Frauen wertschätzen, die sich für das Kind entscheiden
Ich war zusammen mit einer Arbeitskollegin an der Filmpremiere von «Power Women» in Bern. Wir sind beide zwischen 20 und 25 Jahre alt und eigentlich genau das Zielpublikum, welches die Filmproduzenten ansprechen wollen: 16 bis 25 Jahre.
Familienehre wegen Schwangerschaft beschmutzt
Der Film lässt Betroffene aus der Schweiz, Ruanda, Brasilien, Russland, China und Israel zu Wort kommen. Jede Geschichte ist für sich eindrücklich und man kriegt einen Eindruck, wie das Thema «Ungewollte Schwangerschaft» in den einzelnen Ländern tabuisiert wird.
Die Filmsequenzen aus Russland zeigen auf, wie die Männer so schnell wie möglich eine Lösung wollen, wenn sie von der Schwangerschaft erfahren. Diese Lösung heisst in den meisten Fällen: Abtreibung. In Brasilien, zum Beispiel, gilt es als Tabu, als alleinerziehende Mutter durchs Leben zu gehen. Die Probleme sind also vorprogrammiert. Noch schlimmer trifft es die Frauen in Ruanda. Dort macht sich der Mann einfach aus dem Staub und die schwangere Frau bekommt keine Unterstützung der Gesellschaft. Warum? Weil durch die Schwangerschaft die Familienehre beschmutzt wird (wofür nur die Frau verantwortlich gemacht wird).
«Du wirst mit dem Kind überfordert sein!»
Die junge Avishag aus Israel wurde mit 17 Jahren schwanger. Ihr wurde gesagt, sie werde mit dem Kind überfordert sein. Viele legten ihr während der Schwangerschaft die Abtreibung nahe, und nach der Geburt wurde Avishag die Adoption unter die Nase gerieben. Schliesslich verunsicherte sie dies so, dass sie sich fragte, ob es ein Fehler war, das Baby zur Welt zu bringen.
Diese Geschichte von der jungen Frau aus Israel zeigt auf, welchen Einfluss die Gesellschaft auf eine Frau hat, die ungewollt schwanger wird. Der Gesellschaftsdruck ist in jedem der gezeigten Länder enorm und was dies mit einer Frau machen kann, ist krass. Das Umfeld drängt die Frau zur Abtreibung, um das «Problem» zu lösen. So findet die Frau kaum einen anderen Weg, als dies zu machen. Oft fehlt auch das Wissen über andere Alternativen und Unterstützungsangebote.
Rolle des Mannes genauso wichtig
Der Film zeigt auf, dass nicht nur die Rolle der Frau bei einer ungewollten Schwangerschaft wichtig ist, sondern auch die Rolle des Mannes. Beide sind für das Kind verantwortlich, denn zusammen sind sie stärker als allein. Im Dokumentarfilm selbst kam nur ein Mann zu Wort, was daran liegt, dass die anderen Männer sich nicht zeigen wollten. Filmproduzent Tom Sommer berichtete von mehreren Männern, die einfach verschwanden, als sie mit der Kamera auftauchten.
Es gibt aber auch den anderen Fall, wie beim Paar aus der Schweiz, das im Film «Power Women» porträtiert wird. Obwohl die junge Frau zuerst zu hören bekommt, sie sei zu unreif, ein Kind grosszuziehen, nimmt die Geschichte einen guten Verlauf. Sie wird von ihrem Mann unterstützt und die beiden meistern die Herausforderung gemeinsam. Tom Sommer bezeichnet die beiden als Vorzeigepaar.
Für Sommer sind die Frauen, die im Film «Power Women» gezeigt werden, allesamt Heldinnen. Für ihn und die beiden weiteren Filmproduzenten (Marc Villiger und Hansueli Gujer) war daher wichtig, mit dem Filmtitel bereits eine Würdigung dieser Frauen zum Ausdruck zu bringen. «Der Titel 'Power Women' soll Frauen wertschätzen, die sich für das Kind entscheiden.»
Fazit der Autorin: «Gut, dass dieses Tabu gebrochen wird!»
«Ich möchte den Filmproduzenten ein Lob aussprechen. Mir wurde während des Films bewusst, was für ein Tabuthema die ungewollte Schwangerschaft noch immer ist. Ich finde es wichtig, dass sie dies ans Licht bringen! Die Produzenten haben einen guten Anfang gemacht. Und jetzt liegt es auch an uns. Es braucht uns alle, Freunde und Familie, um noch mehr ein Bewusstsein zu schaffen. Ein guter Schritt ist bereits, das hat auch Tom Sommer betont, wenn wir gegenüber Betroffenen offener werden und sie weniger verurteilen.»
Zur Webseite:
«Power Women»
Der Trailer zum Dokumentarfilm «Power Women»:
Die Beratungsstelle «Schwanger – wir helfen» unterstützt betroffene Frauen in solchen Fällen.
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Datum: 13.02.2020
Autor: Nora Baumgartner
Quelle: Livenet