im polnischen Gnesen, wo der heilige Adalbert, der katholischen Schutzpatrons der europäischen Einheit, begraben liegt. Die Integration Europas sei mehr als ein ökonomisches Problem, sagte Kardinal Kasper. Die Einheit gelinge nur, wenn Europa auch eine Seele habe, und diese sei nun mal das Christentum.

Weltoffen

"Wir müssen die christlichen Wurzeln des Kontinents deutlich machen und sie wieder zum Wachsen und Blühen bringen", forderte Kasper. Europa müsse ein "ökumenisch offenes, also weltoffenes Haus" sein. "Religionsfreiheit ist für uns ein grundlegendes Menschenrecht. Wer sich dazu bekennt, ist herzlich willkommen", sagte der Kurienkardinal.

Kluft: zwei Versionen von Christentum

Laut Bischof Hilarion, Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche bei den europäischen Institutionen in Brüssel, braucht Europa eine vereinigte christliche Stimme. Denn dieser Kontinent drohe am schnellsten völlig säkularisiert zu werden. Generell sieht der Bischof mehr Gemeinsamkeiten zwischen der orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche als zwischen der Orthodoxie und dem Protestantismus.

Die Kluft zwischen dem liberalen Protestantismus und den traditionellen Versionen Katholizismus und Orthodoxie werde immer grösser, beklagte der orthodoxe Bischof. Für die Orthodoxen seien die Katholiken gute Partner im Kampf gegen Säkularismus, Liberalismus und Relativismus in Europa. „Viele Orthodoxe hoffen, dass die katholische Kirche ihre traditionellen Lehren nicht zugunsten von sogenannten progressiven Gruppen aufgibt, die die Frauenordination, die Einführung der Homo-Ehe, Abtreibungen und Euthanasie unterstützen.“

Den Wert des Lebens und der Ehe hervorheben

Für Bischof Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist die christliche Pluralität weltweit eine Tatsache. Trotzdem regte er mehr Zusammenarbeit der Kirchen bei unstrittigen Themen an. "Wir sollten gemeinsam die Menschenrechte einfordern", mahnte Huber. "Jetzt ist die Zeit, um den Wert des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Ende zu betonen, oder auch den Wert der Ehe."

Datum: 20.09.2005
Quelle: Kipa

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