«Gott verwandelt Schmerz in Sieg und Sieg in Segen»
Inka Hammond, warum
wurde Ihr Buch zum Bestseller?
Inka Hammond: Das hat mich
selbst sehr überrascht. Ich hatte eigentlich eher Bedenken, dass meine
herausfordernden, mutigen, kämpferischen Gedanken und auf der anderen Seite
meine Zerbrechlichkeit und meine Offenheit mit meiner persönlichen Geschichte vielleicht
nicht gut angenommen werden könnten. Nun denke ich, dass gerade diese
Kombination aus Zerbrechlichkeit und Stärke die Frauen so anspricht. Ich lasse
alle Masken fallen und will Frauen dazu ermutigen, nicht länger eine Show mitzumachen.
Ich erinnere sie an die Würde, die uns durch Jesus geschenkt wurde und spreche
den Leserinnen zu, dass sie nicht im Schlammloch liegen bleiben müssen.
Wie konnten Sie
das Trauma Ihrer Kindheit und Jugend überwinden?
Das
Schwierige an meiner Situation war, mir überhaupt einzugestehen, dass ich
Traumata davongetragen habe. Wenn alles ungesehen und unentdeckt hinter den
Kulissen stattfindet und nicht darüber geredet werden darf, ist es viel
schwieriger, an den Schmerz heranzukommen und davon heil zu werden. Man redet sich
ein Leben lang ein, es sei nichts falsch gelaufen. Symptome werden unter den
Teppich gekehrt oder mit Krankheit oder sogar Konsequenz von Sünde erklärt.
Gerade in christlichen Kreisen ist es oft schwer, an die Wurzel der Probleme
heranzukommen, weil z.B. Gebote wie «Du sollst Vater und Mutter ehren» mit «Du
darfst die Erlebnisse in deinem Elternhaus nicht in Frage stellen»
gleichgestellt werden. Oder es wird gesagt: «Du hast doch Jesus, du brauchst
keinen Therapeuten.» So bleiben viele Traumata unentdeckt und werden an die
nächste Generation weitergegeben. Meine Geschichte steht dafür, dass es sich
lohnt, den Symptomen eines Traumas nachzugehen und dass die eigene mentale
Gesundheit von Gott gewollt ist. Mich persönlich hat mein Weg zur innerlichen
Heilung mehr gekostet als ich je gedacht hätte – aber das ist es mir wert,
denn ich weiss, dass meine Kinder nun eine bessere Chance auf eine gute,
gesunde Beziehung zu Gott haben. Ich befinde mich noch auf dieser Reise zur
Heilung, und ich erlebe diese innere Bereitschaft, immer wieder okay zu sein
mit dem aufflammenden Schmerz. Es ist ein Teilhaben an Jesu Leiden. Und das hat
mich näher an sein Herz gebracht als sonst irgendetwas anderes in meinem Leben.
Heute kann ich sogar sagen, dass ich dankbar bin für diesen Zerbruch, den ich
erlebt habe, weil er mein Herz empfänglich gemacht hat für die Liebe meines
himmlischen Vaters. Mich hat der Bibelvers ermutigt: «Alles muss mir zum Besten
dienen» (Römer Kapitel 8, Vers 28). Gott verwandelt unseren Schmerz in Sieg und unseren Sieg
in Segen. Dieses Wissen hat mich stark gemacht, mich dem Riesen «Trauma» zu
stellen.
Das Bild auf
dem Buchcover sieht sehr kämpferisch aus…
Ja, das
stimmt! Mein Manuskript war so rau und verletzlich, da hätte nichts Rosafarbenes
dazu gepasst. Als ich den Coverentwurf das erste Mal gesehen habe, war ich tief
berührt. Diese Frau strahlt eine Stärke und gleichzeitig eine Verletzlichkeit
aus. Sie ist offensichtlich durch einen Kampf gegangen, hat Schrammen und ist
dreckig, aber sie steht noch, und sie hält ihr Schwert. Ihre Augen sind nicht
bitter, sondern klar. Da ist so viel Detail in diesem Bild, und alles
unterstreicht meine Message.
Wie haben Sie
Wüstenzeiten erlebt, als Träume in Ihrem Leben zerbrachen?
Das
waren sehr dunkle Zeiten, wo ich alles in Frage gestellt habe: Meinen Glauben,
meine Errettung, die Bibel – einfach alles. Ich war voller Neid, wenn ich bei
anderen sah, wie ihr Leben scheinbar wunderbar funktionierte, und das Gefühl,
auf dem Abstellgleis zu stehen, war einfach nur schrecklich. Alles schien sich
gegen mich zu stellen, und ich litt sehr darunter. Aber es war auch die Zeit,
wo ich gelernt habe, die kleinen Anfänge zu ehren. Einen Blog zu schreiben, den
nur drei Leute lesen, Lieder zu singen, die keiner hört, mein Herz immer wieder
neu Jesus hinzulegen, auch wenn es so zerbrochen war. Im Nachhinein kann ich
sagen, dass meine damaligen Pläne so klein erscheinen im Vergleich dazu, was
Gott mir heute schenkt.
Worum geht es
in Ihrem neuen Buch?
Gross zu
glauben und gross zu träumen! Dazu sind wir geschaffen. Christsein ist keine
Lebensversicherung, sondern ein Abenteuer. Es geht nicht darum, einen Plan B zu
haben, sondern unser ganzes Sein von Jesus abhängig zu machen. Wir hätten zwar
gern das Leben in Fülle, von dem Jesus spricht, sind aber nicht bereit, den
Preis dafür zu bezahlen. Wir sind wie der reiche Jüngling, der zwar viele gute
Ambitionen hatte, aber trotzdem nicht bereit war, alles hinter sich zu lassen,
und damit das Abenteuer seines Lebens verpasste. Ich hoffe und bete, dass mein
neues Buch ganz viele Menschen dazu herausfordert, sich ganz auf Jesus einzulassen
und die eigene, persönliche Berufung zu ergreifen. Wir brauchen Weltveränderer!
Welche
Botschaft liegt Ihnen am meisten am Herzen?
Freiheit.
Das ist mein Herzschlag. «Wenn der Sohn euch frei macht, dann seid ihr wirklich
frei.» (Johannes Kapitel 8, Vers 36) Freiheit verändert alles, Freiheit macht alles möglich!
Zur Webseite:
Inka Hammond
Zum Thema:
Rachel Hollis: Unser Glück liegt in unseren eigenen Händen
Vom Zweifeln und Vertrauen: «Glaube zwischen Trotz und trotzdem»
Absage an die Gewalt: Damaris Kofmehls Buch: «Thomas. Leben auf die harte Tour»
Datum: 16.02.2020
Autor: Meike Ditthardt
Quelle: Livenet