«MEHR»-Konferenz

Etwas mehr von (fast) allem

Nach einem Jahre Pause fand in diesem Jahr wieder die ökumenische «MEHR»-Konferenz in Augsburg statt. Auch die zwölfte Auflage der «MEHR» bot wieder einiges: mehr Besucher, mehr Gemeinschaft, mehr Theologie – und etwas weniger Lautstärke.
«MEHR»-Konferenz
Dr. Johannes Hartl (Bild: Facebook)

«Eigentlich ist die Konferenz nicht das Grosse» – verblüffende Worte von Johannes Hartl, dem Gründer des Gebetshauses Augsburg. Bedenkt man, dass die «MEHR» 2020 sämtliche Rekorde gebrochen hat: 12'000 Teilnehmer, 170 Aussteller, mehr als 600 Helfer und das gesamte Messegelände in «christlicher Hand». Doch es sind die leisen und eher unscheinbaren Töne, die Hartl in den Vordergrund rücken will. Die Konferenz sei der «Ausfluss einer inneren Haltung», die das Gebetshaus die restlichen 361 Tage im Jahr ausstrahle, erklärt der katholische Theologe. Das versuche die «MEHR» zu transportieren.

Dass diese Aussagen keine leeren Phrasen sind, bestätigt ein Blick ins Programmheft der Konferenz. Von morgens bis abends finden Lobpreiszeiten statt, die nur gelegentlich von Vorträgen unterbrochen werden. Es gibt «Räume der Stille», in denen man dem Trubel der Messehallen entfliehen, sich die Beichte abnehmen lassen kann und Ruhe für Gebet findet. Wer diese Räumlichkeiten sucht, muss einfach seiner Nase folgen – im wahrsten Sinne des Wortes. Je näher man dem Gebetsraum kommt, desto intensiver wird der Weihrauchgeruch.

Generell hat das Thema Gemeinschaft einen sehr hohen Stellenwert. Nicht nur mit Gott, auch mit anderen Besuchern. Um die Kontaktaufnahme zu erleichtern, wurden bei der Eröffnungsveranstaltung Kärtchen mit kleinen Aufgaben verteilt. So mussten die Besucher füreinander beten, sich umarmen oder sich gegenseitig Gottes Liebe zusprechen – Zeit dafür hatte man an allen vier Konferenztagen.

Ökumene mit kleinem Abstrich

Beim Thema Abendmahl/Eucharistie musste dann aber die konfessionsübergreifende Gemeinschaft kurz unterbrochen werden. Katholiken und Protestanten feierten getrennt die Kommunion. Das tat dem Miteinander aber keinen Abbruch. Jeder solle das Abendmahl so feiern, wie es seine religiöse Überzeugung ist, betonte Hartl zu Beginn der Konferenz – und das ist auch richtig so.

Einer der im Vorfeld bereits angekündigten Höhepunkte war das Forum «MEHR-Theologie». Zwar hielt die dreieinhalbstündige Veranstaltung die in sie gesetzten Erwartungen, beanspruchte aber auch im hohen Mass die Ausdauer und Gehirnzellen der Zuhörer. Im Laufe der Debatte schrumpfte die Zuhörerschaft zusehends – obwohl die Dozierenden sich alle Mühe gaben, eine gutverständliche Sprache zu finden. Das Ziel des Veranstalters, eine (wissenschaftliche) Debatte über die Kluft zwischen akademischer Theologie und Gemeinde loszutreten, dürfte dennoch geglückt sein – auch wenn das Forum eindrücklich zeigte, wie herausfordernd die Debatte für alle Beteiligten wird.

Zum Originalartikel auf PRO.

Predigt von Johannes Hartl an der «MEHR»-Konferenz:

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Datum: 09.01.2020
Autor: Martin Schlorke
Quelle: PRO Medienmagazin | www.pro-medienmagazin.de

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