Ehemalige Abtreibungsärztin

«Der gekreuzigte Jesus ist meine persönliche Rettung»

Kathi Aultman
Lange glaubt Abtreibungsärztin Kathi Aultman, ihre Arbeit würde Frauen helfen. Doch irgendwann wird ihr bewusst, wie viele Menschen wegen ihr nie das Licht der Welt erblicken durften. Die Schuld scheint sie schier zu erdrücken.

Als junge Ärztin fand ich eine Stelle in einer Abtreibungsklinik. Ich war der Meinung, dass jede Frau das Recht hat, selbst über ihren Körper zu bestimmen. An die Ungeborenen dachte ich dabei gar nicht. Abtreibungen sah ich rein medizinisch, nicht emotional.

Auch als ich selbst schwanger wurde, führte ich weiter Schwangerschaftsabbrüche durch. Für mich war das kein Widerspruch: Mein Baby war gewollt, die anderen eben nicht. Bedenken kamen mir nur, wenn ich auf der Intensivstation für Neugeborene aushalf. Dort versuchten wir, Babys zu retten, die nicht älter waren als einige von denen, die wir abtrieben...

Erste Zweifel

Irgendwann kamen mir aber doch Zweifel an meinem Job. Das lag an der Begegnung mit drei verschiedenen Patientinnen. Die erste von ihnen war eine junge Frau, bei der ich schon drei Abbrüche durchgeführt hatte. Mich ärgerte, wie leichtfertig sie Abtreibung als Verhütungsmethode benutzte. Aber ich hatte kein Recht, ihr den Eingriff zu verweigern, zum vierten Mal musste ich die Prozedur bei ihr durchführen.

Die zweite hatte eine Freundin dabei. Als die sie fragte, ob sie sich den Fötus ansehen möchte, rastete sie aus und schrie hasserfüllt: «Ich will das nicht sehen, ich will das wegmachen!» Damals dachte ich erschrocken: «Was hat das Baby dir getan?»

Als drittes kam eine Frau, die schon vier Kinder hatte. Ihr Mann bestand auf die Abtreibung, weil er sich kein fünftes Kind leisten konnte. Während wir den Abbruch durchführten, weinte sie die ganze Zeit bitterlich.

Die Herzlosigkeit und Feindseligkeit der ersten beiden Frauen im Vergleich mit der Verzweiflung und dem Schmerz der dritten Frau erschütterten mich. Die Rechtfertigung, dass ein Kind nicht gewollt war, reichte mir plötzlich nicht mehr.

Zu dieser Zeit fing ich auch an, in die Kirche zu gehen. Nach und nach realisierte ich, dass Jesus wirklich gelebt hat und was das für mich bedeutet. Ich wurde Christ und begann langsam, mich zu verändern. Irgendwann wurde mir klar, dass ich keine Abtreibungen mehr durchführen möchte.

Zentnerschwere Schuld

Zwei Jahre später las ich einen umstrittenen Artikel, der Abtreibungen mit dem Holocaust verglich. Erst fand ich den Vergleich gewagt, doch dann wurde mir bewusst, wie viele Babys wegen mir sterben mussten. Ich hatte die Gesellschaft um so viele Menschen beraubt. Wie gern hätte ich sie kennengelernt. Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass ich mehr Menschen auf dem Gewissen habe als Massenmörder. Ich hatte furchtbare Schuld auf mich geladen und spürte sie zentnerschwer auf mir. Ich war verzweifelt.

Was Erlösung am Kreuz wirklich bedeutet 

Ich vertraute mich einem Seelsorger an und während ich sprach, konnte ich nicht mehr aufhören zu weinen. Es war als wäre meine Schuld zu schrecklich für Gott. Doch dann schenkte mir Gott ein Bild, ich sah es ganz deutlich vor meinem inneren Auge: Ich sah die Füsse und das Gewand von Jesus vor mir, während ich zu seinen Füssen lag und weinte. Er fragte: «Bist du mächtiger als ich? Sind deine Gedanken richtiger als meine? Bist du kraftvoller als ich? Wie kommt es, dass ich dir vergeben kann, aber du dir nicht?»

In diesem Moment begriff ich ein für allemal, warum Jesus so qualvoll am Kreuz gestorben war. Er tat es für meine schwere Schuld. Von ihm selbst zu hören, dass er mir vergeben hat, war unfassbar. Der gekreuzigte Jesus wurde an diesem Tag zu meinem persönlichen Erlöser. Nach und nach konnte auch ich mir vergeben und Schritt für Schritt wurde ich heil.

Inzwischen bin ich in Rente und setze mich für ungeborenes Leben und werdende Mütter in Not ein. Jeden Tag bin ich so dankbar, dass ich Jesus, den Retter, kennen darf. Er ist ans Kreuz gegangen, um Vergebung für uns teuer zu erkaufen. Er vergibt, heilt, richtet auf und stellt wieder her. Er macht alles neu. Dass ich heute anderen helfen kann, obwohl ich so vielen das Leben genommen habe, macht mich dankbar.

Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Neuauflage. Er erschien zuerst am 3.4.2018 auf Livenet.

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Datum: 10.07.2023
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch / CBN

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