Ex-Drogenabhängige im Kloster

«Leere mit dem Wort Gottes ausfüllen»

Im Kloster St.Maria der Engel in Wattwil soll eine «Fazenda da Esperança» (Hof der Hoffnung») entstehen. Die Anlage wird für junge Leuten in schwierigen Lebenssituationen offenstehen.
Im Wattwiler Kapuzinerinnen-Kloster «Maria der Engel» wohnen in Zukunft Ex-Drogenabhängige.

Im Herbst 2010 zogen die letzten Kapuzinerinnen von St.Maria der Engel aus. Schon damals hatten sie sich gewünscht, das «Chlöschterli» durch eine «Fazenda da Esperança» weiterzunutzen

In die Fazenda werden Jugendliche aufgenommen, die nach Suchtproblemen wieder «clean» sind. Sie arbeiten im Kloster für ihren Lebensunterhalt und werden von Fachpersonen betreut. Sie werden die Ordensschwestern im Unterhalt der Anlagen unterstützen.

In der «Fazenda da Esperança» entsteht eine Wohngemeinschaft, in der Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen leben und von Fachleuten betreut werden. Die meisten haben Suchterfahrungen, Drogen, Alkohol, Spielsucht oder Essstörungen. Das Betreuungskonzept baut auf drei Pfeilern auf: Leben in Gemeinschaft, Spiritualität und Arbeit.

Spiritualität und Arbeit

Wie dies funktioniert, erklärte Renée-Claire Steinemann, Beirätin des Trägervereins. Die Tage auf einer Fazenda seien strukturiert, wusste sie zu berichten. «Die Jugendlichen lesen aus der Bibel und entnehmen ihr ein Wort, nach dem sie am Tag leben.» Tagsüber werde gearbeitet, auf dem Feld, in der Milchwirtschaft, der Bäckerei oder in anderen internen Betrieben. Abends tausche man sich über die Erlebnisse mit dem Bibelwort aus. Das sei sehr wichtig, sagte Steinemann, denn «die Jugendlichen haben eine Leere, darum gehen sie in die Droge. Diese Leere will man füllen mit dem Wort Gottes.»

Ein harter Weg

Das Leben auf einer Fazenda sei anfänglich hart: «Ohne Fernsehen -vielleicht alle drei Wochen ein Film -, ohne Zigaretten, ohne Sex», sagte die Fazenda-Erfahrene. Ausserdem sei man immer in Gemeinschaft. Eine besondere Herausforderung für Drogensüchtige, Alkoholiker, Diebe, magersüchtige Frauen oder Prostituierte. «Am Anfang muss man sie tragen und zum Bleiben motivieren», erklärt Steinemann die Betreuungsarbeit.

Auf den Fazendas würden keine Medikamente als Drogenersatz abgegeben. Laut Steinemann empfiehlt man inzwischen allen, erst nach einem klinischen Entzug einzutreten. Bei einem Entzug in der Fazenda sei die Begleitung wichtig – notfalls auch zum Arzt, berichtete sie.

Nach dem Austritt aus der Fazenda können sich Jugendliche Ehemaligengruppen anschliessen, die in verschiedenen Städten existieren. Dies sei wichtig, damit sie nicht rückfällig werden, weiss Steinemann.

Im Sommer dieses Jahrs soll ein Trägerverein «Fazenda da Esperança Schweiz» gegründet werden. Über Stiftungen und Gönner sind nötige Investitionen sowie die ersten Betriebsjahre bereits gesichert. Die erste Fazenda da Esperança wurde von 28 Jahren in Brasilien von engagierten Christen gegründet.

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Datum: 17.02.2012
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet / Kipa

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