Nachgedacht

Wozu eigentlich heiraten?

„Heiraten – warum tun wir das?“ Die Frage, die das NZZ-Folio im April aufs Cover setzte, war vor einigen Generationen nicht zu diskutieren. Heute fragen wir, was Heiraten soll, wenn doch so viele Ehen in die Brüche gehen.
Wozu eigentlich heiraten?
Beim Hochzeitsfest ein Test für den Bräutigam: Feste Halterungen tun der Beziehung gut.
Unsere Liebe verdient es, dass wir ihr einen stabilen Rahmen geben.
Gott um seinen Beistand für die Ehe bitten: Trauung in der Kirche.

Zwei Nägel, nahe beieinander, aufrecht und gleich tief eingeschlagen, zieren das Cover der April-Ausgabe des NZZ-Folio. Daneben gegen zehn verkrümmte Nägel, allein stehend und liegend. Das Bild entspricht der Wirklichkeit nicht. Ehe ist nach wie vor die häufigste Form der Beziehung zwischen Mann und Frau. Studien zeigen auf, dass Gatten gesünder und länger leben. Aber Paare haben nicht mehr die gesamte Gesellschaft und ihre Moralvorstellungen hinter sich, wenn sie heiraten. Und sie sind mit einer erschreckend hohen Scheidungsrate konfrontiert, einer Realität, die nicht wegzuwischen ist.

Ein Rahmen

Wozu heiraten? Warum Verpflichtungen eingehen – und nicht einfach der Kraft der Liebe trauen? Die Ehe ist die lebenslange Verbindung eines Mannes und einer Frau, rechtlich geregelt – und so geschützt. Das Recht bietet einen äusserlichen Rahmen, in dem die vertrauensvolle Gestaltung der Beziehung auf Dauer leichter fällt. Dieser Rahmen hat eine andere Qualität als ein Ja-Wort, das Verliebte einander privat geben. Füreinander dasein, miteinander Tisch und Bett teilen – dem entspricht der Gesetzgeber mit der rechtlichen Besserstellung des Ehegatten.

Indem es Gatten gemeinsam besteuert, zeigt das Schweizer Steuerrecht an, dass es auf christlichen Vorstellungen fusst. Laut der Bibel werden Mann und Frau in der Ehe eins – dies im Kontrast zu anderen Religionen, die Ehe bloss als einen Vertrag zwischen zwei Personen sehen. Jesus von Nazareth hat die jüdische Ordnung bekräftigt, als er festhielt: „Mann und Frau sind nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch“ (Matthäus 19,6). Für Jesus war klar, dass Gott Mann und Frau, die er füreinander geschaffen hat, fürs Leben zusammenfügt.

Heiraten – auch in der Kirche?

Die rechtliche Regelung, wie sie in unseren Gesetzen Ausdruck findet, ist neueren Datums, die von Juden und Christen (je nach Kultur und Zeitalter unterschiedlich) gelebte Ordnung uralt. Erst vor 140 Jahren wurde die zivile Eheschliessung ohne kirchliche Trauung möglich. So stellt sich heute die doppelte Frage: Heiraten wir – und wenn ja, trauen wir uns auch in die Kirche? Für ein doppeltes Ja, auf dem Zivilstandsamt und in der Gegenwart Gottes, spricht viel.

Für ein doppeltes Ja, auf dem Zivilstandsamt und in der Kirche, spricht viel. Es gibt keine schönere Antwort auf die Sehnsucht nach lebenslanger Liebe und Freundschaft. Grossartig, wenn zwei miteinander aufs Ganze gehen – bewegend, wenn sie dies öffentlich tun!

Wer sich von seiner besten Seite zeigen will…

Neben dem Zauber der Liebe, die Ewigkeit will, verblasst alles Andere. Und doch gibt es auch gute Argumente für die Heirat. Einmal den schon erwähnten Grund: Unsere Liebe verdient es, dass wir ihr einen stabilen Rahmen geben. Gerade weil wir wissen, dass Gefühle schwanken, Verliebtheit einmal schwindet. Gerade weil wir wissen, dass Probleme auf uns zukommen, die uns überfordern könnten. Die Heirat ist zu erwägen, wenn Partner über die Zeit der Schmetterlinge hinaus glücklich sein und glücklich machen und sich als verlässliche Persönlichkeiten bewähren wollen. Die christliche Ethik bietet dafür einen guten Boden.

Kinder!

Der zweiter Grund: Kinder verdienen Eltern, die nicht bloss in einer Partnerschaft (wie fest auch immer) zueinander stehen. Ihnen zuliebe sollten Verliebte sich trauen: zivil heiraten und auch in der Kirche um den Segen Gottes bitten. Dass mit dem grundlegenden Ja die Ehe noch nicht gestaltet und das Bestehen der Familie noch nicht gesichert ist, ist überall zu sehen, in den Medien, im Freundeskreis, in der Verwandtschaft. Kinder aufziehen ohne die Wertegemeinschaft der Kirche – wer will sich das noch zumuten angesichts der kaum mehr überblickbaren Einflüsse, die auf sie einströmen?

Die Treue Gottes abbilden

Der gewichtigste Grund ist wohl der, dass wir Geschöpfe Gottes sind, in seinem Bild gestaltet. Weil Gott treu ist, weil er über alles verlässlich ist, gibt er seinen Geschöpfen die Chance, diese Treue in ihrem Leben zu spiegeln, ihr Ausdruck zu geben. Die Ehe ist diese Chance. Es gibt keine andere Verbindung von Menschen, die die Treue Gottes ähnlich umfassend abbilden würde: Anders als ein Arbeitsverhältnis ist die Ehe für die ganze Lebensspanne gedacht, für gute und schlechte Tage geschlossen. Im Gegensatz zur Bindung an Eltern und Geschwister, auch zur nationalen Zugehörigkeit, ist die Ehe frei gewählt – die wichtigste Entscheidung, die wir selbst treffen.

(Das heisst auch, dass jene nicht heiraten sollten, deren Wille nicht wirklich frei ist und in deren Gedanken Zweifel nisten. Eine Heirat muss gut überlegt sein. Freunde und Seelsorger sehen manchmal weiter als Verliebte. Besser ist es, eine Verlobung im letzten Moment zu lösen und das Fest abzusagen, als sich mit unguten Ahnungen fürs Leben zu binden.)

Dich will ich!

Es geht in der Ehe um Treue. Viel entschlossener und herzlicher als in freundschaftlichen Beziehungen kommt bei der Heirat zum Ausdruck: Dich will ich! Wenn sie zueinander öffentlich Ja sagen, dürfen Brautleute dieses grosse Ja Gottes spiegeln, der sagt: Du sollst leben mit mir! Auf dieses Ja ist Verlass. Gott segnet Eheleute, die sich ihrer mangelnden Kraft bewusst sind und von ihm für die Ehe immer wieder neu Kraft erbitten. In der Ehe würdigt Gott Menschen, seine Treue abzubilden – dafür lohnt es sich zu heiraten.

Datum: 04.05.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung