«Meine tiefste Sehnsucht ist gestillt»
Als Tochter eines Werkzeugmachers wird Ursula Erne 1958 in Baar ZG geboren. Der ständige Wohnortwechsel ihrer Familie belastet sie. Zutiefst sehnt sie sich nach einer guten Freundin. Schon früh resigniert das Mädchen: «Es tat so weh, liebgewonnene Menschen immer wieder zurücklassen zu müssen. Das wollte ich nicht mehr.» Halt sucht Ursula Erne bei ihren Eltern und Geschwistern. Auch bei den Tieren auf den Bauernhöfen der Umgebung.
Sehnsucht nach Gott
Mit 16 Jahren absolviert sie in Riehen bei Basel ein diakonisches Haushaltslehrjahr. Das Leben und Arbeiten in der christlichen Institution lässt die junge Frau über Gott nachdenken: «Als kleines Mädchen stand ich oft am Fenster und betete zu Gott. Schon damals sehnte ich mich nach einer Beziehung mit ihm», sagt Ursula Erne. Katholisch erzogen, war der Glaube für sie primär ein religiöses Ritual. Das Beichten habe ihr immer gut getan. Allerdings: «Ich wusste genau, kaum zuhause, würde ich bald wieder etwas angestellt haben. So wuchs mein ‚Schuldenberg‘, und dieses Bewusstsein quälte mich bis zur nächsten Beichte.»
Geliebt und geborgen
1974 besucht Ursula Erne einen christlichen Grossanlass in Basel: «Damals begriff ich erstmals, dass Jesus Christus durch sein Sterben am Kreuz meinen ‚Schuldenberg‘ ein für allemal gesprengt hat. Ich bekannte ihm alles, was in meinem Leben nicht gut gelaufen war. Er hat mir vergeben. Auch von den lähmenden Schuldgefühlen hat er mich befreit. Aber das Grösste für mich ist die Freundschaft mit ihm. Jesus hat meine tiefste Sehnsucht nach Beziehung gestillt.» Dieses Geliebt- und Geborgensein befähigt Ursula Erne, sich auch Menschen wieder zu öffnen. Im Musikverein begegnet die passionierte Querflötenspielerin der Liebe ihres Lebens. Heute sind Ursula und Philipp Erne seit 34 Jahren verheiratet.
Ruhe im Sturm
Als Krankenpflegerin hat die engagierte Frau viele Menschen leiden und auch sterben sehen – zuletzt ihre Mutter, die vor zehn Jahren dem Krebs erlegen war. Vier Jahre später verlässt Ursula Erne die Praxis ihrer Frauenärztin mit einem mulmigen Gefühl. Es besteht Verdacht auf Brustkrebs. Die Gewebeprobe bestätigt diesen. «Jetzt muss ich auch sterben», schiesst es der damals knapp 50-Jährigen durch den Kopf. Vor Angst flattert ihr das Herz. Ruhe sucht und findet Ursula Erne in dieser Zeit bei Gott: «Ich habe ihm nicht für die Diagnose gedankt, aber ich wusste, bei ihm bin ich in Sicherheit.»
Glasklare Zusagen
In der Bibel stösst sie auf Psalm 118, Vers 17: «Ich werde nicht sterben, sondern am Leben bleiben und erzählen, was der Herr getan hat!» Ein zweites Mal redet Gott Klartext, diesmal durch Jeremia, Kapitel 30, Vers 17: «Aber zu dir sage ich, der Herr: ‚Ich will dich wieder gesund machen und deine Wunden heilen‘.» An diesen Zusagen klammert sich Ursula Erne fest, als sie im Winter 2007 in den Operationssaal geschoben wird.
Das Wunder
Aus der Narkose erwacht, ist Ursula Erne erleichtert, ihre Brust zu ertasten. Zehn Tage später erfährt sie, dass das entnommene Gewebe und die Lymphknoten auf wundersame Weise frei von bösartigen Zellen seien. Erneut flattert Ursula Erne das Herz – diesmal vor Freude und tiefer Dankbarkeit Gott gegenüber. Ihr Umfeld und die Ärzte reagieren gespalten. Sechs Jahre sind seit der Operation vergangen, und der Krebs ist nicht zurückgekehrt. Die Gewissheit, geheilt zu sein, lässt sich Ursula Erne von niemandem nehmen.
Hoffnung für andere
Gemeinsam mit ihrem Mann engagiert sie sich in der HeilBAR in Brugg – ein öffentlich zugänglicher Ort, an dem notleidende Menschen Hilfe erhalten, ungeachtet ihrer Herkunft oder Religion. Lange Zeit hatte Ursula Erne vornehmlich ältere Menschen gepflegt und begleitet. Vor zwei Jahren gab sie diesen Beruf auf. Auch wenn sie noch immer körperlich und seelisch kranken Menschen begegnet, sagt sie fröhlich und bestimmt: «Heute bin ich keine Krankenpflegerin mehr, ich bin ‚Lebenspflegerin‘.»
Datum: 05.07.2013
Autor: Manuela Herzog
Quelle: jesus.ch-Print