Ein Lebenskurs für postmoderne Menschen
«Das Leben kann man nur rückwärts verstehen, aber man muss es vorwärts leben!» Mit diesem Zitat von Sören Kirkegaard lässt sich die Strategie und das Herz des Kurses kurz zusammenfassen. Der MyLife-Workshop ist kein weiterer Glaubenskurs und kann auch keinen solchen ersetzen. Vielmehr will dieser Kurs, der sechs Einheiten umfasst, die postmodernen Menschen abholen, die noch gar nicht bereit sind, über theologische Fragen über Gott, Jesus, die Bibel und anderes zu diskutieren, die aber Fragen zum Leben haben und schon einen grossen Schatz an Lebenserfahrungen mitbringen.
Im MyLife-Workshop wird offen über das wirkliche Leben gesprochen. Die Teilnehmer lernen ihre Lebensspuren kennen und damit ihre Grenzen, Stärken, Schwächen und Prägungen.
«Nicht Wissensvermittlung steht im Zentrum»
In der Schweiz ist Harry Pepelnar von Vision Schweiz, dem Gemeindegründungszweig der Freien Evangelischen Gemeinden FEG, mit dem MyLife-Workshop unterwegs, um Kirchen und Gemeindeverbände für dieses Angebot zu begeistern – mit zunehmendem Erfolg.
Bevor er selbst seine Erfahrungen im Livenet-Interview schildert, hier ein paar Stimmen anderer Schweizer Pastoren zum MyLife-Workshop:
Hans Goldenberger, Pastor der Bewegung Plus Basel, sieht die Stärke des Kurses vor allem darin, dass nicht «nur» Wissen vermittelt wird:
«MyLife verzichtet auf viel Wissensvermittlung und holt die Leute da ab, wo sie sind – in dem, was sie geprägt hat und was unter der Oberfläche an schlechten Erfahrungen oder Prägungen schläft. Der Workshop holt die Leute dort ab, wo sie sind und nimmt sie deshalb ernst – das ist Wertschätzung pur, das ist hohe Kunst und Liebe für die Menschen, die uns Gott für einige Abende anvertraut.
MyLife ist für mich das Modul, das sowohl Gläubige und Menschen, die auf der Suche nach Halt im Leben sind, abholt und sie ernst nimmt.»
Joachim Heina, Pastor der FEG Embrach, hat bei der Durchführung des MyLife-Workshops festgestellt, dass Kirchendistanzierte tatsächlich erreicht werden können:
«Endlich ein Werkzeug, das den kirchendistanzierten Menschen völlig dort erreicht und abholt, wo er sich befindet: in seinen Lebensfragen, seinen Höhen und Tiefen.
Für mich als Kursleiter ist der MyLife-Workshop eine enorm motivierende und lehrreiche Erfahrung, mit glaubensdistanzierten Menschen das Leben zu teilen und ihnen ganz natürlich, passend und einfach das Evangelium zu erklären.»
«Jedes Leben ist mega wertvoll»
Harry Pepelnar war zuletzt Pastor der FEG in Murten. Er versteht sich heute selbst als Missionar in der Schweiz und ist bei der Gemeindegründungsbewegung der FEG, der Vision Schweiz, auch dafür angestellt. Was findet er so bestechend am MyLife-Workshop? Livenet fragte bei ihm nach.
Livenet: Harry Pepelnar, was überzeugt Sie an diesem Konzept?
Harry Pepelnar: Mir gefällt, dass jede Person, die zum Workshop kommt, vom ersten Moment an aus ihrem Leben erzählen kann. Es entsteht sofort ein Gespräch am Tisch – und zwar nicht Smalltalk über den letzten YB-Sieg oder das Wetter, sondern tiefe Gespräche übers Leben. Es gibt auch nicht, wie sonst oft in Glaubenskursen, eine Mischung aus «Profis» in Glaubensfragen (Christen) und Anfängern (Nichtchristen).
Am ersten Abend zum Beispiel geht es um die Frage, was einen im Leben positiv oder negativ geprägt hat. Die Leute schreiben ihre wichtigsten Prägungen auf gelbe und rote Post-it-Zettel. Dann wird ausgetauscht. Sofort entsteht eine Nähe, wenn sich die Leute die Geschichten erzählen, die sie erlebt haben. Es widerspiegelt sich jeweils ein grosser Reichtum in jedem Leben. Der Kurs gibt diesen Geschichten sehr viel Wert. Ein Mann sagte mir, zum Beispiel, nach einem Kurs, dass er erkannt habe, dass sein Leben doch gar nicht so schlecht war. Dies erkennen viele Teilnehmer. Jedes Leben ist mega wertvoll! Es liegt sehr viel Auferbauung drin.
Warum eignet sich dieser Kurs besonders für «postmoderne Menschen», also Menschen, die kaum mehr einen Bezug zu Kirche und Glauben haben?
Wir leben ja heute in einer Selfie-Kultur, in der jeder gerne etwas aus seinem Leben teilt. Oft fehlt aber ein geschützter Raum, wo über die tiefen Gefühle gesprochen werden kann. Bisher habe ich noch nie erlebt, dass Menschen nicht reden wollten. Im Gegenteil: Sie lieben es, über sich selbst zu reden. In dieser Welt haben sie dafür kaum noch eine Plattform, umso mehr schätzen sie es, dass es im MyLife-Workshop möglich ist.
Ich denke, es hat schon mit der Vereinsamung in der postmodernen Zeit zu tun. Die Menschen schätzen einen Ort, an dem sie herausfinden können, warum sie existieren, wer sie sind. Im Prinzip handelt es sich hier um nichts anderes als um einen Biografie-Kurs. In der Welt ist das kein neuer Ansatz, aber für uns Christen schon. Für uns ist es neu, diese Form zu nutzen, um das Evangelium weiterzugeben.
Wie wird denn das Evangelium weitergegeben?
Man schlägt die Brücke von den eigenen Erfahrungen hin zu Gott, der dieses Leben geschenkt hat. Als Kursleiter erkläre ich zum Beispiel, dass über allem, was wir erlebt haben, Gott steht. Auch bei Menschen, die ein Leben ohne Gott leben, ist viel Schönheit und Gnade drin. Die Bibel sagt schon, dass jeder Mensch ein Sünder ist. Aber die Schöpfung fiel auch in Sünde, und trotzdem ist sie schön. Ähnlich ist es bei uns Menschen: Wir leiden zwar unter dem Sündenfall, und trotzdem ist der Mensch phänomenal schön. Jeder Mensch ist von Gott geschaffen und kein Produkt des Zufalls. Die nichtchristlichen Teilnehmer sollen erkennen, dass sie kostbare Geschöpfe sind, weil Gott sie geschaffen hat. An den ersten Abenden geschieht das mit Psalm 139. Der MyLife-Workshop macht generell keine Unterscheidung zwischen Christ oder Nicht-Christ.
Besteht denn nicht die Gefahr, dass die biblischen Wahrheiten wie «Sünde» und «Vergebung» zu stark ausgeklammert werden?
Man muss schon eine Offenheit haben. Für Pastoren oder Leiter, die stark auf dem «Ich will nur biblische Wahrheit lehren»-Kurs sind, eignet sich der MyLife-Workshop wohl nicht. Es ist, wie gesagt, kein klassischer Glaubenskurs, obwohl jeden Abend etwas von Gott weitergegeben wird. Wir wollen die Leute sehr niederschwellig erreichen. In der Postmoderne muss man den Meinungspluralismus gelten lassen. Jeder kann sagen, was er positiv erlebt hat und das lassen wir dann auch so stehen. Was in der Gruppe passiert, das passiert einfach. Das ist echtes Leben.
Vergebung und Sünden werden im Workshop mit dem Leben ganz praktisch weitergegeben. Am Ende eines Workshops besteht dann die Gelegenheit, die Besucher zu eine Glaubenskurs einzuladen.
Wie und wann kommt Jesus ins Spiel?
Am fünften Abend, wenn es darum geht, dass das Leben verletzlich, verwundbar und heilbar ist, erzählt der Kursleiter, warum Jesus für unsere Wunden kam, um uns zu begegnen. Das Evangelium wird also sehr konkret als Antwort auf die Lebenserfahrungen vermittelt. An diesem Abend wird für jeden Besucher persönlich gebetet. Jeder wird eine Erfahrung mit dem auferstandenen Jesus machen!
Natürlich bieten sich da viele Gelegenheiten für die Christen, die am Tisch sitzen, auch von eigenen Verletzungen zu sprechen und wie Jesus half, sie zu heilen. Christen sind von ihrem Glauben her sowieso fähig, zu ihren Schwächen zu stehen. Und: Als Christ kannst du ganz natürlich von Jesus erzählen: Was hat dich positiv geprägt? Wie hat dir Jesus nach einem Verlust oder Schicksalsschlag geholfen?
Wann war ein MyLife-Workshop erfolgreich?
Wenn die Leute ein positives Erlebnis mit christlich-biblischem Glauben und Kirche gemacht haben! Die Leute profitieren so oder so sehr für ihr Leben. Sie werden erkennen, dass biblischer Glaube mit ihrem Leben zu tun hat und es ihnen hilft, das Leben mit der Perspektive Gottes zu sehen.
Video zur ersten Einheit des MyLife-Workshops:
Zur Webseite:
MyLife-Workshop
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Datum: 10.02.2016
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet