Deutliches Ja zum Vaterschaftsurlaub in der Schweiz
Endlich gebe es für den Vaterschaftsurlaub mehr Zeit als für einen Umzugstermin, sagte Adrian Wüthrich, der Präsident von Travail Suisse, der auch im Komitee «Vaterschaftsurlaub jetzt» sitzt, nach dem klaren Ja. Wüthrich hatte das Komitee der Volksinitiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie» präsidiert. Es habe diese Initiative gebraucht, um den politischen Kompromiss für einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub zu finden, sagte Wüthrich gegenüber Keystone-SDA weiter.
«Eine Familienpolitik, die ihren Namen verdient»
Dass die Bevölkerung den Vaterschaftsurlaub so überwältigend angenommen habe, zeige die gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahre, schreibt das Komitee «Vaterschaftsurlaub jetzt» in einer Mitteilung. Und dass sich weite Kreise der Wirtschaft aktiv in der Kampagne für ein Ja engagiert hätten, beweise, dass diese Veränderung auch in der Wirtschaft angekommen sei: «Die Schweiz ist bereit für eine Familienpolitik, die ihren Namen verdient.»
Ein weiteres Mitglied des Komitees «Vaterschaftsurlaub jetzt», der Walliser Nationalrat Mathias Reynard (SP), sagte, dass die Schweiz den Vaterschaftsurlaub als ersten Schritt zu einer echten Familienpolitik akzeptiert habe. «Wir holen auf europäischer Ebene ein wenig auf, aber wir sind noch weit vom OECD-Durchschnitt entfernt.» Mittelfristiges Ziel müsse nun die Einführung eines echten Elternurlaubs sein.
Unterschiedliche Stimmungslage bei EVP und EDU
Die Evangelische Volkspartei EVP freut sich über das deutliche Ergebnis. Sie fordere seit Jahren einen grosszügigen und flexibel beziehbaren Elternurlaub, schreibt die Partei in einer Medienmitteilung vom 27. September 2020. Der nun vom Stimmvolk angenommene zweiwöchige Vaterschaftsurlaub sei «ein familienpolitisch längst fälliger Schritt in Richtung mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf für beide Elternteile».
Ganz anders sieht dies die andere «E»-Partei, die Eidgenössisch-Demokratische Union. Die EDU hielt bei ihrer Parolenfassung im Vorfeld zur Abstimmung fest, Familienförderung sei zwar wichtig, aber letztlich sei der Akt, eine Familie zu gründen, immer noch Privatsache. Den Bürgern würde mit dieser neuen Sozialversicherung noch mehr Geld aus den Taschen gezogen, währenddem das Land vor schweren Herausforderungen wie der ungesicherten Altersvorsorge stehe.
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Datum: 27.09.2020
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet