Talk mit Heike Breitenstein

«Ich liebe es, mit Menschen im Gespräch zu sein»

Heike Breitenstein
Im Livenet-Talk spricht die Theologin Heike Breitenstein über Machtmissbrauch, Kritik am christlichen Glauben, den Wert von Apologetik und ihre Begeisterung für Jesus.

Heike Breitenstein ist Bildungsreferentin im Pontes Institut für Wissenschaft, Kultur und Glaube und doziert auch an anderen Ausbildungsstätten. «Ich liebe es, mit Menschen im Gespräch zu sein und treffe mich gerne auch mit Menschen, die nicht im christlichen Glauben beheimatet sind.» Im Gespräch mit Florian Wüthrich teilt die Theologin inspirierende Gedanken.

Kritische Anfragen als Chance erkennen

Besonders ist Heike an kritischen Anfragen am christlichen Glauben interessiert. Diesen kritischen Anfragen will sie begegnen und beobachtet dabei nicht selten, wie dahinter eine positive Sehnsucht steht – letztlich ein Sehnen, Jesus zu begegnen. Durch kritische Anfragen habe die Kirche auch die Chance, sich einen Spiegel vorhalten zu lassen und daraus zu lernen. «Es ist wichtig, offen zu sein, nichts schön zu reden, um Vergebung zu bitten und zu Fehlern zu stehen.»

Ist die Kirche voller Heuchler?

«Ist die Kirche voller Heuchler?» Mit solchen Fragen setzt sich Heike auseinander. «Wenn wir uns die Skandale der letzten Zeit anschauen, ist es wichtig, dass ich als Christin da nichts schönrede.» Ganz klar hält sie fest, dass schreckliche Dinge wie sexueller Missbrauch und Machtmissbrauch passiert sind. «Mir ist auch klar, dass die eine oder andere Person selbst solch schlimme Dinge erfahren haben kann und da ist es mir als Christin wichtig, um Vergebung zu bitten.»

Heike beobachtet, dass es oftmals vor allem darum zu gehen scheint, den Ruf einer Organisation zu schützen. «Wenn wir aber auf Jesus schauen, sehen wir, dass er sich nicht für den Ruf einer Organisation interessiert, sondern dass für ihn der Wert des Menschen im Fokus steht.» Nun würden aber leider viele den Schluss ziehen, dass wenn Vertreter der christlichen Organisationen heuchlerisch sind, dadurch der ganze christliche Glaube unglaubwürdig wird.

Die Bibel spricht über Machtausübung

Wenn es um Missbrauchsgeschichten geht, haben wir das starke Empfinden, dass dies nicht in Ordnung ist. Wir haben ein Bild von objektivem Richtig und Falsch. An dieser Stelle weist Heike auf Gott hin und fördert die Vorstellung, dass Gott nicht Teil der christlichen Organisation ist, sondern das Geschehen von aussen betrachtet. Heike liebt es, sich gedanklich auf einem anderen Weg an eine Sache heranzuwagen und spricht davon, tiefer zu gehen, um den Ursachen von unserem Denken und Empfinden nachzuspüren.

«Es beeindruckt mich, was wir in der Bibel über Macht und Machtmissbrauch finden», staunt Heike und glaubt, dass man die Antworten auf die Skandalgeschichten nicht ausserhalb der Kirche, sondern in den eigenen Grundlagen findet. «Wenn wir in der Bibel schauen, ist Macht immer nur anvertraute Macht. Da gibt es Begrenzung.» Die Bibel beschreibe eine Machtausübung, welche immer den Schwachen dient (oder dienen soll). «Bei Jesus gibt es keine Machtausübung auf Kosten der Schwachen.»

Die Bedeutung von Apologetik

«Ich bin begeistert von Jesus. Er ist in mein Leben getreten und er ist mein Leben!» Diese Begeisterung ist bei Heike spürbar. «Ich bin auch begeistert von Menschen und liebe es, mit Menschen im Gespräch zu sein – sowohl im öffentlichen Setting, wie auch ganz persönlich, im eins zu eins Gespräch.» Sie ist interessiert, was Menschen bewegt und wie sie ihnen etwas von Jesus weitergeben kann. An dieser Stelle kommt die Apologetik (das Darlegen oder Verteidigen des Glaubens) zum Tragen.

«Ich finde es spannend, wenn wir Glaube, Denken und Verstehen zusammenbringen.» Heike will eine Brücke vom Herz zum Hirn bauen. «Denken und Glaube sind nicht etwa Widersprüche. Wenn man Christ wird, muss man den Verstand nicht an der Garderobe abgeben.» Mit Apologetik können Steine aus dem Weg geräumt und Hindernisse beseitigt werden, damit der Blick auf Jesus frei wird.

Sehen Sie sich den Talk mit Heike Breitenstein an:
 

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Datum: 29.09.2023
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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