Depression und Paartherapie

Damit auch dem Ehepartner geholfen wird

Wenn ein Ehepartner unter Depressionen leidet, leidet auch der Andere. Wenn beide in eine Paartherapie einbezogen werden, sind die Ergebnisse wesentlich besser als bei einer Einzeltherapie. Dies belegt der Psychologe und Paartherapeut Guy Bodenmann.
Psychologe und Paartherapeut Guy Bodenmann

An der Fachtagung «Depression und Familie» an der Universität Zürich belegte Guy Bodenmann, Professor für Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder, Jugendliche und Familien seine Erkenntnis. Seine Erfahrung und Studien belegen, dass in einer Ehe mit einem depressiven Partner auch die oder der Andere mitleidet und sich die Beziehungsqualität verschlechtert.

Eine schlechte Beziehungsqualität könne sowohl Folge wie Ursache eines depressiven Leidens sein, sagte der Paartherapeut am 26. August 2011.

Während aber 60% der Ehefrauen Eheprobleme als Hauptgrund für ihre Depression sehen, erkennen es die betroffenen Männer mehrheitlich als Folge der Depression ihrer Ehefrau. Erwiesen ist: Partnerschaftsprobleme erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, um 30 Prozent.

Beide beeinflussen sich gegenseitig

Bodenmann folgert daraus: Die Therapie eines depressiven Ehepartners muss darauf fokussieren, wie sich beide gegenseitig beeinflussen, denn 40% der Partner eines an Depression leidenden Menschen brauchten ebenfalls eine Therapie. Er hat daher aufgrund seiner Forschungsarbeit ein Programm entwickelt, das solchen Paaren im Rahmen einer Paartherapie hilft.
 
Bodenmanns Mitarbeiterin, die klinische Psychologin Kathrin Widmer, erklärte, dass ein Paar die Rolle des Kranken und Gesunden unter sich aufteile, auch wenn beide leiden. Denn auf beiden Seiten gebe es Schuldgefühle, Frust und Ärger. Sie erläuterte die therapeutische Arbeit des Instituts an der Uni Zürich, welches auch das Programm «paarlife» entwickelt hat.

Lernen und sofort umsetzen

Das Ziel der Therapie sei, positive Erinnerungen des Paars zu aktivieren. Dazu werde zuerst die Beziehungsgeschichte des Paars erkundet. Es gelte sodann, die gegenseitige Wertschätzung der Partner zu reaktivieren.

Beharrlich werde daran gearbeitet, wieder eine positive Grundstimmung zu erzeugen. Die Therapie sei immer mit Handlungsanweisungen verbunden. Das Paar werde zu kleinen Schritten ermutigt. Es bekomme zum Beispiel die Aufgabe, sich zu überlegen, «was man schon lange nicht mehr macht, um den Andern zu erfreuen».
 
Im Rahmen der Fachtagung referierten weitere Fachleute zum Thema Depression und zur Bewältigung des Leidens in Familien und Beruf. Das Eingangsreferat hielt der ehemalige Professor und Leiter des Kompetenzzentrums Depression und Angst an der Klinik Hohenegg, Daniel Hell.


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Datum: 26.08.2011

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